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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0229
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Kirchenordnung 1606

lande und sande, renten, pechten, diensten und
allen andern, zur pfarr gehörig, nichts außbeschei-
den, gnediglich und günstiglich einwilligen und
nachgehen, sie auch der exuvien halben genzlich
befreyen und erlassen wolten. Weil wir nun nach
gnediger und fleissiger erwegung und betrachtung
dieser sachen umbstende solche ihre undertenige
und demütige bitt für zimlich erachtet, so haben
wir solch ganz und voll nachjahr, inmassen sie das
bey uns gesucht und gebetten, mit consent und be-
willigung unsers ehrwirdige tumcapitels, praelaten
und aller collatorn der pfarren und kirchen unsers
stifts Verden, an hauß, hofe, acker, wiesen, heyd,
weid, hölzung, mastung, sand und land, renten,
pächten, diensten und allen andern, zu jeder pfar
gehörig, nichts außbescheiden, ihren witwen und
kindern nach absterben der pastorn vollkömlich
durchaus ohne einige verhinderung und einsper-
rung zu nützen und zu gebrauchen nachgegeben
und bewilliget und 49 auch mit unserm ehrwirdigen
tumbcapitel, praelaten und collatorn der pfarren
und kirchen unsers stifts Verden einhelliglich vor-
glichen und tun das in und kraft dieses unsers off-
nen briefes, das solch voll und ganz nachjahr, so
oft nach dem willen Gottes ein pastor in berürtem
unserm stift Verden mit todt abgehen würdet, des
verstorbenen nachgelaßnen witwe und kindern un-
weigerlich gefolget werden soll. Wir, unser ehrwir-
dich tumbcapitel, praelaten und collatorn der pfar-
ren und kirchen unsers stifts Verden begeben uns
auch hiemit gnediglich und gutwilliglich vor uns
und unsere successores und nachkommen der ver-
storbnen pastorn exuvien, entfreyen und erlassen
ihre nachgelaßne witwe und kinder derselben hie-
mit genzlich und zu ewigen zeiten. Dieweil auch
außtrucklich wieder recht und verbotten ist, die

bischöflichen Tafellehn gehören; 3. im Amte Roten-
burg a. Rotenburg, b. Visselhövede und c. Neuenkir-
chen, reverendissimus, sowie auch d. Schneverdingen,
welche Pfarre der Dompropst zu verleihen gehabt
hatte, e. Ahausen, thesaurarius, f. Scheeßel, schola-
sticus, g. Brokel, die Grafen von Oldenburg, h. Kirch-
walsede, die Familie von Mandelslo (zur Familie von
Mandelslo im allgemeinen vgl. E.H. Kneschke,
Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexikon VI.
1865, 109 ff. Die von Mandelslo gehörten zur Ritter-
schaft des Stiftes Verden; vgl. C. Meyer, Stadt-
geschichte, 64, Anm. 1. Häufig erscheinen Mitglieder

pfarren zu verkaufen oder etwas darvor zu neh-
men, so haben wir, unser ehrwirdig tumbcapitel,
praelaten und collatores der kirchen unsers stifts
Verden unß 50 auch miteinander vorglichen und
voreinigt, das fürohin kein collator einiger pfar oder
kirchen in unserm stift Verden etwas von den nach-
folgenden und künftigen pastorn wegen der pfarr
vor die collation fordern oder nehmen, sondern ein
jede pfarr hinfürder ohne einich entgelt von ihrem
collatore dem zur zeit vorstehenden pastorn, der
reiner lehr und lebens halben darzu tauglich be-
funden würt, umbsonst und vorgebens conferirt
werden soll. Und damit nun der absterbenden pa-
storn kirchen- und kirchspielleut durch diese be-
gnadung und bewilligte nachjahr ohne gebürendem
gottesdienst, predigesambt und administrirung der
heiligen, hochwirdigen sacramenten nicht verseu-
met, sondern gleich fleissig vorsorget und ihnen in
warendem nachjahr getreulich fürgestanden müge
werden, so haben sich die sembtliche pastorn in
unser stadt und stift Verden und desselben flecken,
auch auf den dörfern, für sich und ihre nachkom-
men einhelliglich miteinander beredt, vorglichen
und vortragen, wann in unserm stift Verden ein
pastor nach Gottes willen mit todt abgehen würt,
das sie desselben abgestorbenen pastorn stedt und
vices nach aller notturft mit gebürlichem gottes-
dienst, predigen, administrirung der heiligen, hoch-
würdigen sacramenten und besuchung der kranken
vorsehen, versorgen, bedienen und solchem ambt
fleissig fürstehen wollen, biß so lang der neue an-
kommende pastor, so von dem herrn collatore der
erleddigten pfarr belehnet, antretten würdet. Wel-
ches doch, soviel immer müglich, in den sechs oder
acht negesten wochen nach des verstorbenen pa-
storn tödtlichem abgang zu geschehen, von dem

der Familie als Domherren; vgl. z. B. Ch. G. Pfann-
kuche, Die neuere Geschichte, 77, Anm. 3; 80,
Anm. 10; 128, Anm. 6; W. v. Hodenberg, Verde-
ner Geschichtsquellen I, Einleitung). — So nach
Pfannkuche, aaO. 78, Anm. 5. Vgl. dazu J. H.
Pratje, Altes und Neues II, 361ff. VI, 161ff. VII,
105 ff.; Kunstdenkmäler der Provinz Hannover V, 1,
am jeweils einschlägigen Ort. — Vgl. dazu unten
Anm. 53 und 54. - Zur Geschichte und zu den Pa-
trozinien der Pfarrkirchen s. A. Asmus.

49 Originalurkunde: unß.

50 Druckvorlage: und, Originalurkunde: unß.

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