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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0286
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Stadt Osnabrück

pellane vor dessen sinen arbeit in den hospitalen
weß gegeven und togekert werden.

Van den 70 scholen und scholemesteren 71.

Im Barvöterkloster 72 schal eine gemeine schole ge-
holden werden,darinne die junge jogent düsser stadt
und so 73 dar van buten inkumpt 74, mag geleert und
upgetagen werden in gadesfruchten und guden kün-
sten. Idt schal dem rectori 75 und sinen medegesellen
temeliche besoldinge vam ehrsamen rade gegeven
werden und darto frigge woninge in demsülven klo-
ster, up dat sie eren mögel[i] cken flit doen by den kin-
dern und by den armen sowohl als by den ricken.

Und dewile noch men klene kindere vorhanden
sint, so hebbe wy einen rectorem mit twen schol-
gesellen angenommen und einen cantorem. Und so
dar mit der tidt velicht mehr jungen van buten
werden inkommen, So will men ock to mehr scho-
legesellen trachten.

70 Legerbuch: der.

71 Vgl. zu diesem Kapitel Lübecker KO: „Van der
scholen“ und die dort folgenden Kapitel (Sehling
V, 339ff.). Dort wird, anders als in unserer KO, eine
Einteilung der Knaben in 5 Loca vorgesehen, ebenso
in der Hamburger KO von 1529 in den entsprechen-
den Kapiteln (Sehling V, 495ff.). Drei Klassen sieht
die Braunschweiger KO vor (Sehling VI, 1, 362ff.).
Durch die unterschiedliche Klasseneinteilung bzw.
die verschiedenen Stadtverhältnisse ist auch eine
andere Zuweisung des Unterrichtsstoffes wie eine
andere Zahl der Lehrer bedingt; vgl. auch H.
Hoyer, 177f. Die Mindener KO schreibt zwei, die
Herforder KO drei Klassen und eine große Fülle an
Unterrichtsstoff vor. Entsprechend sind die Schul-
verwaltungen von den örthchen Stadt- und Kirchen-
verfassungen abhängig. Zur Osnabrücker Schulver-
waltung s. Einleitung, oben S. 238. — Vgl. noch un-
ten S. 263f. mit Anm. 1.

72 Die Franziskaner besaßen schon vor 1250 Haus und
Kapelle an der Lohstraße, die sie aber ca. 1250 aus
unbekanntem Grunde verließen (vgl. oben Anm. 66).
Kurze Zeit darauf siedelten sie sich an der Nordseite
der Katharinenkirche an. Zum Schicksal des Klo-
sters während der Reformationszeit vgl. Einleitung,
oben S. 236ff. 1681 befahl das Domkapitel die Nieder-
legung der Kirche. Vgl. H.W. H. Mithoff VI, 127;
Kunstdenkmäler der Provinz Hannover IV, 1 u. 2,
188ff.; L. Huys, 40f.; L. Hoffmeyer, Chronik I,
442f.; H. Rothert in: MO 57 (1937), 146f.; L.
Schirmeyer, 60.

73 Druckvorlage: „so“ fehlt. Sonst wie der Text.

74 Die Schule bekam bald großen Zulauf, so daß ein-
mal angeblich 700 Schüler da gewesen sein sollen.

Idt scholen die kinder (so nun verhanden sint)
gedelet werden in drey loca. Im ersten loco schöllen
sitten de fibulisten, de dar ersten bockstaven und
lesen lehren, im andern, de dar declineren und con-
jugeren und lesen 76 leren. Densülven sall man ock
Disticha Catonis 77 lehren und darut die partes ora-
tionis recht kennen und verstaen lehren. Den klei-
nesten kindern schall man ock deß avendes latin,
als twe vocabula und derglicken, mit to huß geven.
Dat scholen sie deß morgens weder upsegen. Deß-
gleichen sollen ock die anderen de Disticha Catonis
van buten 78 lehren. Im drüdden loco schollen se
etymologiam leren und syntaxin. Desülven schollen
hören Fabulas Aesopi, comoedias Terentii, item
prosodiam. Und so dar welcke mank sind, de des
verstanden 79, so kan man densülven in einen be-
sundergen classem verordnen und lesen denn was 80
in dem Virgilio, item Metamorphosi Ovidii und der-
gelicken. Und idt schall de rector dessen jungen

Deu auswärtigen Schülern sicherte der Bischof freies
Geleit und besonderen Schutz zu. Vgl. Hartmann,
Rathsgymnasium, 1.

76 Der erste Rektor der Franziskanerschule war Wil-
helm Sandfurt, gebürtig aus Brogel in Brabant. Er
war schon 1525 in Osnabrück und predigte im evan-
gelischen Sinn an beiden Stadtkirchen. 1532 erhielt
er offiziell eine Predigerstelle an der Katharinen-
kirche, danach an der Marienkirche. 1533 wurde er
abgesetzt, blieb aber als Hauslehrer in Osnabrück,
erhielt dann das Rektorat an der Johannisschule. Nur
kurze Zeit blieb er Rektor an der Franziskanerschule,
dann wurde er Hofprediger des Bischofs, 1545[?]
wirkte er wieder an der Marienkirche, 1548 wurde er
entlassen. Eine Zeitlang war er Prediger in Stade,
seit 1552 an der Johanniskirche in Lüneburg, † 1564
in Lüneburg. Vgl. K. Lodtmann, Geschichte,
117ff.; J. Ch. Strodtmann, 6; F. Runge, Rats-
gymnasium, 7; Einleitung, oben S. 234ff.; Ge-
schichtsquellen II, 283. 290 mit Anm. 1; Ph. Meyer,
Pastoren II, 240. 393. 102. - Auf Sandfurt folgte als
Rektor Christian Sleibing; vgl. oben S. 241, Anm.
87. Der letzte Rektor war Heinrich Sibäus Olphenius,
vorher Konrektor. Nach Aufhebung der Schule ging
er mit Sleibing als Konrektor nach Herford. Vgl.
Lodtmann, 122ff.; Strodtmann, 8f.; Runge, 8.

76 Legerbuch: „und lesen“ fehlt!

77 Im damaligen Schulunterricht vielbenutzte lateini-
sche Spruchsammlung ca. aus dem 3./4. Jh., Ver-
fasser unbekannt; vgl. Sehling VI, 1,73 mit Anm.51.

78 = auswendig; vgl. oben S. 222, Anm. 3.

79 Legerbuch: des vorstandes sint.

80 Druckvorlage: war. Fink: wer; aber das Wort heißt
in der Niederschrift „wes“, so auch Legerbuch.

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