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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0295
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Kirchenordnung 1543

Ock were nütte und gut, dat gille und ampte sick
in eren 90 mannigfoldigen collatien metigeden und
etlick geld jarlix veroverden und byleden 91 to be-
hoeff der besoldung der praedicanten, ock armen
gesellen, hier binnen der stadt in eren egen ampten
gebaren, darmit vortohelpende 92, dat sie studeren
und van hier versent mogten werden in ander schole
und universiteten, damit wy alletydt mochten ge-
schickede lüde hebben, der wy konden in predigk-
ampte gebrucken, so uns etlicke unser predicanten
worden affgaen.

Idt wil ock vannöden syn, dat ut allen broder-
schoppen und selschoppen 93 in disser statt jarlike
tolage werde gedaen to behoeff der besoldunge der
predicanten, ock ander armen lüde in den ampten
und süß darmit to helpen. Idt iß im pawestdome
alle dink up unnütte freten und supent gestellet.
Nu wy overst dat hillige evangelium hebben und
hören, wat Gades gnedige wille iß, so mote wy uns
ock beteren und schicken in allen dingen, darmit

1542, Sehling VI, 2, 864f.; Wolfenbüttler KO von

1543, Sehling VI, 1, 61; Grubenhagener KO von

1544, Sehling VI, 2, 1037, usw.

90 Druckvorlage: enen; ebenso die Niederschrift. Leger-
buch und Fink wie unser Text.

91 = bei Seite legten; vgl. Lasch und Borchling I,

276 . 92 Die übrige Überlieferung: to helpende.

93 Selschop = Gesellschaft, auch Innung, Gilde; vgl.
Schiller und Lübben IV, 184. — Außer den Ka-

landen der Geistlichkeit gab es folgende Bruderschaf-
ten und Gilden: An der Johanniskirche die Johannes-

gesellschaft, genannt der Große Busbom, und die
Gesellschaft Unserer lieben Frau; an der Katharinen-
kirche die Jakobsgilde (vgl. H. Veltman, 183.
196. 199. 200); an der Marienkirche außer dem Prie-

sterkaland die Zwölf-Apostel-Gesellschaft der Tuch-

händler (Abdruck der Statuten bei C.Stüve, Bruder-

schaften, 8f.) und die Heilig-Leichnams-Gesellschaft,
außerdem zwei Bruderschaften unbekannten Na-

mens; am Dominikanerkloster die 1491 errichtete
Marienbruderschaft sämtlicher Gildemeister (Ur-
kunde vom 25. Januar 1491, abgedruckt bei F. Phi-
lippi, Gildeurkunden, Nr. 59), die Rosenkranz-
bruderschaft des Schmiedeamtes von 1492, eine all-
gemeine Rosenkranzbruderschaft, eine St. Annen-,
eine Heilig-Kreuz- und eine Sebastiansbruderschaft;
am Augustinerkloster eine Liebfrauen-, eine St. Jost-,
St. Annen-, Schulten-, Heilig-Kreuz- und Eligius-
bruderschaft (die Eligiusbruderschaft der Schmiede
- Eligius war der Patron der Schmiede - wurde mit
Urkunde vom 23. August 1473 gegründet, die Ur-
kunde bei Philippi, Gildeurkunden, Nr. 43); am
Franziskanerkloster eine Jakobus- und Antonius-
bruderschaft; eine Vitus- und eine Nikolausbruder-

wy under deme evangelio nicht unse egen nüt und
fordell, sonder Gades ehre und unses negesten 94
beste soecken und forderen helpen, sovele als in uns
iß. Item, alles was die ampte und gille in de ker-
cken und klöster gegeven hebben jaherlickes to den
memorien vor süster und broder, to lechten und
dergeliken mehr, datsülve schal ock nun billick to
behoeff der besoldinge der predicanten kommen in
ener ideren kercken.

Mit der 95 spenden 96 to geven, kan ock wol ene
mate gefunden werden, dat men etwes darvan nem-
me to behoeff der onderhaldinge der schole und des
evangelii, dewile doch de mesten hupen, de solcken
spende gebrucken und geneten, starke, junge und 97
welige 98 lüde sint, de nicht arbeiden willen und sick
up de spende und dergelicken almissen dregen 99
unde verlaten.

Van den düdeschen scholen 1.

Idt behoven 2 de düdeschen schole ock wol einen

schaft gab es an den gleichnamigen Kapellen (vgl.
Urkundenbuch I, Nr. 345; Stüve, Bruderschaften,
11ff.; Geschichtsquellen IV, 97). Außerdem bestan-
den in Osnabrück die Georgs-, Dreikönigs- und Sil-
vesterbruderschaft wie der Kleine Busbom mit un-
bekannten Anschlußkirchen. Die Gilden der Laken-
weber und der Schuhmacher (vgl. Philippi, Gilde-
urkunden, Nr. 5; MO 7 [1865], 171), auch der Bäcker,
gehörten zum Dom. Vgl. W. Berning, 251 f.;
Stüve, Bruderschaften; Philippi, Gildeurkun-
den; L. Huys, 38f.

94 Hier hört die Niederschrift auf.

95 Legerbuch (Fink): den.

96 Zu den Spenden vgl. unten S. 302 mit Anm. 17.

97 Legerbuch (Fink): „und“ fehlt.

98 Vgl. oben S. 262 mit Anm. 77. „Welich“, „welig“
hat auch die Bedeutung von „wohlig“, „munter“.

9 9 = stützen; vgl. Lasch und Borchling I, 471.

1 Vgl. Lübecker KO: „Van den dudeschen scrif scho-
len“, „Van juncfrauen scholen“ (Sehling V, 346f.);
auch die entsprechenden Kapitel der Hamburger KO
(Sehling V, 500); Braunschweiger KO: „Van den
düdeschen jungenscholen“, „Van den juncfrauen-
scholen“ (Sehling VI, 1, 370f.); Göttinger KO von
1531: „Von der junkfrouenschole“ (Sehling VI, 2,
908f.); das entsprechende Kapitel derHerforderKO ;
Wolfenbüttler KO von 1543: „Van der junkfrauen-
scholen“ (Sehling VI, 1, 75f.). Zu den deutschen
Schulen in Osnabrück s. Einleitung, oben S. 239 mit
Anm. 66. Das Schulwesen diente für Bugenhagen
wesentlich der christlichen Erziehung; vgl. E. Wolf,
Peregrinatio. 1954, 265f.; oben S. 66, Anm. 25.

2 = bedürfen, haben nötig; vgl. Schiller und Lüb-
ben I, 204; Lasch und Borchling I, 187.

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