Der Kampf a Lascos galt den Resten des Katholizismus und den Sektierern im Land 10. Das Emder
Franziskanerkloster 11 war noch mit Mönchen besetzt, auch fand dort noch katholischer Gottesdienst statt.
A Lasco erreichte hier freilich nur, daß das öffentliche Auftreten der Mönche eingeschränkt wurde 12.
Ferner erreichte er einen Befehl der Gräfin an die Emder Kirchvögte zur Beseitigung der Bilder aus
der Emder Stadtkirche 13, hatte aber auch im Kampf gegen die Bilder zunächst keinen vollen Erfolg.
Noch 1545 und 1546 klagte er über die Bilder in der Kirche 14. - Die Sekten bekämpfte er, indem er
sich in Disputation, Streitschrift und Briefen an ihre bedeutendsten Führer wandte 15. Die Bestimmungen
in der Polizeiordnung von 1545 über eine Prüfung der Sektierer durch den Superintendenten bzw. ihre
Ausweisung 16 gehen deutlich auf seinen Einfluß zurück.
A Lasco war zu Beginn seiner Tätigkeit in theologischer Hinsicht noch nicht ausgereift. In Be-
ziehungen stand er, teils nebeneinander, teils nacheinander, zu Albert Hardenberg, der aus Bremen
später wegen Kryptocalvinismus weichen mußte 17, zu Melanchthon, zu Pellikan 18, zu Bucer 19, zu Bul-
linger 20 und den übrigen Zürichern. In seiner Abendmahlslehre wurde er mehr und mehr ein Schüler
Calvins, während Calvins schroffe Prädestinationslehre in a Lasco keinen Vertreter fand. Wie auch
ordnung von 1532; Richter I, 172f.) vorbildlich gewesen sein. Vgl. einiges auch bei J. H. Garrels, Die Entwick-
lung der ref. Presbyterial- und Synodalverfassung in den zu Wesel und Emden zusammengeschlossenen Flüchtlings-
gemeinden. Diss. 1920, 28ff.
10 Am 8. August 1543 richtete a Lasco ein Mahnschreiben an Gräfin Anna, in dem er sie zu entsprechenden Maß-
nahmen aufforderte; vgl. A. Kuyper II, 558ff.; dazu U. Emmius, Historia, 919ff.; E. Meiners I, 242ff.;
O. Bartel, 139f.; oben S. 321, Anm. 87.
11 Näheres über das Kloster s. unten S. 370f., Anm. 89.
12 Vgl. E. Meiners I, 233ff.; U. Emmius, Historia, 916ff.; H. Dalton, a Lasco, 225ff.
13 Vgl. die Antwort der Gräfin Anna an a Lasco vom 3. September 1543 und den Befehl an die Kirchvögte vom
19. September 1543 im Bericht, 138f., und bei E. R. Brenneysen Tom. I, Lib. VI, 274f.; vgl. auch E. Meiners
I, 249f.
14 Vgl. a Lascos Brief an den gräflichen Sekretär Hermann Lenthius vom 6. September 1545 (A. Kuyper II, 596f.);
Brief an Bucer vom März 1546 (Kuyper II, 604f.); dazu J.Weerda I, 30.
15 Disputation mit Menno Simons 1544 zu Emden. - Gegen Menno (vgl. unten S. 402, Anm. 59) schrieb er: De-
fensio verae semperque in ecclesia receptae doctrinae de Christi Domini incarnatione, adversus Mennonem Simonis,
Anabaptistarum doctorem (A. Kuyper I, 3-60).Vgl.E.Meiners I, 255ff. — An David Joris (vgl.unten S. 401f.,
Anm. 56) richtete er am 4. Februar und im April 1544 Briefe (Kuyper II, 566ff. 570ff.). Vgl. Meiners I,
269ff. — Vgl. dazu auch J. F. Bertram, Historia critica, 157ff.; H. Dalton, a Lasco, 235ff.; K. E. J. Jørgen-
sen, 32ff.; O. Bartel, 139ff.
16 Vgl. unten S. 403 mit Anm. 67. 17 Vgl. unten S. 435, Anm. 12.
18 Konrad Pellikan, 1478-1556, seit 1525 Professor der griechischen und hebräischen Sprache in Zürich, Erklärer
und Übersetzer der Bibel; vgl. Näheres bei H. L. Strack, RE 3 15, 108ff.; O. Clemen, RGG 2 IV, 1062; H. R.
Guggisberg, RGG 3 V, 208.
19 Martin Bucer, 1491—1551, seit 1524 Prediger in Straßburg, 1541 Superintendent, Reformator Straßburgs, dar-
überhinaus von weitreichender Wirksamkeit, 1549—1551 in England, † am 28. 2.1551 als Professor in Cambridge.
Näheres vgl.bei R. Stupperich, RGG 3 I, 1453ff.; Neue deutsche Biographie II (1955), 695ff.;H. Jahr,
EKL I, 596ff. Zu Bucers weitreichendem Einfluß auf das Kirchenordnungswesen, besonders Hessens und über die
Kölnische Reformation auf weitere Gebiete, vgl. zusammenfassend bes. Jahr, aaO. 598f. Zu Bucers vorüber-
gehender Beziehung zur Reformation in den Stiftern Münster und Osnabrück vgl. oben S. 215. Besonders deut-
lich über die Kölnische Reformation wirkte Bucer auch auf Ostfriesland ein. Auf seinen Einfluß auf a Lascos
Londoner KO wird an Hand der KO Microns einzugehen sein; vgl. unten S. 559ff. Zu Bucers Bestreben, die evan-
gelischen Richtungen zu einigen und zwischen den Lehrauffassungen zu vermitteln, vgl. auch oben S. 265, Anm. 11.
Zu den späteren Bemühungen des Emder Pastors Gellius Faber, Bucers Standpunkt in der Abendmahlslehre in
Ostfriesland zur Geltung zu bringen, vgl. unten S. 331. — Für unseren Zusammenhang von besonderer Bedeutung
ist Bucers Brief an a Lasco vom 16. April 1545 de veritate corporis Christi in eucharistia, abgedruckt bei J. V.
Pollet, Martin Bucer. Études sur la correspondance I. 1958, 222ff. Der vorangegangene Brief a Lascos an Bucer
ist verloren; vgl. ebd. 222, Anm. 2.
20 Heinrich Bullinger, 1504-1575, nach Zwinglis Tod (1531) Leiter der Züricher Kirche, vermochte sich dem Eini-
gungsversuch in der Wittenberger Konkordie (vgl. oben S. 265f.,Anm. 11) nicht anzuschließen, einigte sich 1549
im Consensus Tigurinus mit der Genfer Kirche über die Abendmahlsfrage; vgl. Näheres bei O. E. Strasser,
RGG 3 I, 1510f.; R. Pfister, Neue deutsche Biographie III (1957), 12f.; J. Courvoisier, EKL I, 615f.
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Franziskanerkloster 11 war noch mit Mönchen besetzt, auch fand dort noch katholischer Gottesdienst statt.
A Lasco erreichte hier freilich nur, daß das öffentliche Auftreten der Mönche eingeschränkt wurde 12.
Ferner erreichte er einen Befehl der Gräfin an die Emder Kirchvögte zur Beseitigung der Bilder aus
der Emder Stadtkirche 13, hatte aber auch im Kampf gegen die Bilder zunächst keinen vollen Erfolg.
Noch 1545 und 1546 klagte er über die Bilder in der Kirche 14. - Die Sekten bekämpfte er, indem er
sich in Disputation, Streitschrift und Briefen an ihre bedeutendsten Führer wandte 15. Die Bestimmungen
in der Polizeiordnung von 1545 über eine Prüfung der Sektierer durch den Superintendenten bzw. ihre
Ausweisung 16 gehen deutlich auf seinen Einfluß zurück.
A Lasco war zu Beginn seiner Tätigkeit in theologischer Hinsicht noch nicht ausgereift. In Be-
ziehungen stand er, teils nebeneinander, teils nacheinander, zu Albert Hardenberg, der aus Bremen
später wegen Kryptocalvinismus weichen mußte 17, zu Melanchthon, zu Pellikan 18, zu Bucer 19, zu Bul-
linger 20 und den übrigen Zürichern. In seiner Abendmahlslehre wurde er mehr und mehr ein Schüler
Calvins, während Calvins schroffe Prädestinationslehre in a Lasco keinen Vertreter fand. Wie auch
ordnung von 1532; Richter I, 172f.) vorbildlich gewesen sein. Vgl. einiges auch bei J. H. Garrels, Die Entwick-
lung der ref. Presbyterial- und Synodalverfassung in den zu Wesel und Emden zusammengeschlossenen Flüchtlings-
gemeinden. Diss. 1920, 28ff.
10 Am 8. August 1543 richtete a Lasco ein Mahnschreiben an Gräfin Anna, in dem er sie zu entsprechenden Maß-
nahmen aufforderte; vgl. A. Kuyper II, 558ff.; dazu U. Emmius, Historia, 919ff.; E. Meiners I, 242ff.;
O. Bartel, 139f.; oben S. 321, Anm. 87.
11 Näheres über das Kloster s. unten S. 370f., Anm. 89.
12 Vgl. E. Meiners I, 233ff.; U. Emmius, Historia, 916ff.; H. Dalton, a Lasco, 225ff.
13 Vgl. die Antwort der Gräfin Anna an a Lasco vom 3. September 1543 und den Befehl an die Kirchvögte vom
19. September 1543 im Bericht, 138f., und bei E. R. Brenneysen Tom. I, Lib. VI, 274f.; vgl. auch E. Meiners
I, 249f.
14 Vgl. a Lascos Brief an den gräflichen Sekretär Hermann Lenthius vom 6. September 1545 (A. Kuyper II, 596f.);
Brief an Bucer vom März 1546 (Kuyper II, 604f.); dazu J.Weerda I, 30.
15 Disputation mit Menno Simons 1544 zu Emden. - Gegen Menno (vgl. unten S. 402, Anm. 59) schrieb er: De-
fensio verae semperque in ecclesia receptae doctrinae de Christi Domini incarnatione, adversus Mennonem Simonis,
Anabaptistarum doctorem (A. Kuyper I, 3-60).Vgl.E.Meiners I, 255ff. — An David Joris (vgl.unten S. 401f.,
Anm. 56) richtete er am 4. Februar und im April 1544 Briefe (Kuyper II, 566ff. 570ff.). Vgl. Meiners I,
269ff. — Vgl. dazu auch J. F. Bertram, Historia critica, 157ff.; H. Dalton, a Lasco, 235ff.; K. E. J. Jørgen-
sen, 32ff.; O. Bartel, 139ff.
16 Vgl. unten S. 403 mit Anm. 67. 17 Vgl. unten S. 435, Anm. 12.
18 Konrad Pellikan, 1478-1556, seit 1525 Professor der griechischen und hebräischen Sprache in Zürich, Erklärer
und Übersetzer der Bibel; vgl. Näheres bei H. L. Strack, RE 3 15, 108ff.; O. Clemen, RGG 2 IV, 1062; H. R.
Guggisberg, RGG 3 V, 208.
19 Martin Bucer, 1491—1551, seit 1524 Prediger in Straßburg, 1541 Superintendent, Reformator Straßburgs, dar-
überhinaus von weitreichender Wirksamkeit, 1549—1551 in England, † am 28. 2.1551 als Professor in Cambridge.
Näheres vgl.bei R. Stupperich, RGG 3 I, 1453ff.; Neue deutsche Biographie II (1955), 695ff.;H. Jahr,
EKL I, 596ff. Zu Bucers weitreichendem Einfluß auf das Kirchenordnungswesen, besonders Hessens und über die
Kölnische Reformation auf weitere Gebiete, vgl. zusammenfassend bes. Jahr, aaO. 598f. Zu Bucers vorüber-
gehender Beziehung zur Reformation in den Stiftern Münster und Osnabrück vgl. oben S. 215. Besonders deut-
lich über die Kölnische Reformation wirkte Bucer auch auf Ostfriesland ein. Auf seinen Einfluß auf a Lascos
Londoner KO wird an Hand der KO Microns einzugehen sein; vgl. unten S. 559ff. Zu Bucers Bestreben, die evan-
gelischen Richtungen zu einigen und zwischen den Lehrauffassungen zu vermitteln, vgl. auch oben S. 265, Anm. 11.
Zu den späteren Bemühungen des Emder Pastors Gellius Faber, Bucers Standpunkt in der Abendmahlslehre in
Ostfriesland zur Geltung zu bringen, vgl. unten S. 331. — Für unseren Zusammenhang von besonderer Bedeutung
ist Bucers Brief an a Lasco vom 16. April 1545 de veritate corporis Christi in eucharistia, abgedruckt bei J. V.
Pollet, Martin Bucer. Études sur la correspondance I. 1958, 222ff. Der vorangegangene Brief a Lascos an Bucer
ist verloren; vgl. ebd. 222, Anm. 2.
20 Heinrich Bullinger, 1504-1575, nach Zwinglis Tod (1531) Leiter der Züricher Kirche, vermochte sich dem Eini-
gungsversuch in der Wittenberger Konkordie (vgl. oben S. 265f.,Anm. 11) nicht anzuschließen, einigte sich 1549
im Consensus Tigurinus mit der Genfer Kirche über die Abendmahlsfrage; vgl. Näheres bei O. E. Strasser,
RGG 3 I, 1510f.; R. Pfister, Neue deutsche Biographie III (1957), 12f.; J. Courvoisier, EKL I, 615f.
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