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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0375
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Vermutlich hat sie ihre vorliegende Ausprägung im Zusammenhang mit der Neuordnung der Diakonie
1576ff. erhalten.

1576, den 17.Februar, wurde die Stadt Emden mit den Dörfern Groß- und Klein-Faldern in fünf
„Kluften“, Seelsorgebezirke zur besserenAusübungder Kirchenzucht, denendie Armenfürsorgebezirke an-
gegliedert wurden, eingeteilt 67b.Am 13.März 1576 konnte eine von den Pastoren,Ältesten und Diakonen
aufgestellte Armenordnung, „Ordeninge der bedeleren...“ von Bürgermeistern, Rat und gräflichem Dro-
sten bestätigt werden 68; in der Folgezeit ergänzte man sie durch Ausführungsbestimmungen. Sie befindet
sich mit den Ausführungsbestimmungen in Form einer frühen Abschrift im ersten Buch der Diakonie im
Archiv der reformierten Gemeinde in Emden; danach unser Text Nr. 10, dem wir den Text der genann-
ten Geschäftsordnung für die Versammlungen der Diakonie folgen lassen: Text Nr. 11 (III b β).

Die gottesdienstlichen Ordnungsformen der Emder Gemeinde sind nach Erlaß der landesherrlichen
KO von 1535 eine Zeitlang durch diese bestimmt gewesen 69. Spätestens 1546 haben sie vermutlich eine
grundlegende Umgestaltung erfahren; denn mit dem in diesem Jahr verfaßten Katechismus waren z. B.
die in der KO von 1535 vorgesehenen Metten und Vespern sowie der Exorzismus bei der Taufe unver-
einbar 70. Vermutlich wurden damals auch die weißen Chorröcke abgetan; jedenfalls wurden sie 1549
nicht mehr getragen 71. Undeutlich bleibt jedoch die Gestaltung des Gottesdienstes im einzelnen.

Einiges über die Abendmahlsfeier in Emden, wie sie um 1550 gehalten wurde, läßt sich einer Streit-
schrift des Emder Predigers Gellius Faber gegen die Wiedertäufer, die in den 50er Jahren zu Magde-
burg gedruckt wurde 72, entnehmen 73. Der Bericht lautet wörtlich:

Wat etlike untruwe kerckendeners don, dat ys den framen herden unde seelsorgern nicht uptoleggende, de willendes
unde wetendes den unbotverdigen unde ungelövigen, so in ergerliken sünden, torn, hat edder unvorsönliken twiist wed-
der ere conscientien leven unde beharren effte mit der dadt betügen, dat de dodt unde vordenst Christi en nicht tokumpt,
alse de noch dem gesette noch dem evangelio gehör geven, nenerley wyse tolaten, sunder (wo se ock sülvest tügen kön-
nen, de dar dachlikes affgeweret werden) na apostolischer lere und regel ock hart straffen unde, utgenamen ere dach-
like flytige lere, de gemene truwlike vormanen unde examineren, wenner se dat aventmal holden werden.

67b Vgl. Kirchenratsprotokoll vom 17. Februar 1576 (Band 4, Bl. 59); unten S. 453, Anm. 10; H. Klugkist Hesse,
115.

68 Vgl. H. Klugkist Hesse, 118f. (ohne Quellenangabe). — In einem gedruckten Ratsmandat vom Anfang des
17. Jh.s (Stadt-A. Emden, 2. Registratur 1035a, Nr. 36) heißt es: ...of wy wol hierbevoer mit todoen und mede
geplogenem rypen rade deß ministerii alhier in dieser loflicken stadt und gemeine dorch Gades genade mit groten
arbeit und moye des verlopenen 1576. jahres eine herlicke armenordnung angefangen, int werk gerichtet und bet-
herto mit besonderem loff, ehr und rohmb erholden, also und dergestalt, dat nicht allein voele stede und gemeinden,
so mit uns in der wahren religion einich, dann ock andere kercken sulcke gelovet und unser exempel nagefolget...
Dieselbe Armenordnung wird auch im Kirchenratsprotokoll vom 7.Mai 1576 (Band 4, Bl. 74) gemeint sein:
Item, desgelyken van de gode ordinancie int bedenent der armen, dat idt doch in syn effect mucht gestellet worden...
(Hinweis von Herrn Professor D. J. Weerda). - Zur reformatorischen Organisation des Armenwesens auf refor-
miertem Gebiet vgl. bes. W. Köhler, Armenpflege und Wohltätigkeit in Zürich zur Zeit Ulrich Zwinglis = 119.
Neujahrsblatt, hrsg. von der Hülfsgesellschaft in Zürich auf das Jahr 1919. Zürich 1919. Mit seiner Armenordnung
von 1525 (abgedruckt bei E. Egli, Actensammlung zur Geschichte der Zürcher Reformation. 1879, Nr. 619) war in
Zürich bereits eine ähnliche Organisation vorgenommen wie in Emden durch die Ordnung von 1576ff. Vgl. noch
Köhler, Zürcher Ehegericht und Genfer Konsistorium I. 1932, VIII.

69 Vgl. oben S. 320 mit Anm. 82.

70 Vgl. Catechismus, Interr. 34; Quomodo praeceptum illud [nach der Zählung des Katechismus das 3. Gebot] vio-
latur? Resp. Quum sancto Dei nomine in falsa quadam religione et idololatria abutimur, v. c. Dei verbum in met-
tis, vesperis, exorcismo adhibere et in qualibet re qua Dei nomine praeter eius mandatum abutuntur... (A.Kuy-
per II, 370 [lat. Übersetzung Kuypers], niederländisch 371 [dort statt „exorcismo“: „belesen“]).

71 Vgl.J.Weerda, Probe, 372. 379; Entstehung, 26.

72 Vgl. den Titel im Literaturverzeichnis. Borchling und Claußen I, 754, setzen das Büchlein um 1557 an. Es
muß jedoch schon einige Jahre früher gedruckt sein, da Menno Simons bereits 1554 mit seiner Antwort hervortrat;
vgl. Neff in: Mennonitisches Lexikon I. 1913, 623f. III. 1958, 85.

73 Auf das Büchlein hat J. Weerda in seiner Promotionsschrift wieder aufmerksam gemacht; vgl. auch Entstehung,
35ff. Uns liegt ein Exemplar der Faberschen Druckschrift aus der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel vor.
Quart, der von uns mitgeteilte Text: aaO. Bl. G II—G III. — Über eine verlorene Beschreibung der Emder Abend-
mahlsordnung durch a Lasco s. unten S. 555.

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