Grafschaft Ostfriesland
syn sall, averst doch vast nuttlick den bedroveden
und beladen eder mit dem geweten in erdom geval-
len, aldermeist um der absolution edder troestinge
willen des evangelii, welchs de rechte absolution
is v. 56:
So willen wy oeck, dat de predicanten beide,
doepe und nachtmael Christi, bedenen schoelen, ock
de bicht hoeren, idt were dan in noeden, dar ein ider
dem anderen hulplick syn mach.
In summa schoelen de prediger de sunde und
laster straffen, jodoch unvormarket de personen,
wem se straffen; wente beteren schoelen se und nicht
schenden, wulde doch Christus Judam nicht schen-
den und straffede doch de vorrederye. Wo averst
apenbare und unlydliche schande under den ge-
menen, de sus plegen tom sacramente to gaen, so
vormane men se erst nae christliker lere. Wo se
averst vorharden 57, so late men se verbannenw.58.
Van denn 6 weeken der fruwen.
Dat ock ein ider vruwe ere sös weken na gewan-
heit utholden und sulches um der unvorstendigen
willen, de ere vruwen aver ere macht und eer dan
v Am Rand: Iaco. 5.
w Am Rand gegen Ende des Absatzes: M. 18; 1. Cor. 10.
x Am Rand des Absatzes: Sine offensione estote
[Kol 3, 19]; Exo. 12. v Am. Rand: Deute. 15.
z Am Rand: 1. Tim. 5.
a Am Rand: Acto. 6.
56 Artikel 11 (WA 30 III, 166f.; vgl. auch Bek. Schr.,
63): Zum eylften, das die beicht odder radsuchung
bey seinem pfarher odder nehisten wol ungezwungen
und frey sein sol, aber doch fast nützlich den be-
trübten, angefochten odder mit sunden beladen oder
yn yrtumb gefallen gewissen, allermeist umb der ab-
solution odder tröstung willen des evangeli, welches
die recht absolution ist. — Zwingli weist in den Noten
daraufhin, daß Luther die Worte „Beichte“ und
„Absolution“ gebrauche, er, Zwingli, „Ratsuchen“
und „Trösten“.
57 = hartnäckig bleiben; vgl. Schiller und Lübben
V, 361f.; Lasch und Borchling I,830.
58 Der vorangegangene Absatz ist fast wörtlich bei
Bugenhagen entlehnt; vgl. Braunschweiger KO
(Sehling VI, 1, 373f.) und Hamburger KO (Seh-
ling V, 504). Dort ist der Bann dann aber noch
näher beschrieben: der Gebannte wird nicht mehr
unter die Christen gerechnet und nicht zum Sakra-
ment zugelassen, bis er sich bessert. Mit dieser Auf-
se Godt wederumme stark gemaket, tom arbeyt
dringen. Und dewile idt bewyslick, dat de ene vruwe
starker natuir und complexion dan de ander, dat
alsdan de starke der kranken by den mannen nicht
schedelick noch vorvenklick sy x.
Van denn bedeleren.
Wy willen und gebeden, dat in unsem lande gene
fremde bedeler (id were dan, dat se ene lange tyt
in den karspelen 59 gewest eder olders halven eder
krankheit wegen nicht wanderen könen) sullen
underholden weerdeny. 60.
Und darmede dat ein ider karspel sine egene be-
deler underholden konne und moege, willen und ge-
beden wy, dat in unsem Eemslande de huusdelinge 61
vordan den pastoren ungeweigert dergestalt sall ge-
geven werden z:
Ider karspel schal twe redelike mans in datsulve
karspell erwelen; desulve schoelen up vuge und wege
gedenken, wardorch de gemelde bedeleren in ere be-
husinge und nicht vor der doeren und up der straten
moegen erneert weerdena
fassung und Ordnung vom Bann ist auch den An-
weisungen im „Unterricht der visitatoren... im kur-
fürstenthum zu Sachsen“ von 1528 (Sehling I,
170) entsprochen. Vgl. dazu G. Limberg, 94f.
59 = Kirchspielen; vgl. oben S. 22, Anm. 28.
60 Vgl. Braunschweiger KO: „Ordeninge der kasten
der armen“ (Sehling VI, 1, 452; Hamburger KO:
„Welcker armen ut der casten besorget scholen wer-
den“ ( Sehling V, 534). Die zu versorgenden Armen
werden dort näher spezifiziert, fremde Bettler gleich-
falls abgelehnt. — Hinsichtlich der Armenversorgung
im allgemeinen weicht unsere KO insofern von den
Bugenhagenschen Vorlagen ab, als die klare Tren-
nung der Armengelder (des Armenkastens) von den
Geldern zum Unterhalt der Pastoren (dem Schatz-
kasten) fehlt. Vgl. dazu oben S. 261, Anm. 74.
61 Die ganze Gemeinde war in Friesland am Unterhalt
des Priesters und des Gottesdienstes beteiligt, auch
die Minderbegüterten. „Alle Mann gleich“ gaben
Zehnten zu ihrem Gotteshaus, und zum Unterhalt des
Priesters wurden zu geregelten Zeiten Gaben gespen-
det von jedem, „der ein Haus, aus welchem Rauch
aufsteigt, und Kuh und Schaf “ besaß. Vgl. K. v.
Richthofen, Friesische Rechtsquellen. 1840, 406ff.
484; P. Bartels, Kirchenlasten, 54f.; Kochs,
Kirchengeschichte, 42. Über die Verpflichtung aller
zur „huusdelinge“ s. auch unten S. 385, Anm. 38.
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syn sall, averst doch vast nuttlick den bedroveden
und beladen eder mit dem geweten in erdom geval-
len, aldermeist um der absolution edder troestinge
willen des evangelii, welchs de rechte absolution
is v. 56:
So willen wy oeck, dat de predicanten beide,
doepe und nachtmael Christi, bedenen schoelen, ock
de bicht hoeren, idt were dan in noeden, dar ein ider
dem anderen hulplick syn mach.
In summa schoelen de prediger de sunde und
laster straffen, jodoch unvormarket de personen,
wem se straffen; wente beteren schoelen se und nicht
schenden, wulde doch Christus Judam nicht schen-
den und straffede doch de vorrederye. Wo averst
apenbare und unlydliche schande under den ge-
menen, de sus plegen tom sacramente to gaen, so
vormane men se erst nae christliker lere. Wo se
averst vorharden 57, so late men se verbannenw.58.
Van denn 6 weeken der fruwen.
Dat ock ein ider vruwe ere sös weken na gewan-
heit utholden und sulches um der unvorstendigen
willen, de ere vruwen aver ere macht und eer dan
v Am Rand: Iaco. 5.
w Am Rand gegen Ende des Absatzes: M. 18; 1. Cor. 10.
x Am Rand des Absatzes: Sine offensione estote
[Kol 3, 19]; Exo. 12. v Am. Rand: Deute. 15.
z Am Rand: 1. Tim. 5.
a Am Rand: Acto. 6.
56 Artikel 11 (WA 30 III, 166f.; vgl. auch Bek. Schr.,
63): Zum eylften, das die beicht odder radsuchung
bey seinem pfarher odder nehisten wol ungezwungen
und frey sein sol, aber doch fast nützlich den be-
trübten, angefochten odder mit sunden beladen oder
yn yrtumb gefallen gewissen, allermeist umb der ab-
solution odder tröstung willen des evangeli, welches
die recht absolution ist. — Zwingli weist in den Noten
daraufhin, daß Luther die Worte „Beichte“ und
„Absolution“ gebrauche, er, Zwingli, „Ratsuchen“
und „Trösten“.
57 = hartnäckig bleiben; vgl. Schiller und Lübben
V, 361f.; Lasch und Borchling I,830.
58 Der vorangegangene Absatz ist fast wörtlich bei
Bugenhagen entlehnt; vgl. Braunschweiger KO
(Sehling VI, 1, 373f.) und Hamburger KO (Seh-
ling V, 504). Dort ist der Bann dann aber noch
näher beschrieben: der Gebannte wird nicht mehr
unter die Christen gerechnet und nicht zum Sakra-
ment zugelassen, bis er sich bessert. Mit dieser Auf-
se Godt wederumme stark gemaket, tom arbeyt
dringen. Und dewile idt bewyslick, dat de ene vruwe
starker natuir und complexion dan de ander, dat
alsdan de starke der kranken by den mannen nicht
schedelick noch vorvenklick sy x.
Van denn bedeleren.
Wy willen und gebeden, dat in unsem lande gene
fremde bedeler (id were dan, dat se ene lange tyt
in den karspelen 59 gewest eder olders halven eder
krankheit wegen nicht wanderen könen) sullen
underholden weerdeny. 60.
Und darmede dat ein ider karspel sine egene be-
deler underholden konne und moege, willen und ge-
beden wy, dat in unsem Eemslande de huusdelinge 61
vordan den pastoren ungeweigert dergestalt sall ge-
geven werden z:
Ider karspel schal twe redelike mans in datsulve
karspell erwelen; desulve schoelen up vuge und wege
gedenken, wardorch de gemelde bedeleren in ere be-
husinge und nicht vor der doeren und up der straten
moegen erneert weerdena
fassung und Ordnung vom Bann ist auch den An-
weisungen im „Unterricht der visitatoren... im kur-
fürstenthum zu Sachsen“ von 1528 (Sehling I,
170) entsprochen. Vgl. dazu G. Limberg, 94f.
59 = Kirchspielen; vgl. oben S. 22, Anm. 28.
60 Vgl. Braunschweiger KO: „Ordeninge der kasten
der armen“ (Sehling VI, 1, 452; Hamburger KO:
„Welcker armen ut der casten besorget scholen wer-
den“ ( Sehling V, 534). Die zu versorgenden Armen
werden dort näher spezifiziert, fremde Bettler gleich-
falls abgelehnt. — Hinsichtlich der Armenversorgung
im allgemeinen weicht unsere KO insofern von den
Bugenhagenschen Vorlagen ab, als die klare Tren-
nung der Armengelder (des Armenkastens) von den
Geldern zum Unterhalt der Pastoren (dem Schatz-
kasten) fehlt. Vgl. dazu oben S. 261, Anm. 74.
61 Die ganze Gemeinde war in Friesland am Unterhalt
des Priesters und des Gottesdienstes beteiligt, auch
die Minderbegüterten. „Alle Mann gleich“ gaben
Zehnten zu ihrem Gotteshaus, und zum Unterhalt des
Priesters wurden zu geregelten Zeiten Gaben gespen-
det von jedem, „der ein Haus, aus welchem Rauch
aufsteigt, und Kuh und Schaf “ besaß. Vgl. K. v.
Richthofen, Friesische Rechtsquellen. 1840, 406ff.
484; P. Bartels, Kirchenlasten, 54f.; Kochs,
Kirchengeschichte, 42. Über die Verpflichtung aller
zur „huusdelinge“ s. auch unten S. 385, Anm. 38.
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