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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0399
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Kirchenordnung 1529

Woe ment myt de husdelunge holden schall 62.

Desulven twe menner schoelen mit den pastoren
de huusdelinge vlitich entfangen. De pastoer schal
de helfte vor sick nemen und beholden, und de an-
deren helften schoelen de vorgemelde beide mans
voer de armen hebben.

Woe sick averst jemant der unsern hyr entjegen
setten wurde und de gedachten huusdelingen nicht
entrichten, de eder der schal um 10 63 Embder gul-
den 64 gestraffet weerden.

Idt scal ock ein ider karspel den pastoren und
predicanten eren plicht nicht vorentholden, dar-
mede de pastoren und predicanten gelyckdeels dat
gotliche wort desto vlitiger vorbelden und de un-
dankbarheit der gemene nicht befinden, vorbeholt-
lick doch, dat hyrinne de armoet vorschonet.

Van de bedelermonken 65.

Und als dan alle bedelermönnike (utgenamen de

b Am Rand: Gene. 3; Iob. 5.

62 Diese Überschrift ist in der Druckvorlage von an-
derer Hand (allem Ansehen nach E. Beningas Hand;
vgl. auch C. Borchling, Hausbuch, 192) dazwi-
schengeschrieben. Meiners hat sie auch.

63 Meiners: ein.

64 Graf Ulrich I. benutzte außer Emden auch noch
Norden und Esens als Münzstätten. Schon Enno I.
ließ dann nur noch in Emden prägen. Nach der
Münzordnung Edzards I. von 1491 sollten die gol-
denen Gulden, die Enno hatte münzen lassen, und
die Edzard gleichfalls zu prägen befohlen hatte, „ge-
lick als ander golden rinßguldens [ = Rheinsche Gul-
den] in allen renten, wederkopen, landhueren, hueß-

hueren etc_“ ausgegeben und erhoben werden.

Doch schon 1495 ließ der Rat der Stadt Utrecht im
„Buurspraakboek“ bekannt machen, daß der Graf
von Emden zu leichte Gulden habe schlagen lassen.
In einer Münzordnung von 1502 setzte Bischof
Friedrich III. von Utrecht den Emder Gulden etwas
geringer als den vollwertigen Gulden an. Das Reichs-
münzedikt vom 19. August 1559 nennt dann unter
den außer Umlauf zu setzenden Münzen auch von
Enno I. und Edzard I. geprägte Emder Gulden. Vgl.
P. Tergast-O. Meier, Die Münzen der Grafen von
Ostfriesland, in: JbE 21 (1925), 1ff.; die Beschrei-
bung verschiedener Emder Gulden, deren eine Seite
auf die Grafschaft und den Grafen von Ostfriesland
hinweist, während die andere auf Kaiser und Reich
hindeutet, sowie auch verschiedener Emder Postu-
latgulden, auch in der Reichsmünzordnung von
1559, § 91. 110f. 143f. (Koch-Senckenberg,
aaO. 3. Th., 193. 194. 196).

Observanten 66) ere bedely und termyn 67 hinder-
laten 68, so schoelen de twe vorgedachte mans so
vaken im jare, alst ohne dunket nutte to syn, um-
megaen und den armen brodt und ander underhol-
dinge sammelen. Wy syn twifelvry, de unsen wer-
den sick ut christlike leve der geboer wol weten to
holden und den armen de hulpe, ein ider na vor-
moegen, nicht voersaken 69.

War averst der bedeler in dem karspelen vele
weren und de vorbenömede underholdunge nicht
toreken wurde, alsdan sulle de twe mans de buw-
mesters der kercken 70 anspreken und war dar ichtes-
wat van den kerckengueder averich were, den armen
voerreken.

Idt schoelen averst de twe mans ein vlitich up-
seent hebben, dat de bedeler, ein iderman nae vor-
moegen, arbeide, nömtlich, de eine scho lappe 71 eder
sus do, dat he kann b.

Und de kinderen, so arbeiden konnen, schoelen
genesweges to der bedely, averst sus erneert weer-

65 Wie bei Anm. 62.

66 Die Observanten in Faldern bei Emden; vgl. unten
S. 370 f., Anm. 89.

67 Termin, terminei = der Bezirk, innerhalb dessen ein
Bettelkloster das Recht hat, Almosen zu sammeln;
auch das Einsammeln der Almosen; vgl. Grimm,
Deutsches Wörterbuch 11, 1, 1 (1935), 259. 260.

68 = verlassen; vgl. dazu Schiller und Lübben II,
270.

69 = vorenthalten, verweigern, abschlagen; vgl. Lasch
und Borchling I, 909.

70 Der Titel „Baumeister“ war in der Stadt Bremen
üblich; vgl. „Stadt Bremen“, Sehling VII, 2;
auch E. Kochs III, 45 mit Anm. 2 u. 3. In Ostfries-
land werden die Kirchvögte sonst „karckswaren“,
„advocati ecclesiae“ und „hillgemans“ genannt. Vgl.
Kochs I, 146f.; Kochs, Kirchengeschichte, 41.
Im niederdeutschen Sendrecht des Emsgaues, § 4
(C. Borchling, Die niederdeutschen Rechtsquellen

I, 133), heißt es von den „karckswaren“: De pravest
heft macht, de karckswaren to setten in een ider
karspel, so veer sine pravestye wendet. De soelen
wesen vrye Fresen, vul van geboerte unde also ryck,
dat se des bisschuppes ban boeten mogen, woe se
darin vervallen; unde schoelen ock in dem lantrechte
nicht averwunnen syn. De schoelen den pravest enen
eed up dat hillige evangelion doen, dat se de karcken
renten unde upkumpste truwelick willen bewaren
unde voerstaen gelyck eer egen guet; dat se ock al
dat gene, dat se hoeren seen... voer den pravest,
want he den seent wil sitten, willen wroegen... Vgl.
dazu unten S. 399, Anm. 31.

71 = flicke, ausbessere; vgl. Schiller und Lübben

II, 629.

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