Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0400
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Grafschaft Ostfriesland

den, bisunderen to ampte gewiset, darmede nemant
oersake tor leddicheit eder vulheit neme c.

Van denn scholen 72.

Willen wy, dat vordan ein iderman sine kinder
to scholen sette, beide, in unsen steden und dorpen,
darmede de joeget so jamerlick nicht vordorven
noch de edelle latinsche kunst so gar nicht vor-
achtet weerde d.

To der behoeff willen wy bestellinge doen, dat to
Embden ein geleerder, erlicker geselle de schole re-
gere, desgeliken to Norden 73, und dat alsdan desulve
regerer twe eder mer gehulpen holden, darna der
schoeler vele sinnen. Wurden wy den befinden, dat-
tet volk eer kinder (sunderlinge de dar geschicket
konnen weerden) in den vorgedachten scholen setten,
und dat desulven tonemen, alsdan willen wy mit
allen vlite darna trachten, dat to Norden ein ge-
mene lavelike particular na ordeninge als to Swolle,
Deventer, Groningen 74 eder sus upgerichtet weerde.

Idt schoelen averst vordan to Emden und to Nor-
den an ideren orde man eine scholen befunden, dar-
mede desulve ene schole desto stedeliker mit geleer-
den luiden vorsorget weerde.

Wy willen averst darmede nicht, dat de duitssche
scholen, beide, vor de knechten und megede, dar-
dorch sullen vorstoert w erden, dat ock ein iderman
dem schulmeister na older gewanheit und na sinen
vlite de olde gebur willichlick vor sinen kinderen
vorreke e.

c Am Rand: Ezec. 16; 1. Tessa. 5; 2. Tessa. 3.
d Am Rand: Gene. 18 ; Deu. 4 und 6; Ephe. 6 ; 2.Timo.3.
e Am Rand: Matt. 10; 1. Timo. 5.

f Am Rand des Absatzes: Exodi. 20; Deute. 5; Levi.
20; Deu. 24.

72 Vgl. hierzu die entsprechenden Kapitel der Braun-
schweiger und der Hamburger KO, Sehling VI, 1,
362ff., und Sehling V, 495ff. Zum ostfriesischen
Schulwesen vgl. auch Einleitung, oben S. 355 f. Hier
wie dort die intensive Sorge um das höhere sowie das
deutsche Schulwesen. Vgl. zu Bugenhagens Schul-
ordnungen E.Wolf, Peregrinatio. 1954, 265f.

73 Vgl. Einleitung, oben S. 355, Anm. 49.

74 Die Schulen in Zwolle, Deventer und Groningen ver-
dankten ihre Blüte der Förderung durch die „Brü-
der vom gemeinsamen Leben“, die neben anderem

Wat in sulcken scholen schal gelesen weerden, wil-
len wy den superattendenten to ordineren bevelen.

Van denn scholen der dorperen.

Demna willen und gebeden wy dat, dat alle dor-
per in unsem lande, dat dar groet is und dar tovorn
ein schole inne gewest, vordan noch mit scholen sall
geholden.

Und dat dar ock gelerde gesellen, de nicht supers
noch sus lose luide syn, angenamen werden, desulven
schoelen de custodien und desgeliken mede bewaren.
Se sullen ock mede tom kranken gaen und desulven
troesten. Densulven schal ock dat lon van der custo-
dien und sus van den schölern rikelick volgen.

Dat ock beide, in den steden und dorperen, an
den hilligen dagen van den schöleren latynsch und
duitsch gesungen, beide, in der metten, nachtmael
und vesper, wo gesecht is.

Van denn eebrock.

Wy gebeden alle unsen amptluiden, drösten, bur-
germeisteren und sus, dat se up dat grote laster und
gadesvorachtinge des eebrocks schölen achtinge heb-
ben, datsulve ock ernstlick allenthalven vorbeden,
und wo jemant darinne befunden, dat desulve van
den prediger ermaent und van unsen amptluiden
um gelt na vormoegen der keyserlichen rechten 75
gestraffet, sulches afftostellen. War averst sulche
evangelissche und geltstraffe nicht wurde helpen,
dat alsdan de eebreker und de eebrekerssche an dem
halse gestraffet weerdenf

besonders die Jugenderziehung und Jugendbildung
zu ihren Aufgaben zählten und sich dem Humanis-
mus erschlossen. In der Domschule und im Frater-
haus zu Deventer wurde z. B. Erasmus von Rotter-
dam gebildet. Zu Aportanus vgl. Einleitung, oben
S. 312 f. mit Anm. 8 ; zu Hinne Rode ebd. S. 313 mit
Anm. 11.Vgl. L. Schulze, RE 3 3, 472ff.; E. Kochs
I, 160ff.; R. Newald, Erasmus Roterodamus. 1947,
46ff.; E. Barnikol, RGG 3 I, 1434f. und das Litera-
turverzeichnis dort; ferner H. Zahrnt, EKL I, 577ff.
75 Vermögensstrafen für den Ehebruch sind in Novelle
117, 8, 2 vorgesehen; vgl. dazu auch Nov. 134, 10;
im übrigen kennt das römische Recht für den Ehe-
bruch die Todesstrafe: Inst. IV, 18, 4; Pandect.
48,5; Cod. Iust. IX, 9 (Corp. iur. civ., hrsg. von
P. Krueger, Th. Mommsen, R. Schoell, III 5.
1928, 557f. 685f. I 15. 1928, 55. 845ff. II 9. 1915,
374ff.). Vgl. Sehling VI, 2, 960 mit Anm. 26a.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften