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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0414
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Grafschaft Ostfriesland

stoli 4, annunciationis Marie 5, Paesdach myt beyden
nafolgenden dagen, Philippi und Jacobi 6, ascensionis
Domini, Pinxterdach myt den negestfolgenden dage,
nativitatis Joannis baptiste 7, Petri et Pauli 8, visi-
tationis Marie 9, Jacobi apostoli 10, Bartholomei 11,
Michaelis 12, Simonis et Judae 13, Andreae apostoli 14,
nativitatis Christi, Stephani 15, Joannis evangeliste 16.

Wo den kranken Christen dat sacrament des
lyves und blodes Jesu Christi schal gegeven
worden in oerer krankheit 17.

Dewyle de kranken Christen ock to der gemeyne
Gads hoeren, so schal men densulvigen dat hillige
sacrament des lyves und blodes Christi up oeren vli-
tigen ansynnent nicht weygern, unangesyen, dat se
ere krankheit halven nicht konnen komen, sonder
schal dat aventmal des Heren in oeren huesen in
erer und etlicker fromer Christen jegenwordicheyt
geholden werden alzo:

Idt schal de prester gefordert gaen sampt den
koster in dat hues des kranken und nemen myt sick
broet und wyn und schal desulvige setten uppe dem
dyscke, de ehrlick gedecket zyn schal in der jegen-
wordicheit des kranken.

Tom eersten schal he spreken to dem kranken und
ummestendern de vormanynge: Gi alderlevesten,

4 24./25. Februar. 5 25. März. 6 1. Mai. 7 24. Juni.

8 29. Juni. 9 2. Juli. 10 25. Juli. 11 24. August.

12 29. September. 13 28. Oktober. 14 30. November.

15 26. Dezember. 16 27. Dezember.

17 Auch dies Kapitel zeigt sich mit dem entsprechen-
denvon Brandenburg-Nürnberg (Sehling XI,199f.)
„Ordnung bey den kranken“ hinsichtlich der liturgi-
schen Folge (dort: Befragung und kurze Unterwei-
sung des Kranken nach Laut der üblichen Abend-

mahlsvermahnung, Einsetzungsworte, Vaterunser,

Austeilung, noch ein Gebet und Unterricht zum
Trost) verwandt. 18 Vgl. oben S. 378 f.

19 Vgl. oben S. 379. 20 Vgl. oben S. 379.

21 = reichlich, in Fülle; vgl. Schiller und Lübben
III, 284f.

21a Abendmahlsanmeldung mit eingehender Prüfung

und Beichte fordert Luther in der Formula missae

von 1523 (WA 12, 215f.; Sehling I, 7; vgl. dazu bes.

L. Fendt, Luthers Reformation der Beichte [Lu-

ther. Mitteilungen der Luthergesellschaft 1953, Heft

3], 129ff.; ferner E. Roth, Die Privatbeichte und
Schlüsselgewalt in der Theologie der Reformatoren.
1952, 56ff.). - Eine Art Examen, verbunden mit der

alze hierbevoren in der ordenynge des aventmals ge-
screven 18.

Darna schal [he] nemen dat brodt und spreken
de woerde: Unse Heer Jesus Christus in der nacht
etc., wo hiervor im aventmall gescreven 19.

Unde wan desulvige gesecht, so geve he den kran-
ken den lyff des Heren. Darna spreke he de woerde
des kelcks, dessulvengelyck, alze de hiervor im
aventmal gescreven staen 20. Und darna geve he den
kranken ut dem kelck dat bluot des Heren to drin-
ken.

Unde vermane den kranken to geduldicheit,
troeste en myt godtlicken woerden jegen de anfech-
tunge der sunde des dodes myt der upverstentenisse
van dem doeden am jungesten dage und myt dem
tokumpstigen ewigen levent, wellick uns alle wed-
derfaren schole umme Christus willen, alze Paulus
1. Cor. 15. ca. overvlodich 21 leret.

Idt scholen ock de, so sust to dem aventmal des
Heren gaen willen, tovorn sick myt oren pastor und
kapellanen bespreken, densulvigen ores gelovens be-
kentenisse doen und rekenschap geven und van
dennsulvigen trost und berichte soeken, uppe dat de
prester weten moege, weme, welcken und wovelen
he dat sacrament geven schole, und desulvigen, so
tom sacramente gaen willen, mit Gads woert in der
absolution, wellicke eyn sonderge gave Gads ys, ge-
trostet mogen werden etc. 21a

Beichte, kannte man auch im Mittelalter vor der
Osterkommunion. In einer Agende des Bistums
Münster vom Beginn des 15. Jh.s - ein Teil Ostfries-
lands gehörte zur Münsterschen Diözese — sind
zwei Zusammenstellungen von Klassen zu Ex-
kommunizierender angegeben, wobei die eine, ver-
mutlich jüngere Zusammenstellung (unter dem Titel:
Infrascripti excludendi sunt a communione in die
cene et Pasche atque publice sunt denunciandi.) auch
die unter den vom Abendmahl Zurückzuhaltenden
aufführt, die das Vaterunser, das Credo und das Ave
Maria nicht können, während die anscheinend ältere
Zusammenstellung nur das Vaterunser verlangt. Vgl.
R. Stapper (Hrsg.), Die älteste Agende des Bis-
tums Münster. 1906, 78. 80. 127ff. Nach dem „Lu-
men Confessorum“ des Andreas Didaci, verfaßt
1429 zu Rom, begann der Confitent in der Privat-
beichte nach erhaltenem priesterlichem Segen stets
mit dem sog. allgemeinen Sündenbekenntnis, gefolgt
von Vaterunser und Credo; erst dann kam das spe-
zielle Sündenbekenntnis. Vgl. Stapper in: Rö-
mische Quartalschrift 11 (1897), 271ff. Vgl. dazu
unten S. 554, Anm. 8.

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