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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0421
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Kirchenordnung 1535 (Ausführungsgutachten)

unius patrie heft de duivel etliche jaer heer gedre-
ven, up dat nene gelerden meer wesen scholden, up
dat he ruime 74 krege, sine valssche leeren und er-
domen bet 75 to seyen 76. Darumme sehe man by-
tiden to.

Derhalven vormanen wy dorch Godt, dat haven
allen darup gesehen weerden und vorordent, dat dat
ganze land dorch de kerckendener, alse pastoren,
kappellanen, scholmeister und koster, in steden und
dorperen, ein ider na siner gelegenheyt, van sinen
arbeit sine erholdinge hebbe.

Dat de overicheit oeren underdanen darto holde,
edellen und unedellen, dat se allen pastoren, kap-
pellanen, vicarien, schollmeisteren und kösteren
genzlick geven und volgen, wat se sust lange gehadt
und upgeboert in den tiden, so dat pawestdoem hyr
in ehren gewesen, alse dar sint tinse, geld eder korn,
rente, acker, grase land und dergeliken dingen.

Item, dat ein ider karspell den pastoren und pre-
dicanten oere plicht nicht voruntholden, darmede
de pastoren und predicanten gelikes deles prediken
dat godtlike woert und de gemeine jegen oeren pa-
storen und prediker nicht undankbar gefunden wer-
den. Doch dat de armoet hyrinne vorschonet weerde.

De kerckendeneren schoelen oeck vlitich
oeres denstes waernemen.

De pastoren averst sampt den kappellanen, schol-
meisteren und kösteren schoelen ock gedenken, dat
se dener sint der gemeinen, derhalven se ock ere den-
sten mit truwen warnemen schoelen, ein ider in
siner vocationn; wente id is billich, dat de, so syn
neringe hebben wille van der gemeine, dat se ock
darvoer arbeiden.

Und so jemand vorsumelick darinne befunden
wurde und de gemene daraver jenigen nadeel 77
krege, eder dat pastoren, kappellanen, schoelmei-

74 = Raum; vgl. oben S. 70, Anm. 14.

75 = besser; vgl. Schiller und Lübben I, 158f.;
Lasch und Borchling 1,256.

76 = säen; vgl. oben S. 99, Anm. 71.

77 = Nachteil; vgl. oben S. 247, Anm. 9.

78 Meiners: „se“ fehlt.

79 = Würfelspieler, Spieler; vgl. Schiller und Lüb-
ben I, 528; Lasch und Borchling I, 436.

steren und kosters gefunden wurden, ein ergerlick
levent to voeren, alse ofte se 78 ehebrekers, horen-
jegers, drunkenbolten, dobbelers 79, gotzlasterer ge-
funden worden, scholen se mit nichte geleden weer-
den.

Van der straffe eder entsettinge der
kerckendeneren.

Dewile averst ein alt haet is der leyen jegen de
paepscap und de predicanten, so Gades woert mit
ernste prediken, van all der werlt insunderheit ge-
hatet weerden, so wil idt de noet vorderen, dat unse
g. heren, overicheit dusses landes, nicht gestade, dat
de pastoren und andere kerckendener getoegen wer-
den van den gemenen manne in dat gemene buer-
rechte, in quibusvis accusationibus der buren to ant-
worden, sunder dat desulvige, so gedachte kercken-
dener vormeinen und willen anspreken, mit rechte,
in causa aliqua crimmali, de de kerckendener gedan
schulden hebben, dar Godt voer sy, se anspreken und
beklagen vor oeren superattendenten und den vor-
ordenten examinatoren und richteren, so van der
overicheit darto vorordent schoelen weerden 80.

Und dat ane dersulvigen superattendenten und
vorordenten examinatoren und richter vorgandem
vlitigem und wolbedachten berade und gerichte neen
pastoer eder kerckendener gestraffet eder sines amp-
tes entsettet weerde, up dat nemand unrecht ge-
schee.

Und dat de tuigen oeck alse recht examineert weer-
den in oerer anklage, separatim et coniunctim, na
utwisinge des rechtes.

Wente wy sint des mit schaden yngeworden 81, wo
vorachtlick dardorch geworden dat predigampt
mank dem gemenen manne, dat in etlichen landen ein
tytlank gestadet geworden 81a, dat de kerckendener
to rechten antworden musten up einen in welcker
anspraken 82 in den gemenen buerrechte. Derhalven

80 Vgl. hierzu oben S. 383 mit Anm. 27.

81 „yn“ ist von anderer (E. Beningas) Hand dazwischen-
geschrieben. Meiners: gewar geworden.

81 a Über der Zeile steht von E. Beningas Hand ein
dünnes „ys“.

82 Meiners: antworden moesten up eine ansprake.

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