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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0423
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Kirchenordnung 1535 (Ausführungsgutachten)

anderen rechtengebaren kinder mank oeren frunden
erven active et passive; wente war dat nicht so ge-
stadet word und de lantrichteren under dem schine
der vormeinter gesetten, so ut der godtlosen pawe-
sten decreten und decretalen 93 gesogen, jegen sy
handelen mögen und se ut den guederen und erf-
schiften oerer olderen und angebaren frunden vor-
wysen, so worden alle guede, geleerde gesellen aff-
gescrecket weerden, in dussem lande to teen und to
denen; wente wol wolde gerne sine kinder vor un-
echten 94 geachtet, dergeliken sine leve huusfrouwe
geschendet hebben, welck ungetwivelt geschuit, so
men se nicht wil laten geneten alle privileyen, wel-
cker geneten alle, so im lande recht und echt ge-
baren sint.

Van denn karckswaren und tempelen.

Idt fordert ock. de noet, dat unse g. here vor-
schaffen by den karckswaren, dat desulvigen de ker-
cken in dake 95, wenden, glasevensteren und anderen
noettigen dingen hanthaven und in ehren holden.

Item, dat desulvigen alle jaer rekensscup doen
van denn untfangen und utgeven der kerckengueder
vor den vorordenten unses g.h. in bywesen der ker-
ckendeneren, nomlick des pastoers, up dat oer truwe
by iderman erkant weerden und der kercken gueder
by den anderen bliven moegen.

Van vorsorginge der armen 96.

Idt schoelen ock vorordent weerden etliche fine,

93 Vgl. Corp. iur. can., im Decr. Grat. bes. I, dist. XXXI
u. XXXII (Friedberg I, 111ff.); dann auch De-
cret. Greg. IX. hb. I, tit. XVII De filiis preshytero-
rum ordinandis vel non (Friedberg II, 135ff.);
ebd. lih. III, tit. III De clericis coniugatis (Fried-
berg II, 457ff.); ebd. lib. IV, tit. VI Qui clerici vel
voventes matrimonium contrahere possunt (Fried-
berg II, 684ff.); Sexti decret. lib. I, tit. XI De
filiis presbyterorum et aliis ihegitime natis (Fried-
berg II, 977); ebd. lib. III, tit. II De clericis con-
iugatis (Friedberg II, 1019). - Schon das Konzil
von Nicäa bezeichnete es als Gewohnheit, daß ordi-
nierte Priester und Diakonen nicht mehr heiraten,
andererseits aber auch, daß vor der Ordination ge-
schlossene Ehen fortbestehen durften; vgl. Sozo-
menos, HistoriaecclesiasticaI, 23 (MSG67, 925f.);
Decr. Grat. I, dist. XXXI, c. 12 (Friedberg I, 114).
In der römischen Kirche erklärte bereits der römi-
sche Bischof Siricius 385: Hi vero, qui illiciti privi-

geschickede, godtfruchtige und unberuchtige luide,
frame menner, in allen steden, flecken und dörperen,
de der armen sorge dragen, densulvigen in der ge-
menen na gelegenheit des landes dat almoeß heme-
lick und apenbaer vorbidden 97 und na nottrufft ut-
delen ane ansehent der personen.

Van den synodis to holden 98.

Idt wil ock de noet 99 vorderen, dat to Embden
alle jaer ein- eder twemael geholden weerde ein ge-
mener synodus, ein vorsamlinge aller pastoren dus-
ses landes, in welchen erforschet schal werden van
der lere und levent der pastoren, kappellanen und
anderen kerckendeneren, effte desulvige rechtscapen
geholden werden, und alletyt geraetslaget mach
weerden, wo men den gebreken, so vorhanden sick
geven, bejegenen moege. Und de superattendent
schal in den synodo vlitichlick alle saken nafragen
und de jegenwardige pastores und andere kercken-
dener hertlick vormanen tom studeren und vlitigen
lesen der schriften und anholden der predigen, alse
Paulus Thimot. [1. Tim 4,13; 2. Tim 4,2] und
Titon [2, 1] und de preesteren to Ephesien vormanet
hefft, Acto. 20 [28ff.].

Und de pastores schoelen sick nicht besweren, de
gebreken, soe ohne kundich in oeren gemenen eder
nabergemeinen, to entdecken und sick hyrinne mit
menschliker anfechtinge, desulven to vorswigen,
nicht averwinnen laten.

legii excusatione nituntur, et sibi asserunt veteri hoc
lege concessum, noverint se ab omni ecclesiastico
honore, quo indigne usi sunt, apostolicae sedis auc-
toritate deiectos, nec umquam posse veneranda
attractare misteria, a quibus se ipsi, dum obscenis
cupiditatibus inhiant, privaverunt... (Decr. Grat. I,
dist. LXXXII, c. 4; Friedberg I, 291f.). Siricius
setzt sich mit der Priesterebe im AT auseinander. Vgl.
E. Friedberg, Lehrbuch deskatb. und ev. Kirchen-
rechts 6. 1909, 172f.; Jacobson-Friedberg, RE 3

4, 204ff.; H. E.Feine, aaO. § 5, 5. 32 I.

94 =illegitime; vgl. Lasch und Borchling 1,508.

95 Dake = Dach, vgl. Lasch und Borchling I, 390.
9s Vgl. hierzu KO von 1529, oben S. 366 f.

97 = als Fürsprecher erbitten; vgl. dazu Schiller und
Lübben V, 315; Lasch und Borchling I, 780f.

98 Über die Art der späteren Ausführung dieses Ka-
pitels vgl. Einleitung, oben S. 322. Vgl. auch ebd.

5. 319 mit Anm. 72. 99 Meiners: wet (Lesefehler).

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