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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0428
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Grafschaft Ostfriesland

[XII.]

Und willen, dat ock in den dorperen und kleinen
steden unses landes de schoelen bliven und geholden
weerden mit den gewaentliche besoldingen.

[XIII.]

Und de schulmeisters in unsen landen schoelen de
kinderen nicht allene de duitssche sprake, sunder
ock de latynssche leren, nömelick grammaticam,
dialecticam et musicam na gelegenheit der stede,
ock de rechten, gueden christliken gesenge, so man
vorhennen in der kercken gesungen in den kercken-
ampten; wente dewile dusse dingen der joeget und
der christliken kercken alle nutte und forderlick und
guede gave Gades sinnen, so willen desulvigen van
nemant vorachtet, sunder in eerlichem gebruike ge-
holden hebben 44.

[XIV.]

Und up dat alle dingen in der kercken ordentlich
geholden moegen weerden lut der kerckenorde-
nunge 45, wy hyrby juw togeschicket hebben, so wil-
len wy, dat in der kercken nemand wes anheven
schall, offentlich to spreken eder to singen, dan
allene de, den sulches bevolen, alse pastoren, kap-
pellanen, schoelmeisteren und kosteren 46.

[XV.]

Und dar jemand van unsen underdanen also vor-
meten, dat he ut egenen wrevel in der kercken wes
anrichteden jegen unß 47 togesanter ordenunge, den-
sulvigen willen wy gefenklich annemen laten und na
gelegenheit pynlick straffen.

44 Vgl. KO von 1529, oben S. 368. Grundsätzliches zum
Schulunterricht oben S. 66, Anm. 25,

45 Agende von 1535, oben S. 373 ff.

46 Eine ähnliche Anordmmg enthält die KO der Stadt

Lüneburg von 1531; vgl. Sehling VI, 1, 644f. mit
Anm. 50. 47 Meiners: unze.

48 So Meiners. Druckvorlage: mede.

49 Hier verhält es sich ebenso wie bei den vorigen Über-

schriften. 50 Meiners: unze.

51 Hulle = Kopfbedeckung, Mütze; vgl. Schiller und
Lübben II, 330.

52 Bonet = Kopfbedeckung, eine Art Barett, Hut,
Mütze; vgl. Lasch und Borchling 1,317.

53 Meiners: etliche. - Erliche = würdige, geziemende,
angemessene; vgl. oben S. 83, Anm. 71.

[XVI.]

Wy gebeden ock, dat alle karspelsluide oeren pa-
storen, predicanten und kerckendeneren, van wel-
cken se dat woert Gades leren, in ehren holden, alse
sulches van oldinges gewoentliek, und dat nemant
densulvigen jenige ungewoentliche borde upleggen,
sunder by gewoentlicher fryheit late, idt weer dau,
dat de hoegeste node 48 dorch unsen bevele anders
wes forderten.

[XVII.]

Van kledunge der predicanten 49.

Wy willen ock, dat alle 50 pastoren und preesteren
in oeren leren, levent und klederen sick holden, alse
preesteren tobehoert, dat nemant van ohne hynfort
mit rodem hullem 51 eder bonetten 52, mit korten,
torsnedden und tohackeden klederen herfurgae nach
der ruiter eder buir wise, weder in denn kercken eder
unsem steden, sunder dat [se] erliche 53, lange kleder
dragen 53a; wente war se dat nicht doen, so willen
wy desulvige vor nene pastoren eder kerckendeneren
in unsem lande liden, sunder schoelen alse buren
und reiter geholden werden, mit densten und ander
gemeiner besweringe des landes.

[XVIII.]

Van husdelunge 54.

Idt schoelen ock alle unse undersaten oeren pa-
storen geven allent, wat se oer van oldinges sculdich
und gewoentlich to geven, up dat se ere neringe heb-
ben moegen, doch to unser erkentenisse und dat
nemant baven mate 55 besweret.

53 a Die zerschlitzte Kleidung, die durch die zahlrei-
chen Schlitze das unterlegte Futter, meistens Seide,
die in Puffen hervorquoll, sehen ließ, wurde beson-
ders von den Landsknechten getragen und modisch
gefördert, erfreute sich dann aber auch allgemeiner
Beliebtheit und wurde geradezu zum Charakteristi-
kum der Mode der Reformationszeit. Als Überrock
trug man die „Schaube“, anfangs lang, dann kür-
zer, etwa bis zum Knie reichend, ausgenommen
Amtspersonen, die sie auch weiterhin lang trugen.
Vgl. F. Hottenroth, Handbuch der Deutschen
Tracht. 1896, 502ff. 597ff. 510f. 594ff.

64 Wie bei den vorigen Überschriften. — Zur „husde-
lunge“ vgl. KO von 1529, oben S. 366 mit Anm. 61.
55 Meiners: macht.

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