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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0430
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3. Polizeiordnung der Gräfin Anna 1545.

(Auszug) 1

Nachdem alle overicheyt, to bescharmen de 2 fra-
men und to straffen de 3 oveldederen, van Godt al-
mechtich geordineert synnen, up dat ore gemeene
und underdanen yn den fruchten des Heren geleert,
yn goeder tucht erholden und ertagen, myt justitie,
goede ordenunge und politie stedes wol geregeert
und vorgegaen werden, darmede gaedeslasterunge,
bloetforgetent, ebrekerie, woeker, overflodycheyt
und alle ander boesheit (des de warrelt 4 nu leider
vul is) nycht gestadet, dan schuldich, soevele eyn
yder overicheit moegelik, ore lande und lude yn
ruste 5, frede und enicheyt to erholden etc.:

Dewile dan dusse loeflike graveschup Ostfreslandt
etc. vor velen jaren dorch ytliche graven und heren
myt goeder justitien, gerichtesordenunge, politien
nae olden, lofliken gebruke to dusser tyt wol gere-
geert, soe tom deel scryftlich befunden 6, nohtans 7
mydlertyt yn enen groten mysbruck geresen und
gekamen is:

Wardorch wi, Anna, ein gebaren dochter to Olden-
borch und Delmenhorst, gravinne to Ostfreeslant,
weduwe 8, van wegen unser 9 unmundige junge he-
ren 10, myt belevent des wolgebaren und edelen heren
Johan, grave to Ostfreeslandt etc., unse leve swa-
ger 11, sampt prelaten, junkeren, hovetlingen und
stende dusser graveschup 12 eyne gerichtesordenunge
und politie hebben vorgenamen to der gemene wol-

1 Druckvorlage: Hs aus der Universitätsbibliothek
Bonn (S 336), die sog. „Penborgschen Kollektaneen“,
Schweinsledereinband, Folio, Bl. 90 v-93r, 98 v, 99 v,
103v—105 v, 160r—161r. Eigenhändiges Konzept Eg-
gerik Beningas. Verglichen ist das Konzept von 1544
aus dem Staats-A. Aurich, Msc. C 7. Vgl. dazu
Einleitung, oben S. 327 f.

2 Auricher Konzept: der.

3 Auricher Konzept: „de“ fehlt.

4 = Welt; vgl. Doornkaat Koolman III, 539f.

5 = Ruhe, ruhigem, friedlichem Zustand; vgl. Doorn -
kaat Koolman III, 75f.; Schiller und Lübben
III, 535.

6 Die altostfriesischen Rechte s. bei K. v. Richt-

hofen, Friesische Rechtsquehen. 1840; die nieder-

deutschen Rechte (Landrechte vor dem Landrecht

Edzards d. Gr. um 1515 und Sendrechte) bei C.

Borchling, Die niederdeutschen Rechtsquellen I;

das Landrecht Edzards um 1515 bei M. v. Wicht,

faert yn ene goede 13 ordentlichen regement weder-
umme to bringen geneget, welcher ordenunge wi
erenstlich ydermenlich gebeeden und willen, dat men
de nu henforder also schal achterfolgen, myt wide-
ren boger, ein yder, wes hoges oder nederen stan-
des de ock synnen, hyrynne syck gehorsamichlich
willen erzeigen und vor schaden to bewaren. Dat
sinnen wi myt allen gnaden und gunsten to erken-
nen geneget. Datum ut unser stadt Emden den
15den Februarii amio 1545 14.

Anfenklich wyllen wy to dem ersten nae de lere
unses enigen heilandes Jesu Christi anheven, soe he
gespraken heft Matey am 6. [33]: Trachtet to den
ersten nae dat ryke Gaedes und nae siner gerech-
ticheyt, soe wart ju sulches alles tovallen etc. De-
wile dan Gaedes wort hir nu yn dusser graveschup
Ostfreslandt ene lange tyt geprediket und yderman
vorkundiget, befruchten wi uns dannoch, dat saet 15
leyder an velen orden up enen harden vels eder steen
gefallen is, dar yd gene wortelen erlanget [vgl. Mt
13, 20f.], soe men dachlikes 16 dorch mannichfoldige
misbruke vor ogen sudt. Derhalven willen wi enen
yderen erenstlick vormaent hebben, dat men sick
nu henforder noch nae de ordinantie der christlichen
religion holde, de van unsen heren graven Enno,
lofliker gedechtenisse, und den wolgebaren unsen
leven swager, grave Johan etc., is utgegaen, over-

Land-Recht (vgl. dazu oben S. 369 f., Anm. 85). Vgl.
dazu v. Richthofen, Untersuchungen über Frie-
sische Rechtsgeschichte I u. II. 1880-1882; Borch-
ling, Die älteren Rechtsquellen.

7 = gleichwohl, dennoch; vgl. Doornkaat Kool-
man II, 654; Schiller und Lübben III, 192f.

8 = Witwe; vgl. oben S. 116, Anm. 6.

9 Auricher Konzept: unsen.

10 Im Auricher Konzept folgt hinter „heren“ („herrn“):
„und graven to Oestfrieslandt“.

11 Der ganze Passus „myt belevent... swager“ fehlt im
Auricher Konzept.

12 Vgl. dazu Einleitung, oben S. 326 f. mit Anm. 37 und
41.

13 Auricher Konzept: „goede“ fehlt.

14 Das Datum fehlt natürlich im Auricher Konzept.

15 = die Saat, das gesät wird; vgl. Schiller und Lüb-
ben IV, 27.

16 = täglich; vgl. oben S. 248, Anm. 15.

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