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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0431
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Polizeiordnung 1545

gespraken und gepubpliceert 17 to der tyt, dat eyn
gemene rikesordenunge utgaen wart 18. Darumme
willen wi noch enen yderen bi dersulven straeffe
erenstlich gebeden und gewarschuewet 19 hebben,
dat gy dat wort Gades vlitich horen, wan gi van juen
pastor und predicanten darto gefordert, dat wort
Gades nicht vorachten noch van ju vorsumet noch 20
vorsmadet 21 werde. Oeck sal nemant up Sondaege
voer den sermoen edder under den sermoen arbey-
den ofte 22 mit peerde und waegen ut den dorpe
vaeren bueten des pastoers verloef 23. Wi wyllen ock,
dat men de gaedeslasterunge, soe dorch floken und
sweren dageliks leider geschut, underwege late,
nicht swere bi dat bitter lydens unse Heren 24, dar
nu de olderen de joget mede upteen, als dat spreck-
wort medebringet: Als de olden pipen 25, soe danzen
de jungen 26. Soe nu henforder wee also daermede
moetwillich wurde befunden, de dorch dusse 27 vor-
maninge nicht wulde afflaten und dat also myt wre-
velichem gemote to wederwillen ynt erste den al-

17 KO von 1535, oben S. 373ff.

18 Vgl. dazu oben S. 69, Anm. 7.

19 = gewarnt; vgl. Doornkaat Koolman III, 518;
Schiller und Lübben V, 608. — Auricher Kon-
zept: „und gewarschuewet“ fehlt.

20 Auricher Konzept: und.

21 = abgelehnt, verschmäht, verworfen, zurückgewie-
sen, mit Verachtung behandelt; vgl. Schiller und
Lübben V, 449f.; Lasch und Borchling I, 930.

22 = oder; vgl. dazu oben S. 227, Anm. 2.

23 = Urlaub, Erlaubnis; vgl. Schiller und Lübben
V, 398; Lasch und Borchling I, 868. - Zu die-
sem Verbot vgl. das Emsgauer Sendrecht in der jün-
geren Rezension, § 4 (C. Borchling, Die nieder-
deutschen Rechtsquellen I, 143f.; dazu ebd.
LXVIIf.): De articulen, so de bisschoppe to strafen
hebben aver de gemene, so darin vorvallen und nicht
gehorsam sint.. ,Tom8., de ock up de vorordnete fest-
dagen arbeiden tegen des pastoren weten und willen
vor edder na den sermone. — Im Auricher Konzept
fehlt der ganze Satz „Oeck sal nemant... verloef“;
in der Druckvorlage ist er von anderer Hand am
Rand nachgetragen.

24 Vgl. hierzu Gutachten von 1535, oben S. 392, und
Mandat von 1535, oben S. 395 mit Anm. 39. - Im
Gutachten der Räte zu den Artikeln des Grafen
Johann (vgl. oben S. 326, Anm. 37) heißt es: Dar-
umme is ock vor nodich angesehen, dat bi grote pena
vorbaden werde, dat nemant floeke bi Gades marter
und sin bytter lident und wat unchristlicke floeke
mer erdacht und vorgenamen werden, de straeffe
gesche soewol over de jungen als over de olden, bi
sulche pena und broke, als den lantrichter darvan

mechtigen, darnegest sine overich[ei]t, dar he under
beseten, dede, dartegen soe 28 ordineren wy yn ein
yder stadt, fleke eder dorp de oldermans van de gil-
den 29 und de karkswaren beneven oren pastor eder
predicant, wes de koren und voreschen 30 konen, wat
stratenmer und molenmer 31 is, de dat myt vorsate
doen und nicht willen laten, scholen densulvigen
personen antekenen und den gadeslaster, wan de
lantrichter yn der stat, ampt eder gerichte kumpt,
anklagen, den darup ein bevell gegeven is to rich-
ten. Und wat den also affgerichtet, dat scholen de
deputeerden van den maenen und ynfordem und
dat also to den rechten hussyttenden gadesarmen,
de sick des brodes myt eren klene kynderen schemen
to bidden, sol gewendet werden. Und dat soe van
enen personen, soe he nicht wil aflaten, also dremael
van den lantrichter utgerichtet, sal to den armen
gekert werden de vorvallen broke 32. Woe dat dan
to den verden maell van den man eder fruwe ge-
schege und nicht afflaten wulden und noch also ge-

hir bevoren bevel gegeven is (Bl. 78 v. - Schreib-
weise in Angleichung an den Text der KOO verein-
facht, so auch in weiteren Anmerkungen).

25 = pfeifen; vgl. Doornkaat Koolman II, 719;

Schiller und Lübben III, 330f.

26 Sprichwort; vgl. K. F. W. Wander, Deutsches
Sprichwörter-Lexikon I. 1867, 58, Nr. 75.

27 Das Auricher Konzept hat statt „dusse“: „unse“.

28 Auricher Konzept: „soe“ fehlt.

29 Alles auf „gilden“ folgende fehlt im Auricher Kon-
zept, das erst mit dem Kapitel über die fremden
Bettler wieder einsetzt.

30 = erfahren, wahrnehmen, hören; vgl. Schiller
und Lübben V, 350f.; Lasch und Borchling
1,810.

31 = Straßenmär und Mühlenmär, Straßen- und Müh-
lengerücht, - gerede; vgl. Schiller und Lübben
III, 114. IV, 428. Vgl. dazu auch Emsgauer Send-
recht, ältere Rezension, § 4 (C. Borchling, Die
niederdeutschen Rechtsquellen I, 133): ... dat se [de
karckswaren] ock al datgene, dat se hoeren, seen
unde een gemene geruchte, stratemer, molenmeer is,
in den karspel ofte buten den karspel, voer den pra-
vest, want he den seent wil sitten, willen wroegen
[vgl. Anm. 33] unde de oveldaden apenbaren...

32 = Geldstrafe, Brüche; vgl. oben S. 227, Anm. 4. -
Im Disputationsbericht E. Beningas und im Gut-
achten der Räte zu den Artikeln des Grafen Johann
(vgl. Einleitung, oben S. 326 mit Anm. 37) findet
sich wiederholt die Konzeption, man solle die Brüche
zur Hälfte der Obrigkeit geben, zur Hälfte den Got'
tesarmen.

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