Polizeiordnung 1545
officianten yn stadt oft landen darbaven 63 wen ge-
leydede eder ynnemen wurden, de scholen yn unser
straefe swerlich vorvallen sin, und de also ynge-
namen befunden, am halse gecorrieret. Wurde averst
jemant befunden, de allene um des evangelions wil-
len, dat he darnae leven wulde, vordreven wer und
des genochsaem bewis toende, dat he sust 64 myt
gener uprorischen sekten bearchwaent und darvor 65
genochsaem borgen van lofwerdigen ynwaneren stel-
len kunde, dat he to den upror noch boese sekten
hemelike prediken, dan sick christlick yn der ge-
mene holden, Gades wort horen, de schal men um
vormerunge stat und lande willen nicht vorwysen,
ok schol ein yder nae sine ryckdoem to harnische,
63 = darüber hinaus, außerdem; vgl. Schiller und
Lübben I, 485; Lasch und Borchling I, 397.
64 = sonst; vgl. oben S. 222, Anm. 4.
65 Auricher Konzept: darvan.
66 Spese = Spieß; vgl. Schiller und Lübben IV,
320.
67 Dieser ganze Absatz ist fast wörtlich auch schon im
Gutachten der Räte enthalten, abgesehen von der
Bestimmung über den Wehrbeitrag (Bl. 71 vf. aaO.).
- Im Auricher Konzept fehlt der Passus „ok schol
ein yder... beste“. — A Lascos mittelbare Beteiligung
am Zustandekommen der Bestimmungen betr. die
Sekten (vgl. Einleitung, oben S. 324) ergibt sich be-
sonders aus seinem Brief an Hardenberg vom 26. Juli
1544, in dem er vom Vorgehen gegen die Sekten be-
richtet: In causa est nova magistratus nostri in sec-
tas severitas, ad caesaris mandatum instituta...
Proscribunt, si Deo placet, sectas, non propter Deum,
sed propter caesarem. Et quod antea mitioribus con-
siliis egisse poterant, id nunc tanta severitate pro-
sequuntur, ut sublato nocentium atque innocentium
discrimine in peregrinos omnes saeviant. Huius rei
ego principem nostram admonui et rogavi, ut dis-
crimen aliquod haberetur inter sectis obnoxios, et
quos certum esset ab illis immunes esse, - et, si ita
iam constitutum esset, ut sectae hinc pellantur, inno-
centes interim a nocentibus discernerentur. Sic fac-
tum est, ut de quorum fide nos testimonium dare-
mus, hi ius manendi inter nos habeant. Obruor ita-
que nunc frequentia eorum, qui a nobis testimonia
fidei suae petunt, ne eiiciantur. Et sunt plerique
nobis ignoti, ut nos multis agere cum illis oporteat,
priusquam de illis testificari possimus... (A. Kuy-
per II, 574). Vgl. auch U. Emmius, Historia,
925f.; J. F. Bertram, Historia critica, 175ff.;
E. Meiners I, 254ff.; J. P. Müller, aaO. 24 mit
Anm. 38.
68 = Stand; vgl. Schiller und Lübben IV, 366f.
69 Vgl. die Vorschriften über die Trauung in der Agende
von 1535, oben S. 381. - Gutachten der Lüneburger
Prädikanten von 1535 (Überschrift: Van warsscuppen
und kindelberen), oben S. 392 ; Bedenken des Abtes
rore, spesen 66 und ander goet gewer denken to der
gemene lande beste 67.
Van den elichen staedt 68.
Soe ock an allen orden dusser graveschup klage
kumpt, de echtestaet van velen mysbruket, yn-
gebraken und nicht recht geholden word, und to-
hopelopen, ut anderen orden herkamen und nicht
weeten, oft se nae gemene christliker ordenunge van
ore pastoren, dar se waenhaftich gewest, yn tegen-
wordicheit der gemene tohopegegeven sinnen 69: Dar
nu soedanen twivel is und yn den apenen seend 70
gewroget, soe schal men desulvige parsonen, an wen
Homerus Beninga (vgl. oben S. 326, Anm. 37):
... weer nodich, dat men de eebrekers nicht vorgete,
degelyke, de andes desse lande vast seer overvlodich,
als steden, vlecken und dorperen vorfullen und ut
anderen landen hyr inkomen, opentlick hye sytten
und gaer weynich geachtet wart, underwylen war-
den se vorjaget, dan se lopen wedder tohope. Men
weet overst, wo hoechgelick Godts woert se gebat
to straffen, ock de keyser. rechte... (Bl. 80r aaO.).
70 Sendgericht = Gericht, das der Bischof oder sein
Vertreter in dem ihm untergebenen Sprengel zu be-
stimmten Zeiten abhalten muß (vgl. dazu unten
S. 404, Anm. 75). In der jüngeren Rezension des
Emsgauer Sendrechtes, § 4 (C. Borchling, Die
niederdeutschen Rechtsquellen I, 143f.) werden
unter den vom Bischof zu strafenden Gesetzesüber-
tretern aufgeführt: Tom ersten de ehebrekeren und
ehebrekerschen, so tegen datt gebott handelen...
Tom 15., de sick ock nicht laten aver den stoel vor-
kundigen, want se in ehelichen stande gaen. — Über
die ungewissen Ehen heißt es in § 19 der älteren
Rezension des Sendrechtes (Borchling, aaO.
138 f.): Wanner dar sinnen twe toehope in den echten-
staet und wanen toehope in enen huese unde het is
nicht apenbaer under der gemeente, dat se echte-
luede sinnen, wente se nyes ingekamen sinnen in dem
karspel, soe schal men aldus seggen, wan dar twy-
dracht darnae tusschen den beyden kumpt unde van
den anderen sick scheden wulden: dat de vrye Fre-
sinne quam an des vryen Fresen gewalt myt hor-
nes gluet unde mit der luede geschrey, myt bakene
brant und mit gesank unde sweerdes esschinge und
umme dat vuir ledinge und des avendes int bedde
mit eren manne nae oerer beyde willen geworpen
wort unde des morgens toe karcken gink, Gades
woert, dat hillige evangelion, hoerden und alsoe den
echtenstaet begink, also de vrye Frese myt der
vryen Fresinnen geboerde unde doen schulde. Also
schal men dat betuegen myt soeven buren und myt
den preester, de de missa sank und dat offer unt-
fink, und de de bruet in de karcken ledde, unde myt
den koster, de de klocken ludde...
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officianten yn stadt oft landen darbaven 63 wen ge-
leydede eder ynnemen wurden, de scholen yn unser
straefe swerlich vorvallen sin, und de also ynge-
namen befunden, am halse gecorrieret. Wurde averst
jemant befunden, de allene um des evangelions wil-
len, dat he darnae leven wulde, vordreven wer und
des genochsaem bewis toende, dat he sust 64 myt
gener uprorischen sekten bearchwaent und darvor 65
genochsaem borgen van lofwerdigen ynwaneren stel-
len kunde, dat he to den upror noch boese sekten
hemelike prediken, dan sick christlick yn der ge-
mene holden, Gades wort horen, de schal men um
vormerunge stat und lande willen nicht vorwysen,
ok schol ein yder nae sine ryckdoem to harnische,
63 = darüber hinaus, außerdem; vgl. Schiller und
Lübben I, 485; Lasch und Borchling I, 397.
64 = sonst; vgl. oben S. 222, Anm. 4.
65 Auricher Konzept: darvan.
66 Spese = Spieß; vgl. Schiller und Lübben IV,
320.
67 Dieser ganze Absatz ist fast wörtlich auch schon im
Gutachten der Räte enthalten, abgesehen von der
Bestimmung über den Wehrbeitrag (Bl. 71 vf. aaO.).
- Im Auricher Konzept fehlt der Passus „ok schol
ein yder... beste“. — A Lascos mittelbare Beteiligung
am Zustandekommen der Bestimmungen betr. die
Sekten (vgl. Einleitung, oben S. 324) ergibt sich be-
sonders aus seinem Brief an Hardenberg vom 26. Juli
1544, in dem er vom Vorgehen gegen die Sekten be-
richtet: In causa est nova magistratus nostri in sec-
tas severitas, ad caesaris mandatum instituta...
Proscribunt, si Deo placet, sectas, non propter Deum,
sed propter caesarem. Et quod antea mitioribus con-
siliis egisse poterant, id nunc tanta severitate pro-
sequuntur, ut sublato nocentium atque innocentium
discrimine in peregrinos omnes saeviant. Huius rei
ego principem nostram admonui et rogavi, ut dis-
crimen aliquod haberetur inter sectis obnoxios, et
quos certum esset ab illis immunes esse, - et, si ita
iam constitutum esset, ut sectae hinc pellantur, inno-
centes interim a nocentibus discernerentur. Sic fac-
tum est, ut de quorum fide nos testimonium dare-
mus, hi ius manendi inter nos habeant. Obruor ita-
que nunc frequentia eorum, qui a nobis testimonia
fidei suae petunt, ne eiiciantur. Et sunt plerique
nobis ignoti, ut nos multis agere cum illis oporteat,
priusquam de illis testificari possimus... (A. Kuy-
per II, 574). Vgl. auch U. Emmius, Historia,
925f.; J. F. Bertram, Historia critica, 175ff.;
E. Meiners I, 254ff.; J. P. Müller, aaO. 24 mit
Anm. 38.
68 = Stand; vgl. Schiller und Lübben IV, 366f.
69 Vgl. die Vorschriften über die Trauung in der Agende
von 1535, oben S. 381. - Gutachten der Lüneburger
Prädikanten von 1535 (Überschrift: Van warsscuppen
und kindelberen), oben S. 392 ; Bedenken des Abtes
rore, spesen 66 und ander goet gewer denken to der
gemene lande beste 67.
Van den elichen staedt 68.
Soe ock an allen orden dusser graveschup klage
kumpt, de echtestaet van velen mysbruket, yn-
gebraken und nicht recht geholden word, und to-
hopelopen, ut anderen orden herkamen und nicht
weeten, oft se nae gemene christliker ordenunge van
ore pastoren, dar se waenhaftich gewest, yn tegen-
wordicheit der gemene tohopegegeven sinnen 69: Dar
nu soedanen twivel is und yn den apenen seend 70
gewroget, soe schal men desulvige parsonen, an wen
Homerus Beninga (vgl. oben S. 326, Anm. 37):
... weer nodich, dat men de eebrekers nicht vorgete,
degelyke, de andes desse lande vast seer overvlodich,
als steden, vlecken und dorperen vorfullen und ut
anderen landen hyr inkomen, opentlick hye sytten
und gaer weynich geachtet wart, underwylen war-
den se vorjaget, dan se lopen wedder tohope. Men
weet overst, wo hoechgelick Godts woert se gebat
to straffen, ock de keyser. rechte... (Bl. 80r aaO.).
70 Sendgericht = Gericht, das der Bischof oder sein
Vertreter in dem ihm untergebenen Sprengel zu be-
stimmten Zeiten abhalten muß (vgl. dazu unten
S. 404, Anm. 75). In der jüngeren Rezension des
Emsgauer Sendrechtes, § 4 (C. Borchling, Die
niederdeutschen Rechtsquellen I, 143f.) werden
unter den vom Bischof zu strafenden Gesetzesüber-
tretern aufgeführt: Tom ersten de ehebrekeren und
ehebrekerschen, so tegen datt gebott handelen...
Tom 15., de sick ock nicht laten aver den stoel vor-
kundigen, want se in ehelichen stande gaen. — Über
die ungewissen Ehen heißt es in § 19 der älteren
Rezension des Sendrechtes (Borchling, aaO.
138 f.): Wanner dar sinnen twe toehope in den echten-
staet und wanen toehope in enen huese unde het is
nicht apenbaer under der gemeente, dat se echte-
luede sinnen, wente se nyes ingekamen sinnen in dem
karspel, soe schal men aldus seggen, wan dar twy-
dracht darnae tusschen den beyden kumpt unde van
den anderen sick scheden wulden: dat de vrye Fre-
sinne quam an des vryen Fresen gewalt myt hor-
nes gluet unde mit der luede geschrey, myt bakene
brant und mit gesank unde sweerdes esschinge und
umme dat vuir ledinge und des avendes int bedde
mit eren manne nae oerer beyde willen geworpen
wort unde des morgens toe karcken gink, Gades
woert, dat hillige evangelion, hoerden und alsoe den
echtenstaet begink, also de vrye Frese myt der
vryen Fresinnen geboerde unde doen schulde. Also
schal men dat betuegen myt soeven buren und myt
den preester, de de missa sank und dat offer unt-
fink, und de de bruet in de karcken ledde, unde myt
den koster, de de klocken ludde...
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