Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0436
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Grafschaft Ostfriesland

de feil is, erenstlik gebeden bi grote straeffe und
pena, ene seker tyt setten, dat se teen 71, dar se vor-
hen gewaent, genochsaem bewis bringen van den
pastor etc., und dat schriftlik, schal he den pastor
tonen 72. Woe he ader se des nicht doen, scholen nicht
geleden werden. Und soe 73 desulven 74 also besitten
bliven und yn den seend vor den pravest 75 twemael
gewroget, alsdan scholen se 76 beide, unsen ampt-
luden und borgemeisteren, scriftlik overantwort, de
dan scholen angegrepen 77 und yn der venkenisse ge-
settet werden und straffe up se leggen, als men moet-
willige ebrekeren gebort nae gelegenheit der ovel-
daeten 78.

Soe ein man twe fruwen getruwet 79 hadde 80.

Wurde dat ock yn waerheit befunden, dat ein man

71 Auricher Konzept: „teen“ fehlt.

72 = zeigen, vorzeigen; vgl. Doornkaat Koolman
III, 424f.; Schiller und Lübben IV, 575f.

73 Auricher Konzept: se.

74 Auricher Konzept: „sulven“ fehlt.

75 Der Propst oder Dekan bildete das Mittelglied zwi-
schen Bischof und Gemeinde und hatte den Bischof
in einem Teil seines Aufgabenbereiches, besonders
im Sendgericht, zu vertreten. Einzigartig innerhalb
der katholischen Kirche war die Stellung der Laien-
pröpste in dem zur Diözese Münster gehörenden Teil
Ostfrieslands. Es waren die Herren der Eigenkirchen,
die zugleich mit dem Patronatsrecht an ihren Kir-
chen und den zahlreichen in Ostfriesland damit ver-
bundenen Rechten die geistliche Gerichtsbarkeit
über die Laien ihres Sprengels ausübten. „Welcke sint
de 7 provestienheißt es in der jüngeren Rezen-
sion des Emsgauer Sendrechtes, § 8 (C. Borchling,
Die niederdeutschen Rechtsquellen I, 145), „De
soven provestien sint desse: Embden, Groethusen,
Hinthe, Uttum, Wener, Hatzum, Leer.“ — „De pra-
vest, de den seentstoel schal besitten, de moet in
Freeslant gebaren syn van den besten geslechte unde
een vrye Frese und enes leyen soen...“; so § 2 der
älteren Rezension (Borchling, aaO. 132). Die
Laienpröpste wurden durch eine Bulle Alexanders VI.
vom 5. Februar 1493 päpstlich anerkannt. Wann die
Einrichtung ihren Ursprung genommen hat, ist nicht
mit Sicherheit zu ermitteln; falsch ist jedenfalls die
Darstellung der späteren Rezension des Emsgauer
Sendrechtes, der zufolge die Laienpropsteien erst
nach 1272 eingerichtet wurden, ebenso die entspre-
chende Erzählung E. Beningas, Chronyk, 120ff.
(vgl. Borchling, aaO. LXVIII). Vgl. K. v.
Richthofen, Untersuchungen über Friesische
Rechtsgeschichte II,2. 1882, 939ff.; Kochs, Kir-
chengeschichte, 54 ff. 147 f. - Über Propst und „com-

myt vorsate und ut liste eder bedroch twe fruwen
getruwet und van der, de 81 he ersten getruwet, dorch
de vorordente richter nicht ys affgescheden und licht
also yn eebrekerie, de schal am halse myt den swerde
gestraffet werden 82, desgeliken, soe ein fruwe myt
vorsate twe mans truwede und licht also yn ebre-
kerie.

Und nachdem uns van Got gebaden, dat wi unse
olderen scholen gehorsam sin, des leider weinich ge-
achtet word, de nu also wart befunden und darover
klage kumpt, schal 83 am halse gestraffet werden.
Desgeliken schal ock dem gescheen, de unredelik als
ein tyranne dachlikes myt syner echtefruwen 84 ym
hader levet, soe yd bewislik 85, und so wederumme,
soe de schult yn warheit bi er befunden 86, alles nae
gelegenh[ei]t schall gestraffet werden 87.

missarius in matrimonialibus“ nach der Reforma-
tion vgl. Einleitung, oben 8. 355.

76 Das Auricher Konzept hat statt „se“: „de“.

77 Auricher Konzept: angrepen.

78 Im Auricher Konzept folgt hinter „oveldaeten“ noch
„to doenn“. — Vgl. Emsgauer Sendrecht, ältere Re-
zension, § 9 (C. Borchling, Die niederdeutschen
Rechtsquellen I, 135 f.): Wanner een man ofte vruwe
Gades recht und den hilligen echtenstaet, welck hyr
wort genoemt Moyses ee, inbrect und also dar in vor-
hardet blift, wan he dremael gewroeget und gestraf-
fet is, soe schal men em edder eer geven dryerleye
koer [ = Wahl]: to dem ersten schal men one sluten
in twe helden [ = Fußeisen, Fesseln] und in der ven-
kenisse setten, tor tyt he weder to bekentenisse
kumpt und dat em sine sunde leet sinnen des ebrocks
... [der Ehebrecher soll dann wählen zwischen Selbst-
verschneidung, dem Tod des Ertränkens und dem
Feuertod]. Wil men em averst noch dat lyf fristen
of geven und men sick vermodede, he eder se sick
beteren wulden, soe schal men den ban boeten den
pravest 63 schillinge...

79 =geheiratet; vgl. Doornkaat Koolman III,
436; Schiller und Lübben IV, 622.

80 Die Überschrift fehlt im Auricher Konzept.

81 Auricher Konzept: „de“ fehlt.

82 Vgl. dazu unten S. 529 mit Anm. 28.

83 Auricher Konzept: „schal“ fehlt.

84 Auricher Konzept: echten huesfrouwen.

85 Das Auricher Konzept hat noch: is.

86 Das Auricher Konzept hat noch: wurde.

87 Im Auricher Konzept fehlt der Passus „alles nae...
werden“. - Vgl. zu diesem Absatz Gutachten der
Lüneburger Prädikanten, oben S. 392; Bedenken
Hinnerk Grawertz’ (vgl. oben S. 326, Anm. 37): Van
undangbarheit der kynder tegens die older, dee oer
older vorachten und vaken ungeslagen nicht laten

404
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften