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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0437
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Polizeiordnung 1545

Van winkope 88.

Belangende de grote vorspildunge 89, soe dagelixs
myt den wynkopen to drinken geschut, dar man-
niger ock bigebracht wort yn der drunkenheit, dar-
over 90 umme alle sin wolfart ton tyden kumpt myt
bedrechliken 91 handel etc., soe wil unse gnedige
fruwe, wanner kopenschopen gescheen van lande,
arve 92, huser, warve 93 und alle levendige have,
koren, botter und ander ware, soe eyn husman to
vorkopen heft, dat men nicht mer 94, wat hundert
gulden eder darbaven wert is, to winkope geven sal
dan ein schap 94a eder twe up dat hogeste, und dat

etc., dar behoert der overicheit intosehen und die
straffe uptoleggen, wo nicht allene unse lantrechte,
sunder keiserrecht strenge darvan vormelden, deß-
geliken, wahn in eestant der man syn wyff unvor-
schuldet ovel tracteert... (Bl. 89r aaO.) Nach
dem ostfriesischen Landrecht mögen die Eltern
ihre Kinder enterben, u. a. wenn die Kinder die
Eltern schlagen, es sei denn, sie hätten den Schlag
der Eltern abwehren wollen, wenn sie sie schelten,
ihnen nach dem Leben stehen usw.; vgl. Lib. II,
cap. 44 (nach M. v.Wicht, Land-Recht, 356ff.).
In Lib. III, cap. 47 (v. Wicht, aaO. 707) heißt es:
Wan dat kint den vader sleit, is dübbelt... (d. h.
es kostet doppelte Buße). —Vgl. Inst. IV, 4 (De iniu-
riis) und Nov. 115, 3 (Corp. iur. civ., hrsg. von
P. Krueger, Th. Mommsen, R. Schoell I 15.
1928, 46f. III 5. 1928, 536ff.). - Auch Hicko von
Dornum wendet sich gegen die Mißhandlung der
Ehefrauen (Bl. 82 v). — In der Polizeiordnung folgen
jetzt auf Bl. 93 v-98r etliche Kapitel, die wir nicht
abdrucken: Gerichtesordenunge. Van underholdinge
der kanzeleien. Wo sick de lantheren myt oren hur-
luden solen holden. Van vorkopinge de huser um des
landes willen. - Mit Bl. 98 v der Druckvorlage setzt
unser Text wieder ein.

88 Weinkauf = Trunk, der den Abschluß eines Rechts-
geschäftes bekräftigen soll; vgl. J. Grimm, Deut-
sche Rechtsalterthümer I 4. 1899, 263ff. - Ordnung
von 1556: Van wynkoepe. Belangende de grote
geltspildunge, soe dagelix myt den winkopen to drin-
ken geschut, dar mannige yn der drunkenheit by-
gebracht wart, dat he dorch den bedrechliken handel
umme alle sine wolfaert kumpt, dem vortokamen,
soe wyllen wy, wanner kopenschuppen gescheen, ydt
sye van arwe, lande, huser und warve, ock alle
levendige have, perde, ossen, koie etc., desgeliken
botter, kese und alle gewassen koren, dat men by
grote summen vorkopen wyll, wat hundert gulden
und darbaven vorkoft wart, nicht mer als ein schap
ofte twe upt hogeste to wynkope geven schall, und
de helfte schal to den rechten gotzarmen, dar de
kopenschup geschut, gegeven werden, und wat under

half to den rechten gotzarmen sal gewent werden,
und de 95 under 50 gulden gekoft, I schep up dat
hoegeste, ock half den armen, de men alletit yn sun-
derheit gedenken schal.

Soe averst noch darbaven we motwillich befun-
den, de enen tunnen beers to drinken uplecht und
mer als eyn kros 96 eder twe up dat hogeste, de schal
teyn Emder gulden 97 vorbraken hebben, geschut
dat yn der stat Emden eder Aurick, de helfte to den
gotzarmen, de ander helfte to der stat beste, wat up
anderen plaetzen vorbraken wort, half den armen,
de ander helfte an der overich[ei]t sal 98 vorvallen
sin, dat de deputerden yn den steden und dorperen

viftig gulden wert (vorkoft) wart, nicht mer als eyn
schap geven, dat half to den armen. De nu darbaven
ein tunne bers to wynkope moetwillich uplecht, de
schal teyn gulden, half yn der overich[ei]t und de
ander helfte to den hussittenden armen vorbreken,
dat de amptlude und de karckswaren getruwelik
scholen ynvorderen by vorgescreven pena. Van
lavelberen, trostelberen, gylden,karmissen
up hillige avende, vastelavende. Nachden des
drunkendrinkens ein orsake alles bosen ys und de
scryft meldet, dat de drunkers dat rike Gades scholen
berovet syn, soe late wy enen yderen warnen, dat
men des drinkens achterwege late und sick des moet-
willigen drinkens by helen und halven krosen, kan-
nen und schalen naelate. De hyr baven also moet-
willich werden befunden und de vormanunge van
eren pastoren und predicanten nicht willen horen,
de scholen ock gelik hyr baven myt tein gulden yn
handen der overich[ei]t und half den armen vor-
breken (aaO. Bl. 155r).

89 = Verschwendung; vgl. Schiller und Lübben
V, 455; Lasch und Borchling 1,935.

90 Das Auricher Konzept hat statt „darover“: „dar
meniger“ ‘.

91 = betrügerischem; vgl. dazu oben S. 124, Anm. 82.

92 = Erbe; vgl. Schiller und Lübben I, 734.

93 Warve = zum Schutz gegen Sturmfluten auf einer
Anhöhe erbauter Hofplatz, Hausstätte; vgl. K. v.
Richthofen, Altfriesisches Wörterbuch. 1840,
1126f.; Doornkaat Koolman III, 513 f.;
Schiller und Lübben V, 690f.

94 Auricher Konzept: „mer“ fehlt.

94 a Schap (Schaf) = ostfriesische Münze im Wert von
5 Krummsteert; vgl. unten S. 413, Anm. 91; F. v.
Schrötter, Wörterbuch der Münzkunde. 1930,590;
A. Kappelhoff, Beiträge zur Geldgeschichte Ost-
frieslands, in: JbE 37 (1957), 56ff.

95 Auricher Konzept: „de“ fehlt.

96 = Krug, Kanne; vgl. Doornkaat Koolman II,
377; Schiller und Lübben II,579.

97 Vgl. oben S. 367, Arm. 64.

98 Auricher Konzept: „sal“ fehlt.

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