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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0441
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Polizeiordnung 1545

und darmede gedaen. Were overst de brut fer 44 van
der hant genamen ut anderen flecken und dorpe, sal
nycht lenger als twe dage warschup geholden wer-
den, den Maendach tegen den avent eyn yder sick
weder nae sine behusinge geven 45 schal. Und we nae
7 uren des avendes yn der geselschup befunden,
schal yn der overich[ei]t handen 10 goltgulden var-
braken hebben, de helfte to den gotzarmen, darup
de borgemesteren yn den steden und de amptlude
yn oren bevalen ampten dorch ore deneneren [!] dar
flitich scholen laten upsehen. Und wat yn der stat
Emden und Aurick vorfalt, schal de helfte to der
stat veste, de ander helfte to den gotzarmen gewen-
det werden. De dat anbringet, schal 46 darvan enen
gulden geneten. De oldermans yn den 47 gylden und
karkendeneren yn alle andere platzen scholen de
broke untfangen to den armen und 48 dar rekenschup
van doen 49.

44 = fern. Im Auricher Konzept beginnt der Satz: Wo
de bruet overst ferne...

45 Das Auricher Konzept hat statt „geven“: „vor-

fuegen“. 46 Auricher Konzept: de schal.

47 Auricher Konzept: der.

48 Das Auricher Konzept hat hier noch: scholen.

49 Schon die von E. Beninga mitgeteilte Disputation
behandelt die Hochzeitsordnung (aaO. Bl. 59rf.;
vgl. E. J. H. Tiaden l, 114f.). Der Text der Polizei-
ordnung entspricht dann im allgemeinen inhaltlich,
teils auch wörtlich dem Gutachten der Räte (aaO.
Bl. 74rff.), läßt aber die dort gegebenen Vorschrif-
ten über die Anzahl der Gerichte fort und enthält
genauere Anweisungen über die Hochzeitsfeier bei
einer ortseingesessenen Braut, die offenbar dem Be-
denken des Hicko von Dornum entnommen sind
(Bl. 82 r aaO.). Hinnerk Grawertz weist in seinem
Bedenken (Bl. 88 v) auf „der older heren ordinan-
tien up den raethuse to Embden“ hin, die man bei
der Hochzeitsordnung auch berücksichtigen sollte,
ebenso auf den kaiserlichen Abschied zu Augsburg,
womit vermutlich die Reichspolizeiordnung von
1530 gemeint ist. Vgl. Polizeiordnung des Grafen
Edzard I. für die Stadt Emden von 1508, ab-
gedruckt in: JbE 2, 1 (1875), 115ff., enthaltend
u. a. eingehende Vorschriften für Hochzeits-, Tauf-
und Beerdigungsfeiern; dann Reichspolizeiordnung
von 1530, Tit. XXIII (Koch-Senckenberg,
aaO. 2. Th., 340): Nachdem auch mit gastungen
und schenkungen zu hochzeiten, hingaben, kind-
taufen, kindbetten, faßnacht und den begräbnüssen,
kirchweihen viel übrigs unkostens gemacht wird,
welches zu merklichem nachteil gemeines nutzens je
länger je mehr beschwerlich erwächset und zunimmt:
Damit aber solches desto füglicher und baß ab-
gestellt und gebessert werden mög, so ordnen, setzen

Dewile ock an 50 velen orden ene bose wise gewest
mit de 51 hantgyften 52 to geven, als myt beer und
ander profici 53, ein deel geven gelt und rumen nicht
aff 54, solange dat datsulve alle vordelget und umme-
gebracht,welck den myddelmetygen und armen hus-
man meest noch dachlicks bejegent etc., darumme
sut men vor goet an, war so twe sick 55 yn den elichen
stant willen 56 geven und nicht vele vorhanden, dat
eyn yder sine mylde hant [updoe] up ander tiden,
wanner de 57 geselschup geholden is, dat se dat to
hulpe erer husholdinge mogen geneten, soedane
hantgyften to geven, schal enen yderen fry toge-
laten werden 58.

Wan de kynder gebaren werden 59.

Soe ock ein groet mysbruck an volen orden ge-
schut yn der tyt, wanner de kynder gebaren wer-
den, dar de fruwen mannichvolt ungebeden hen-

und wöllen wir, hiemit ernstlich gebietend, daß ein
jeder in seinem fürstentum, graffschaft, herrschaft,
oberkeit und gebiet die obgemeldte kosten der
hochzeiten, erster meß, kindtauf, kindbett und
kirchmessen abstelle, auch denselbigen eine ziem-
liche gute ordnung mache, und daß solches alles mit
darauf gesetzten bussen und straffen unnachläßlich
gehandhabt werde.

50 Das Auricher Konzept hat hier noch: andern.

51 Auricher Konzept: „de“ fehlt.

52 = Handgaben, Geschenken; vgl. Doornkaat Kool-
man I,626; Schiller und Lübben II, 197;
Deutsches Rechtswörterbuch V, 1 (1953), 64f.

53 Auricher Konzept: proviant.

54 Affrumen = den Platz räumen, abziehen; vgl.
Schiller und Lübben I, 32; Lasch und Borch-
ling I,35.

55 Das Auricher Konzept hat statt „war so twe sick“:
„wor sich willen twe“.

56 Auricher Konzept: „willen“ fehlt an dieser Stelle.

57 Auricher Konzept: „de“ fehlt.

58 Die Bestimmungen über die „Handgiften“ entspre-
chen wesentlich dem Gutachten der Räte (Bl. 75 r
aaO.) und den Vorschlägen des Hicko von Dornum
(Bl. 82r aaO.).

59 Ordnung von 1556: Van misbruck, de geschut,
wanner de kynderkens gebaren werden.
Nachdem vor uns klaget wart, dat de fruwen to
der kraemfruwen, wan se vorlosset ys, ungebeden
kamen und soe overflodich sick anstellen myt eten
und drinken, dat vaken so vele to unkoste lopt, dat
men wol eine erliche kynderdope darmede hylde,
dersulvigen overfloet und unchristeliken handel vor-
tokamen, soe gebeden wy, dat de negesten frunde,
wo se yn den dorpe wanen, beneven de bademoder
by der kraemfruwen yn eren noden scholen bysten-

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