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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0440
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Grafschaft Ostfriesland

Got almechteich[ !] 29 nicht vorhapen wort 30, alsdan
kunde ein yder sick darmede 31 untsetten, als yn der
sassiscke vede 32 rede 33 gescheen 34.

De ordenunge der 35 warschopen 36.

Dewyle men allenthalven noch dagelickes vor ogen
sut de grote overdaet 37 und mysbruck myt overflo-
dicheyt eten und drinken und den groten prael der
kledunge, des yn stat und lande eyn untellich gelt
und goet so unnutte wart dachlikes ummegebracht,

29 Das Auricher Konzept hat statt „als men...“: „als
wi tom almechtigen Gott“.

30 Auricher Konzept: „wort“ fehlt.

31 Auricher Konzept: mit.

32 Vgl. Einleitung, oben S. 311.

33 = bereits; vgl. Doornkaat Koolman III,20;
Schiller und Lübben III, 439f. - In der Druck-
vorlage ist „rede“ nachträglich dazwischengeschrie-
ben; im Auricher Konzept fehlt das Wort.

34 Das Auricher Konzept hat noch: is. — Vgl. Gut-
achten der Räte (aaO. Bl. 76r): Men sudt ock vor
goet an, dat men de groten unkosten und geltspyl-
dunge, soe nu dorch de gemene an allen enden ytz-
under an kleder und sydewark gelecht wort, dar-
dorch marklich gelt und goet ut den lande gefoert,
dat men sick des entholden schal. — Hinnerk Gra-
wertz schlägt dann vor (aaO. Bl. 88v), die auf
Kleider und Seidenzeug gewandte Geldverschwen-
dung nach Maßgabe des Reichstages zu verbieten
und anzuordnen, daß ein jeder nach alter Weise Gold
und Silber tragen solle usw„ entsprechend der dar-
auf fußenden Bestimmung unserer Ordnung. - Die
Reichspolizeiordnung von 1530 enthält eine aus-
führliche Kleiderordnung zur Beschränkung des
Aufwandes in Tit. IXff. (Koch-Senckenberg,
aaO. 2. Th„ 336ff.). Unsere Ordnung berücksich-
tigt aber die besonderen ostfriesischen Verhältnisse.

35 Das Auricher Konzept hat statt „der“: „von den“.

36 Warschopen = Hochzeiten; vgl. oben S. 371, Anm. 95.
— Ordnung von 1556: Van de overflodicheit,
soe yn de warschopen gescheen, und wo
lange men warschup holden schall. Dewile
men noch allenthalven dagelixs vor ogen sut de
grote overflodicheit myt kledunge, etende und drin-
kens, dardorch ein markelike geltspildunge und un-
kosten gescheen, wardorck de almechtige Got grof-
lich vortornet wart, darumme gebeden wi enen ide-
ren, rick und arm, want de brut yn enen dorpe be-
seten und de brudegaem und brut nae ckristliker
ordenunge van eren pastor tohopegegeven, den Son-
dach ene erlike christlike myt des brudegams und
der brut frunde ene gasterie (gelik Tobyas synen
soen lerde [vgl. Tob 7, 16 f.]) holde und de rykesten
nicht mer als dre eder 4 schyven vull up dat hogeste
und de myddelmetigen nicht mer als twe dyschre.
Und wan de brut den brudegaem yn dat bedde ge-
set ys, schal eyn yder tuchtich und erlich weder nae

daryn de almechtige groflik vortornet etc. 38, soe
wil unse gnedige fruwe, dat men binnen der stat
Emden, Norden, Aurick und yn den 39 anderen flek-
ken und dorperen yn den lande, wanner de brut by
der dore genamen, yn ener stat, flecke eder dorp, wa-
nen 40, dat men dan des Sondages, wan de brut und
brudegaem nae christliker ordenunge tohopegegeven
sinnen 41, tegen den avent ene erlike gasterie holde,
ein yder nae sin rickdome, ene schive 42, twe eder
dre up dat hogeste, de brudt yn dat bedde geset 43

synen egen huse gaen. Um der fromden willen, so
late wy den Maendach to und nicht lenger. Wo averst
de brut eder de brudegam van buten ynkumpt, so
scholen des brudegaems eder brut frunde vort mede,
dar de warschup geholden wart, medereysen und den
Maendach tegen den avent eyn yder weder nae eren
huse teen und nicht lenger warschup scholen holden.
De nu hirtegen moetwilligen handelen und van den
olden misbruck nicht willen aflaten, de scholen 10
goltgulden vorbraken, dat half to den rechten gotz-
armen, dat de amptscryver van unsentwegen und de
karkengeswaren eder der armen vorstendere van der
armen wegen ynvorderen scholen. Wi gebeden ock
by vorgerorte pena, dat men gene hantgifte geven
schal. Dar overst arme denste tohope yn den estant
sick begeven, wil men den wat geven, dat schal men
doen, waner de warschup geholden ys, to hulpe erer
husholdunge, alsden yn eren huseren bringen eder
schycken (aaO. Bl. 155v).

37 Overdaet = Frevel, übermütiges Benehmen in Wort
und Werk; vgl. Schiller und Lübben III,255.

38 Auricher Konzept: wird.

39 Auricher Konzept: „yn den“ fehlt.

40 Auricher Konzept: wanner.

41 Vgl. die Trauordnung in der Agende von 1535, oben
S. 381. Auch E. Beningas Disputationsbericht
setzt voraus, daß die Trauung am Sonntag stattfin-
det (Bl. 59r aaO.; E. J. H. Tiaden I, 115).

42 „Schive“ bedeutet hier „Tisch“; vgl. Schiller
und Lübben IV, 105. Im Disputationsbericht
E. Beningas heißt es „verkante tafelen“, im Gut-
achten der Räte „dyscke“.

43 Über die Bettsetzung s. auch oben S. 403, Anm. 69.
Sonst schreibt E. Beninga in seinem Disputations-
bericht über die Hochzeitsbräuche: Men myspriset
ock nicht dat swertslaen und dat de brudt um dat
vur gelett word..., dewile unse vorvaderen datsulve
vorordenet hebben to ener memorie, dat de echte-
staet unbeflecket rein schulde geholden werden, want
de brudegaem de ee breke, dat he dan myt den
swerde schulde gestraffet werden, desgeliken, wanner
de brudt yn naekumftigen tyden de ee breke, schulde
yn sodane vur to pulver vorbrent werden etc...
(Bl. 59rf.; vgl. auch E. J. H. Tiaden I, 115).
Weiteres s. bei W. Lüpkes, Ostfriesische Volks-
kunde 2. 1925, 110ff.

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