Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0444
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Grafschaft Ostfriesland

befunden, den schal tor stunte de kroech darmede
upgesecht sin. Und wat yn eren huseren wart gehan-
delt myt floken, sweren, dar de armen yn dusser
ordinantie mede 80 bedacht, vorfallen mach, dat se
datsulve 81 den karkvogeden to erkennen geven eder,
soe se dat vorswigen, myt 10 gulden solen vorfallen
sin. De krogeren scholen ock nemant nae 7 uren up
den avent, yd sie winter eder sommer, yn eren huse
beer tappen noch yn eren huse sitten laten, ut-
genamen fromde lude, und scholen ock nicht ge-
staden, myt groten schalen, kannen und krösen hel
und half und by orde ere geste todrinken 82 laten und
den man nicht lenger als ein 83 yder twe kroes up
dat hogeste tappen solen. Soe dat van den krogeren
vorachtelick wort geholden und dusse ordenunge 84
nicht achterfolgenden, scholen se mit 10 gulden
vorfallen sin 85. De ock myt wrevel tegen des wer-
des 86 willen lenger blift besitten eder mer drinket
als vor gescreven, de schal yn geliker maten gestraf-
fet werden, desgelyken, de dat weet und dat vor-
swycht, schal ock myt 10 gulden vorvallen sin. De
dat anbringet den karckswaren eder amptluden,
schal enen gulden geneten. De kroegeren scholen ock
geen hamborger beer tappen, utbescheden, dar de
van den adel waenen und dar de lantstraten vor-
bigaen, um des fromden kopmans willen, bi vor ge-
screven pena. Und schal ok nicht mer als eyn kroger
yn enen dorpe sin, de ock den fromden man vor sin

gesedt, schal men also noch erenstlich achtervolgen.
Darto achtet men ser nodych, dat men dat drunken-
drinken yn den krogen und anderen husen und plaet-
zen, soe ane underlaet dachlikes geschut, darut alle
boesheit eyn orsake nympt, als doetslege, bedrech-
like kopenschupen und gadeslasteringe, vormyde
und underwegen late... - Vgl. auch KO von 1529,
oben S. 369.

80 Auricher Konzept: „mede“ fehlt.

81 Auricher Konzept: „sulve“ fehlt.

82 Das Amicher Konzept hat statt „todrinken“: „drin-
ken to“.

83 Auricher Konzept: „ein“ fehlt.

84 Druckvorlage: ordedenunge.

85 Alles Folgende fehlt im Auricher Konzept.

86 = Wirtes; vgl. Schiller und Lübben V, 688f.

87 = Genüge; vgl. Doornkaat Koolman I,611;
Schiller und Lübben II, 63; Lasch und Borch-
ling II, 74.

88 In der Druckvorlage schließen sich noch etliche Ka-
pitel an, die wir nicht abdrucken (Bl. 106r-109r):
Van den doetslegeren. Van dyckspyttinge der lande
und dickschot to nemen. Ordenunge der munte. Van

gelt goet gerack 87 doen kone, darup de amptlude
goede acht scholen hebben 88.

De ordinantie erenstlick to underholden,
wart men yn naevolgenden articulen bofyn-
den, wat den karkendeneren und vorsten-
deren der armen antoklagen und antote-
kenen yn der ordinantie bevalen is 89.

To dem ersten alle dejenne, de by dat bitter lyden
unses enigen heylandes Jesu Christy sweret myt
voersaete, to wrevel dusser ordinantie, eder myt
anderen floeke, soe yn der hilllige scrift den Christen
vorbaden, se sinnen bedacht eder bedacht mogen
werden, van mannen und fruwen und ere kynderen,
dar se vor antworden scholen und gestraffet werden,
gelik oft de olderen dat sulvest gedaen, darumme
dat se de rode 90 an ore kinder gespart hebben. Hir
schal nemant utgesundert sin, he sie knecht eder
maget. De nue moetwillich ynt erste towederen dem
almechtigen, darnae sine overicheit, hiran straflick
befunden, nicht willen laten, wan se twemal van
eren pastor, predicanten und de karkendeneren ge-
warnet und vormanet sinnen, de schal men to den
dordenmael antekenen und der overich[ei]t to er-
kennen geven. Soe dan ener, de also moetwillich be-
funden, de enen mynschen nae lantrechte myt 16
mark boten muste 91, woevele de mer enen gades-

de hantwarkesgesellen, de um dachloen up des [Au-
richer Konzept: der] anderen kost arbeiden. Van de
verlude. Van de foerlude, de mit perde und wagen
de lude foren [fehlt im Auricher Konzept].

89 Dieses Stück folgt in den Penborgschen Kollektaneen
nicht unmittelbar auf die Polizeiordnung von 1545,
sondern steht erst Bl. 160r-161v, ist jedoch
ebenfalls von E. Beningas Hand geschrieben und
bezieht sich allem Anschein nach auf unsere Polizei-
ordnung, der es auch in Abschriften und Drucken
angefügt ist. Davor, Bl. 153r-157v, ist, auch von
E. Beningas Hand, die Polizeiordnung der Gräfin
Anna vom 4. Mai 1556 aufgezeichnet, die jedoch nur
eine Ergänzung bzw. teilweise Erneuerung der Poli-
zeiordnung von 1545 darstellt. Darauf folgt ein leeres
Blatt (Bl. 158);danach (Bl. 159r) stehen von anderer
Hand einige Erläuterungen zur Ordnung von 1556;
dann folgt eine leere Seite (Bl. 159 v). Vgl. auch
C. Borchling, Hausbuch, 206f.

90 = Rute; vgl. oben S. 105. Anm. 21.

91 Lib. III, cap. 98 des ostfriesischen Landrechts Ed-
zards d. Gr. (M. v. Wicht, Land-Recht, 814f.): We
eine persoene vorspreckt, dat an sin ehre geit, und

412
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften