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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0451
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5. Die Konkordaten 1599.

(Auszug) 1

Wir Enno, graff und heer zu Oistfrießlandtt und
Rittperg, heer zu Esens, Stetsdorff und Wittmundt
etc. 2, bekennen offentlich und tuen kund jedermen-
niglich: Nachdeme der almechtige Godt nach sei-
nem unwandelbarem rat, vätterlichen willen und
gnedigen wolgefallen weiland den wolgebornen hern
Edzarden, grafen und hern zue Oistfrießlandtt etc.,
unsern gnedigen hern vatter, lobseliger gedechtnus,
auß diesem vergenklichen zu sich in daß ewige him-
lißche freudenleben abgefordert 3, dardurch diese
ganze grafschaft Oistfrießlandt zusambt derselben
administration und verwaltung, auch anhangender
dignitet, hoheit, regirung, recht und gerechtigkeit
uf unß, sr. vätterlichen Lden. hinterlaßenen eltisten,
erstgebornen sohn und unzweifelhaften einzigen suc-
cessorn, gebracht, verstammet und gefallen, deren
wir uns bald nach sr. vätterlichen Iden. selligem ab-
schiede kraft dero im gräeflichen ostfriesißchen
hause weit uber menschengedenken bestendig her-
brachten, zue recht erstrittenen und van der rom.
kay. maj[este]tt, unserm allergnedigsten hern etc.,
allergnedigst bestettigten recht und gewonheit der

1 Druckvorlage: Originalurkunde ausdem Staats-A.
Aurich: Rep. 2 c 4, Buch im Format 21/31 ½ cm, i ns_
gesamt 62 numerierte Seiten, darauf folgend 3 weitere
beschriebene, jedoch unnumerierte Seiten, vorgehef-
tet 3 leere Bll., 9 angehängte Siegel in Holzkapseln. -
Die Überschrift im Text ist von uns hinzugefügt.

2 Zu Ennos Herrschaft über Rietberg, Esens, Stedes-
dorf und Wittmund vgl. Einleitung, oben S. 357.

3 Edzard II. war am 1. März 1599 gestorben; vgl.
Apologia, 212.

4 In der Apologia, 236, wird dieser Passus über die

Primogenitur unter den nur um des Friedens willen
von den Ständen akzeptierten Punkten aufgeführt
und als unwahr angefochten; vgl. auch Apologia,
250. - Eine von Edzard I. aufgestellte Primogenitur-
ordnung, die im Fall der Untauglichkeit des erst-
geborenen jedoch den zweiten Sohn usw. als allein
regierenden Herrn vorsieht, trägt das Datum vom
6. 12. 1512. Nach H. H. Hobbing, 6ff., soll das
Datum auf Fälschung beruhen und die Ordnung dem
Jahr 1527 angehören. Vom 6. 12. 1527 ist eine Ur-
kunde datiert, der zufolge Edzards zweiter Sohn
Enno, da der älteste Sohn untüchtig war, unter Be-
zugnahme auf einen versiegelten Brief und einen
Ständebeschluß von 1512, der Edzard gestattete,
seinen Nachfolger selbst zu bestimmen, sowie auf die

erstgebornheit 4 im namen des almechtigen Gottes,
alß welcher unß darzu duchtig gemachtund erhoben,
auch mit volligem consens und einmütiger beliebung
sambtlicher ritterschaft, stadte und stende unserer
grafschaft gemuettlich und wirklich angemast, der
tröstlichen und ungezweifelten hofnung, die gödt-
liche maj[este]tt werde unß mit weißheit, verstand,
kraft und sterke gnediglich uberschatten, daß wir
solch ampt ihme zu lob und preiß, auch gemeiner
christenheit, bevorab dieser unser gueten grafschaft,
den negstangelegenen kraißen und dem geliebten
vatterland teutscher nation zue ufnehmen 5, nutz
und woffart tragen, führen und verwalten mögen:

In deßen betrachtung und auß schuldiger zunie-
gung und landvätterlicher einbrunstiger begierde,
zue dem ufnemen und wolfart unserer land und leute,
auch uf underteniges bitten und begeren unserer ge-
treuwen ritterschaft, städte und stende seind wir
gnedig bewogen worden, einen algemeinen landtag
in unser stadt Embden kegen den 2. Junii dieses
noch laufenden 99. jahrs außzuschreiben und nebens
einnemmung der gewönlichen erbhuldigung mit jetzt-

Einwilligung der anderen Söhne zum alleinigen Nach-
folger Edzards bestimmt wurde. (Vgl. die beiden
Urkunden bei E. R. Brenneysen Tom. I, Lib. V,
145f., und bei Hobbing, 83ff.) Unter Berufung
auf Edzards I. Testament und den Ständebeschluß
von 1512 setzten es die Stände 1542/43 durch, daß
Ennos Bruder Johann in seine schon vor Ennos Tod
1539 beschlossene Abfindung einwilligte, „damit
diese lande under twyfacher regierung nicht solden
gedeelt werden, sundern eenen oberherrn allein er-
kennen“ (vgl. Brenneysen Tom. I, Lib.V, 184).
Die auf 1512 datierte Primogeniturordnung, der die
kaiserliche Bestätigung fehlte, wie auch die Ur-
kunde von 1527, die sich zunächst auf Enno II. be-
zog, konnten jedoch nicht hindern, daß es zwischen
Edzard II. und seinem Bruder Johann, die 1558 und
1566 beide mit der Grafschaft belehnt waren, zu
einem langen, vor Kaiser und Reich gebrachten
Rechtsstreit um die Regierung kam (vgl. dazu Ein-
leitung, oben S. 311). Erst 1595 wurde die Erst-
geburtserbfolge für die Regierung in Ostfriesland
vom Kaiser bestätigt (vgl. die Urkunde bei Brenn-
eysen Tom. II, 407ff.). Vgl. bes. Hobbing; ferner
H. Reimers, Ostfriesland, 158ff. 184.

5 Aufnehmen = Gedeihen, Aufblühen; vgl. Grimm,
Deutsches Wörterbuch I (1854), 697.

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