Grafschaft Ostfriesland
den protestirenden churfursten, fursten und stenden
deß h. reichs bestendiglich verfochten und biß uf
diese zeit erhalten worden.
Und were freylich van herzen zu wunschen, daß
alle diejennigen, so sich zu dieser confession in un-
serem lande bekennen, uber den rechten vorstand
derselben einig und uf den kanzlen dem volke nicht
zweyerlei meinungen vorgetragen noch in ceremo-
nien unterschiedliche ordnungen eingeführet wor-
den.
Aldeweil wir aber erinnert, daß bald zu anfang
reformirter religion sowoll an diesen alß andern
örtern etzliche particularstreitigkeiten uber dem vor-
stand der Augspurgißchen Confession bey der kyr-
chen eingerißen 11 und eine opinion sowoll alß die
andere öffentlich auf dem predigstuell zu lehren, zu
predigen und zu üben geduldet und nachgelaßen
worden, deßwegen unsere getreuwe landstende unß
untertenig angelanget, eß bey dem herkommen be-
wenden und daß offentliche exercitium religionis in
solchem stande, wie wir eß in einer sowoll alß der
andern mainung bey annehmung unserer gräeflichen
regierung befunden, bleiben zu laßen 12, und wir auß
vorlesung der key. resolution 13 so viel vormerket,
vgl. oben S. 149, Anm. 22. — Auch die Coetusord-
nung von 1576 und die Emder KO von 1594 be-
rufen sich auf das Augsburgische Bekenntnis; vgl.
unten S. 436. 512.
11 Vgl. Einleitung, oben S. 324 f. 331 ff.
12 Die Stände hatten sich in den Vorverhandlungen da-
hin geäußert, daß es recht und billig sei, bei der Con-
fessio Augustana und dem Religionsfrieden zu ver-
bleiben; es sollten aber beide „opiniones“ von der
Augsburgischen Konfession gelten und nicht die eine
oder die andere Meinung , ,praegraviert“, der Augs-
burgischen Konfession „ungemäß“ oder des Reli-
gionsfriedens „unfähig“ erachtet werden. Vgl. E. R.
Brenneysen Tom. II, 155. — Edzard II. hatte
früher in Prag Klage führen lassen, daß die Lehre
der Kirche seiner Lande z. T. sektiererisch, im Hl.
Reich verboten und in den Religionsfrieden nicht
eingeschlossen sei; vgl. Apologia, 144; dazu unten
Anm. 14. Vgl. auch Edzards Instruktion für seine
Gesandten an Graf Johann vom 15. Februar 1576, in
der er hervorhebt, daß er sich zu der Religion be-
kenne, die Gottes Wort gemäß und im ganzen Römi-
schen Reich approbiert sei: „Ob S. L. religion der-
massen approbirt, das lassen Wir an seinen ort stel-
len“ (Brenneysen Tom. I, Lib.VII, 355f.).
13 Die Resolution Kaiser Rudolfs II. von 1597 vgl.
bei E. R. Brenneysen Tom. II, 79ff.; dazu Ein-
leitung, oben S. 337.
daß dieselbe deß religionpunkts halber sich auf den
im h. reich bewilligten und ufgerichten religionfrie-
den zeucht und beruffet, welcher gleichwoll einem
jeglichen der Augspurgißchen Confession verwand-
ten stande gestattet und nachleßet, dieser confes-
sion, religion und glaubenß, auch wegen bestellung
der kirchen und schueldienste in ihren heerschaften
und landen gewiße ordnungen, kirchengebreuche und
ceremonien anzurichten 14: alß wollen wir kraft de-
ßelben in jetztgerurtes unserer undertanen begeren
gnedig eingewilligt haben.
Setzen, ordnen und gebieten demnach ernstlich,
daß alle und jede stedte, stende und gemeinde unser
grafschaft Ostfrießlandt bey demjennigen exercitio,
meinung und vorstand Augustanae Confessionis frey
und unvorhindert gelaßen werde, welchs bey jeg-
licher gemeinde herbracht, jetzo ohne contradiction
offentlich geübet wird, und darzu sie sich jederzeit
bekant und biß uf diese zeit bekennen und halten,
daß auch niemand, was wurden, wesens oder stan-
des der sey, umb keinerley ursach willen, wie die-
selbe namen haben mag, auch in waß gesuchten
schein es geschehe, den andern, so seiner meinung
nicht ist, anfeinde, heimlich oder offentlich, lestere,
14 Vgl. Augsburger Religionsfrieden, Art. 8: Damit
auch obberürte bederseits religionsverwandte so vil
mer in bestendigem frieden und gutter sicherheit
gegen und beieinander sitzen und pleiben mögen, so
sol die geistlich jurisdiction... wider der Augspur-
gischen Confessions religion, glauben, bestellung der
ministerien, kirchengepreuchen, ordnungen und cere-
monien, so sie [nämlich die Reichsstände] ufgericht
oder ufrichten möchten, biß zu entlicher vergleichung
der religion nit exercirt, gepraucht oder geübt wer-
den, sonder derselbigen religion, glauben, kirchen-
gepreuchen, ordnungen, ceremonien und bestellung
der ministerien... ihren gang lassen... - In Art. 3
heißt es: ... diser Augspurgischen Confessions reli-
gion, glauben, kirchengebreuchen, ordnungen und
ceremonien, so sie aufgericht oder nochmals aufrich-
ten möchten in ihren fürstentumben, landen und her-
schaften... (K. Brandi, Der Augsburger Religions-
friede vom 25. Sept. 1555 2. 1927, 44f. 37; auch
A. v. Druffel-K. Brandi, Briefe und Akten zur
Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts etc. IV.
Beiträge zur Reichsgeschichte 1553-1555. 1896,
736f. 726; Koch-Senckenberg, Neue und voll-
ständigere Sammlung der Reichs-Abschiede. 1747,
3. Th., 18. 17). Die Conf. Aug. war im Religions-
frieden nicht näher bestimmt; vgl. dazu Brandi,
aaO. 38 f.
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den protestirenden churfursten, fursten und stenden
deß h. reichs bestendiglich verfochten und biß uf
diese zeit erhalten worden.
Und were freylich van herzen zu wunschen, daß
alle diejennigen, so sich zu dieser confession in un-
serem lande bekennen, uber den rechten vorstand
derselben einig und uf den kanzlen dem volke nicht
zweyerlei meinungen vorgetragen noch in ceremo-
nien unterschiedliche ordnungen eingeführet wor-
den.
Aldeweil wir aber erinnert, daß bald zu anfang
reformirter religion sowoll an diesen alß andern
örtern etzliche particularstreitigkeiten uber dem vor-
stand der Augspurgißchen Confession bey der kyr-
chen eingerißen 11 und eine opinion sowoll alß die
andere öffentlich auf dem predigstuell zu lehren, zu
predigen und zu üben geduldet und nachgelaßen
worden, deßwegen unsere getreuwe landstende unß
untertenig angelanget, eß bey dem herkommen be-
wenden und daß offentliche exercitium religionis in
solchem stande, wie wir eß in einer sowoll alß der
andern mainung bey annehmung unserer gräeflichen
regierung befunden, bleiben zu laßen 12, und wir auß
vorlesung der key. resolution 13 so viel vormerket,
vgl. oben S. 149, Anm. 22. — Auch die Coetusord-
nung von 1576 und die Emder KO von 1594 be-
rufen sich auf das Augsburgische Bekenntnis; vgl.
unten S. 436. 512.
11 Vgl. Einleitung, oben S. 324 f. 331 ff.
12 Die Stände hatten sich in den Vorverhandlungen da-
hin geäußert, daß es recht und billig sei, bei der Con-
fessio Augustana und dem Religionsfrieden zu ver-
bleiben; es sollten aber beide „opiniones“ von der
Augsburgischen Konfession gelten und nicht die eine
oder die andere Meinung , ,praegraviert“, der Augs-
burgischen Konfession „ungemäß“ oder des Reli-
gionsfriedens „unfähig“ erachtet werden. Vgl. E. R.
Brenneysen Tom. II, 155. — Edzard II. hatte
früher in Prag Klage führen lassen, daß die Lehre
der Kirche seiner Lande z. T. sektiererisch, im Hl.
Reich verboten und in den Religionsfrieden nicht
eingeschlossen sei; vgl. Apologia, 144; dazu unten
Anm. 14. Vgl. auch Edzards Instruktion für seine
Gesandten an Graf Johann vom 15. Februar 1576, in
der er hervorhebt, daß er sich zu der Religion be-
kenne, die Gottes Wort gemäß und im ganzen Römi-
schen Reich approbiert sei: „Ob S. L. religion der-
massen approbirt, das lassen Wir an seinen ort stel-
len“ (Brenneysen Tom. I, Lib.VII, 355f.).
13 Die Resolution Kaiser Rudolfs II. von 1597 vgl.
bei E. R. Brenneysen Tom. II, 79ff.; dazu Ein-
leitung, oben S. 337.
daß dieselbe deß religionpunkts halber sich auf den
im h. reich bewilligten und ufgerichten religionfrie-
den zeucht und beruffet, welcher gleichwoll einem
jeglichen der Augspurgißchen Confession verwand-
ten stande gestattet und nachleßet, dieser confes-
sion, religion und glaubenß, auch wegen bestellung
der kirchen und schueldienste in ihren heerschaften
und landen gewiße ordnungen, kirchengebreuche und
ceremonien anzurichten 14: alß wollen wir kraft de-
ßelben in jetztgerurtes unserer undertanen begeren
gnedig eingewilligt haben.
Setzen, ordnen und gebieten demnach ernstlich,
daß alle und jede stedte, stende und gemeinde unser
grafschaft Ostfrießlandt bey demjennigen exercitio,
meinung und vorstand Augustanae Confessionis frey
und unvorhindert gelaßen werde, welchs bey jeg-
licher gemeinde herbracht, jetzo ohne contradiction
offentlich geübet wird, und darzu sie sich jederzeit
bekant und biß uf diese zeit bekennen und halten,
daß auch niemand, was wurden, wesens oder stan-
des der sey, umb keinerley ursach willen, wie die-
selbe namen haben mag, auch in waß gesuchten
schein es geschehe, den andern, so seiner meinung
nicht ist, anfeinde, heimlich oder offentlich, lestere,
14 Vgl. Augsburger Religionsfrieden, Art. 8: Damit
auch obberürte bederseits religionsverwandte so vil
mer in bestendigem frieden und gutter sicherheit
gegen und beieinander sitzen und pleiben mögen, so
sol die geistlich jurisdiction... wider der Augspur-
gischen Confessions religion, glauben, bestellung der
ministerien, kirchengepreuchen, ordnungen und cere-
monien, so sie [nämlich die Reichsstände] ufgericht
oder ufrichten möchten, biß zu entlicher vergleichung
der religion nit exercirt, gepraucht oder geübt wer-
den, sonder derselbigen religion, glauben, kirchen-
gepreuchen, ordnungen, ceremonien und bestellung
der ministerien... ihren gang lassen... - In Art. 3
heißt es: ... diser Augspurgischen Confessions reli-
gion, glauben, kirchengebreuchen, ordnungen und
ceremonien, so sie aufgericht oder nochmals aufrich-
ten möchten in ihren fürstentumben, landen und her-
schaften... (K. Brandi, Der Augsburger Religions-
friede vom 25. Sept. 1555 2. 1927, 44f. 37; auch
A. v. Druffel-K. Brandi, Briefe und Akten zur
Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts etc. IV.
Beiträge zur Reichsgeschichte 1553-1555. 1896,
736f. 726; Koch-Senckenberg, Neue und voll-
ständigere Sammlung der Reichs-Abschiede. 1747,
3. Th., 18. 17). Die Conf. Aug. war im Religions-
frieden nicht näher bestimmt; vgl. dazu Brandi,
aaO. 38 f.
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