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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0453
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Konkordaten 1599

ubertragen helfe, was zu kreftiger fortsetzung und
bestendiger erhaltung deßelben allen bequem, nutz
und nöttig mag erachtet und befunden werden.

Allermaßen wir unß aber in der proposition die-
ses landtages erkläret, alß erklären und erbieten wir
unß hiemit abermalß, daß wir ritterschaft, städte
und stende in unser grafschaft Ostfrießlandt, auch
alle derselben verwandte und zugetane, bey allen
und jedweden ihren keyserlichen und andern privi-
legien, freyheiten, rechten, alten gebreuchen, ord-
nungen, auch allen zwißchen unsern vorfahren und
den undertanen bestendig ufgerichteten compacta,
vorträg, siegel und briefe geruhiglich gewehren la-
ßen, zu land und städte in billiger protection, schutz
und schirm halten und handhaben. Und do jemand
dawieder tette oder zu tuen sich unterstunde,dieselbe
mit allem ernst davon abweisen und straffen wollen.

Dakegen sich ritterschaft, stedte und stende die-
ser unser grafschaft hinwiederumb undertenig er-
kläret, verpflichtet und verbunden, daß sie auch
ihres teilß, wie sie ohne daß van rechts wegen schul-
dig und pflichtig, ihnen mit allem ernst und fleiß
ungespartes guttes und bluetts angelegen sein laßen
wollen, damit sie nach dem lobwurdigen exempel
ihrer vorfaren unß an unsern graefflichen regalien,
digniteten, hoheiten und rechten keinen verhinder-
lichen oder verkleinerlichen eintrag tuen noch je-
mand zu tuen gestatten, sondern unß mit schuldi-
gem respect, ererbietung, gehorsam, treuwund under-
tenigkeit zue jeder zeit, ort und gelegenheit also zu
bejegnen, wie getreuwen undertanen gebühret und
sie darzu ihr gewißen vor Godt verpflichtet, auch
daßelbe vor allen biederleuten, sonderlich aber jegen
der rom. key. maj[este]tt, dem h. reich und unß,
ihrer angebornen hohen landsobrigkeit, und der lie-
ben posteritet in- und außerhalb rechtens bestendig-
lich zu vertretten und zu verantworten und wir dar-
durch angereizet und bewogen werden, all ihr wol-
fart und aufnehmen mit desto freudigerm eifer vort-
zusetzen.

9a Anknüpfend an Dan 2, 31 ff. und 7, 2ff., hielt man
das römische Reich für das vierte und letzte Welt-
reich; vgl. Erik Wolf, Idee und Wirklichkeit des
Reiches im deutschen Rechtsdenken des 16. und

Anfenglich nun erinneren wir unß auß Gottes
wort, daß alleine die godtseligkeit der rechte, ware
grund sei, darauf das gluck und wolfart eines jeden
regiments muß gebauwet werden. Und danken dem-
nach billig dem lieben Godt höchlich und von grund
unsers herzen, daß derselbe bißhero daß helle leicht
seines heyligen und allein seligmachenden worts ne-
ben dem rechten gebrauch der hochwurdigen sacra-
menten in dieser unser grafschaft kirchen und schue-
len kreftiglich herfurleuchten und unß dardurch den
rechten wegk zu der ewigen seligkeit zeigen laßen,
und bitten seine gödtliche barmherzigkeit diemue-
tiglich[!], er wolle daßelbe bey diesem dunkeln abend
der letzten welt 9a, da wir deßen am höchsten benöt-
tigt, nicht vorleßchen, sondern mit dem freudenöll
seines h. Geistes lange zeit unterhalten, damit ihme
auch hinfuro dieses orts eine rechtschaffene gemeinde
gesamblet werde, durch welche sein heiliger name
geehret, sein reich vermehret und sein gnediger wille
jederzeit volnbracht werde. Erkennen unß auch in
allewege schuldig bey angehender unser regirung
dahin zu trachten und zu arbeiten, daß der hohen
maj[este]tt Gottes ihr dienst und gehorsamb ohne
einigen menschlichen zusatz oder abbruch bezeiget,
und waß demselben zukegen, abgeschaffft oder ernst-
lich gestrafft werde. Und weil der wahre gottes-
dienst darin vornemblich bestehet, daß das wort Got-
tes lauter und rein gelehret und gepredigt, der recht-
schaffene gebrauch der h. hochwürdigen sacramen-
ten nach deß Hern Christi ersten stiftung und ein-
setzung behalten und dem ministerio sein gebürnuß
an ehr und unterhalt ohne abzug gegeben werde:

Alß haben wir auß unserer getreuwen landstende
eingegebenem bedenken sehr gerne vernommen, daß
sie neben unß des vorsatzes und der meinung sein,
daß in unserm lande, kirchen und schuelen, keine
andere lehre dem volke solle offentlich vorgetragen,
beschutzet oder gehandhabet werden, alß welche den
prophetißchen und apostolißchen schriften gemeß,
in die christliche bekentnuß der Augspurgißchen
Confession 10 zusamengetragen und vorfaßet und van

17. Jh.s, in: K. Larenz, Reich und Recht in der

deutschen Philosophie I. 1943, 52. 57f.; auch A.

Sprengler, EKL III, 568ff.

10 Bek. Schr., 44ff. Zur Confessio Augustana Variata

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