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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0502
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Grafschaft Ostfriesland

testamentes in mynem blode! im herten trösten und
vaste beschluten, dat se na dersulven tosage nicht
mit ledige tekenen 29, sunder also gewisse dorch an-
deninge des hilligen Geistes und kraft des gelovens
mit dem lyve unde blode Christi inwendich gespyset
und gedrenket werden, als se de sichtbare segelen
utwendich entfangen und geneten.

Ut desse lehre volget by alle gelövigen ein grote
trost, dewyle ein yder vor syne person nicht alleine
gewisse syn mach in alle anfechtingen, dat Christi
betalinge syne betalinge sy, und dat he sick also to
syner erlösinge am krütze an lyff und seele hebbe
laten marteren, alse de ceremonie des brodtbrekens 30
uns errinnert, sunder kan ock vaste schluten, dat de
Here Christus syn egen, syn hövet unde he ein lidt-
mate Christi sy, ja, dewyle he mit dem Heren Christo
alse eine ranke an dem wynstock up idt starkeste
vorbunden, so entfange he van em vorgevinge der
sünden, gerechticheit, den h. Geist und dat ewige
levent 31, gelyck Christus wedderumme up sick nimpt
syne sünden, dodt unde verdömenisse, welcke heil-
same, trostlike dinge in dem papistischen gedichte
van der lyffliken gegenwordicheit unde etende des
lyves Christi ganz nicht gefunden werden.

Hyrvor vorplichtet nu Godt im h. nachtmal alle

29 = Zeichen; vgl. oben S. 301, Anm. 6. Vgl. dazu Gr.
Londoner bzw. Emder Katechismus (A.Kuyper
II, 469): So eest dan geen bloot teeken? Antwoorde.
Neent. Want wi int nachtmael een geestelijcke spijse
ende dranck ontfanghen, in haer begrijpende uut des
Heeren eyghen insettinge de ghemeynschap des war-
achtigen lichaems ende bloets Christi...

30 Das Brechen des Brotes, für Borssum zur Zeit des
Aquilomontanus bezeugt (vgl. Einleitung, oben
S. 340; dazu J. Weerda, Entstehung, 22), sieht
auch Micron vor; vgl. unten S. 634. Für Emden be-
zeugt es auch Gellius Faber, dritte Vermahnung,
„Tom drüdden...“, Einleitung, oben S. 344.

31 Emder Katechismus von 1554, Antwort auf Frage 67
(A. Kuyper II, 531): Dewyle wy synes lyves unde
blodes deelhaftich syn..., he unse hövet unde wy
syn lidtmaten dorch den gelöven, so versta ick dar-
ut, dat wy ock deelhaftich syn alle des, dat he dorch
synes lyves offer unde verstortinge [= Vergießung]
synes blodes verworven hefft, nömlicken versöninge
mit Gade dem Vader, vergevinge der sünde, de ge-
rechticheit unde dat ewige levent.

32 = Bürge; vgl. Doornkaat Koolman I, 205;
Schiller und Lübben I, 394; Lasch und Borch-
ling I, 322.

33 = feurig, eifrig; vgl. Doornkaat Koolman I, 573;

gelövigen wedderumme to dankbarheit, de darinne
gelegen is, erstlick, dat se des Heren dodt vorkün-
digen, em prysen, laven und danken, dat he ehre
borge 32 geworden unde sick to ehrer erlösinge hen-
gegeven hefft, anderen ock to gelyke betrachtinge
solcker woldadt reizen; darna, dat se in ware fruchte
Gades leven, to alle gude werken flytich sind und
de werke der christliken leve ehren negesten vürich 33
bewysen 34.

Entlick, so men fraget, wodane dischgenoten hyr
gevorderet werden, so antwordet de h. apostel Pau-
lus [1. K 11, 28]: De mensche pröve sick sulvest. Idt
pröven sick averst sulvest unde werden rechte disch-
genoten des Sohnes Gades, de erstlick van herten
erkennen und bekennen, dat se der erfschuld halven
nicht alleine sünder und van naturen kinder des
torns sind, sonder mit veelfoldige avertredingen tydt-
like und ewige verflökinge aver sick geladen, so Godt
na syne gerechticheit handelen unde mit se in ge-
richte wolde treden; darna ock vaste gelöven, dat
Godt sick ehrer ut bloter genade erbarmet, ehre
schult up Christum, synen einigen Söhne, gelecht
hefft und syne gerechticheit unde hillicheit ehn ut
genaden tom ewigen levende torekenet und deßhal-
ven vor synem gerichte fryspreken und vor kinder

Schiller und Lübben V, 564; Lasch und Borch-
ling I, 1039.

34 Emder Katechismus von 1554, Antwort auf Frage 68,
wozu das Abendmahl weiter eingesetzt sei (A. Kuy-
per II, 531): Dat idt den dodt Christi in stediger ge-
dechtnisse holde unde uns vermane, dat wy den He-
ren Jesum Christum vor sodane grote woldadt laven
unde danken unde unse dankbarheit dorch affster-
vinge der sünde... unde vernieinge des levendes be-
wysen. — Zur Verherrlichung Christi durch Lob und
Danksagung und zu den Werken der Nächstenliebe,
zu denen das Abendmahl vermahnt, vgl. Calvin,
Inst. IV, 17, 37f. (CR 30, 1039ff.; COpp V, 400ff.).
Menso Alting im Bekenntnis der Prädikanten (aaO.
fol. 282 r): Nu volgen ock twe andere enden, de Godt
wedderumme uns gebüdt unde wil, dat wy se vor
syne genade em tor dankbarheit vorrichten sollen.
Als erstlick, dat wy in dem hilligen aventmahl Godt
den Heren opentlick danken vor de grote woldadt,
de he uns in synem Sön Christo Jesu bewesen hefft,
ock Christo dem Söne Godes dank seggen, dat he
synen lyff vor uns in dem dodt gegeven unde syn
blodt vor uns vorgoten hefft... Entlick, dat wy ock
to der broderlicken leve desto mehr vormanet wer-
den...

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