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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0503
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Emder Abendmahlsordnung 1576

und erven annehmet, endlick ock gesinnet sint, tor
dankbarheit ehr levent na beiden taffelen des geset-
tes in hillicheit und gerechticheit dorch kraft des
h. Geistes tor ehren Gades unde upbuwinge des ne-
gesten, sovele mögelyck, antostellen 35, offte dar se
ut swackheit sündigen, sick christlike vormaninge
to underwerpen unde van herten to beteren wün-
schen unde vorplichten 36.

De nu also geprövet sind, den vorkündige wy im
namen Gades vorgevinge der sünden, torekeninge
der gerechticheit Christi, den h. Geist und dat ewige
levent na der tosage Christi, de dem predigampte
anhangig: Wat gy up erden uplösen werden, schal im
hemmel loß syn [Mt 18, 18]. Laden und nödigen se
ock to mehrer vorsekeringe solcker woldaden tom
dissche des Heren, gelyck wy wedderumme allen
hüchelern, de mit ungeloven unde sünden gegen
Godt und den negesten ut mötwille effte hüchelye
sick vorsundigen und vormanet synde, gelykewol
ahne alle bekeringe in sünden vortfaren, den er-
schreckliken torn Gades na de druwinge: Wat gy up
ehren binden, schal ock im hemmel gebunden syn
[Mt 18, 18]! im namen Gades vorkündigen, unde so-
lange se sick nicht beteren, van dessem dissche aff-
manen, up dat se an dem lyve unde blode Christi
ehrer vorachtinge halven nicht schuldich werden 37.

Dewyle wy averst ut uns sulvest nichtes gudes
vormögen, so lat uns nedderkneen unde Godt, van
dem alle genade herkumpt, alsus 38 anropen und bid-
den 39:

O genedige Here und heyland Jesu Christe, de du

35 Gr. Londoner bzw. Emder Katechismus (A. Kuy-
per II, 473): Wien behoort dat aventmael toe? Ant-
woorde. Allen boetverdigen ende gheloovighe Chri-
stenen, die in der waerheyt tot den lichame Christi
behooren ende in warachtighe gehoorsaemheyt en
vreese [ = Furcht] des Heeren, in warachtighe liefde
haers naesten leven. Ooc die bereyt staet, de leere
des heylighen evangeliums midden int cruyce des
noodts en doots te behouden, belijden ende be-
schermen. Daertoe dan hem een yeghelijc proven
sal. - Und vorher: ...Daer wij oock ons selven als
met eenen eedt in den dienst ende ghehoorsaemheyt
Christi verbinden, ende die andere oock met ons
exempel tot der warachtigher religie verwecken. -
Vgl. Calvin, Inst. IV, 17, 40 (CR 30, 1042f.; COpp
V, 404 f.); zu dem vorangegangenen Abschnitteil
unserer Ordnung aber auch die Vermahnung der KO
von 1535, oben S. 3781'.; desgleichen Gellius Fabers

bist ein ewich könick und prester, de du der werlt
sünde gedragen und dorch dyn lyff und blodt am
galgen des krützes mit dynem Vader vorsönet heffst
und darbeneven dit h. aventmal ein sacrament dy-
nes lyves und blodes tor vorsegelinge und gedechte-
nisse solcker woldadt ingesettet, nadem wy nu hyr
vor de ogen dyner majestet erschynen, umme solckes
na dyne insettinge natokamen, so bidden wy dy mit
eindrechtigen herten ganz demödichlick, du woldest
dorch dynen h. Geist unse herten bewegen, dat wy
solcke woldadt werdichlick mögen betrachten, und
uns also spysen und drenken, dat wy im geiste und
geloven gesterket, de leve undereinander vormehret
und wy in stediger gedechtenisse dyner woldadt er-
holden und to ewiger danksegginge erwecket worden
und also alle unse levent mit werken, worden unde
gedanken na dynen Geist und wille schicken. Dit
bidde wy van dy, o leve genedige Here und heyland
Jesu Christe, und nadem du uns togesecht heffst
[Joh 14, 13], so wy etwas van dynem Vader in dynem
namen bidden, dat wy idt erlangen scholen, so ge-
löve wy solcke tosage und bidden derhalven an dy-
nem unde unsem Vader, wo du uns sulvest gelehret
heffst [Mt 6, 9 ff.], seggende:

Unse Vader etc.

Alle, de sick nu recht beprövet hebben, kamen in
guder ordeninge im namen Gades tom dissche des
Heren unde bringen mit sick eine milde almisse, up
dat arme litmaten Christi de früchte der gemeinschop
geneten 40, und gevet einander ruhm 41, up dat alles
ordentlick toga.

Bericht über die erste Vermahnung, Einleitung, oben
S. 344.

36 Nach Microns Ordinancien wird denen, die sich der
christlichen Strafe nicht unterworfen haben, die Teil-
nahme am Abendmahl verboten; vgl. unten S. 630.
Vgl. Gellius Fabers Bericht über die erste Vermah-
nung: „Tom vöfften...“ (aaO.).

37 Eine ähnliche Absolutionsformel setzt Gellius Fa-
bers Bericht im Anschluß an die zweite Vermahmmg
vor der Kommunikantenprüfung offenbar voraus;
vgl. Einleitung, oben S. 344.

38 = also, folgendermaßen; vgl. Lasch und Borch-
ling I, 63.

39 Zum folgenden Gebet vgl. Micron, „Gebett vor dem
nachtmal“, unten S. 630 f..

40 Zur Beckendiakonie, der Diakonie für die Glieder der
Abendmahlsgemeinde, vgl. oben S. 461 mit Anm. 63.
- Microns Ordinancien, cap. XVIII, unten S. 637f.,

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