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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0509
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Emder Organistenvertrag 1577

tosamend gegeven worden, in einem register mit
jair und dach flytich und treuwlich verteikenen und
registrirn 8.

6. Und dewile he nu dit jair beide dienste toge-
lycke werd bedenen, soll he up seinen kosten einen
guiden gesellen beneffens sick tor stadt dienst hol-
den, die mit eme und einen seiner discipulen, dairto
bequem, alle weke 9 twiemal van den raithuißtorn 10

waertoe dienet dan mehr het olde an de Grote
Karcke, ten einde van de stadt, dat qualick [ -
schlecht] van nahbywohnende (geswige van de beide
Valderens [vgl. oben S. 414f., Anm. 6]) kan gehoeret
worden, und dat so slecht van accord is? — Der Plan,
ein größeres Glockenspiel auf dem Rathausturm ein-
zubauen, wurde nicht ausgeführt, das alte Glocken-
spiel noch behalten, bis es 1779 entzwei ging (vgl.
N. Vietor, Die Glocken im Thurme der großen
Kirche zu Emden, in: Ostfriesisches Monatsblatt 4
[1876], 159f.; O. G. Houtrouw I, 30 mit Anm. 2;
dazu A. Rauchheld - F. Ritter, Glockenkunde
Ostfrieslands = Upstalsboom-Blätter 14 [1928/29],
bes. 179, Anm. 1). Vgl. A. Kappelhoff, 68f.

7 Ostern 1582 wurde Paul Hanssens Gehalt rückwir-
kend für das abgelaufene Halbjahr erhöht (vgl.
Anm. 19) dafür, daß er nun am Sonntag zur Kate-
chismuspredigt nach der Mahlzeit auf der Glocke
schlagen und spielen mußte „datt Gratias unde de
10 gebaden und Da pacem Domine in diebus nostris“ ;
aus dem Rechnungsbuch der Großen Kirche 1572
- 1595, Nellner 364, 87, mitgeteilt von A. Kappel-
hoff, 68. — Im übrigen gehörten auch gewisse Läute-
pflichten zu den Obliegenheiten des Organisten; Be-
lege bei Kappelhoff, 51 ff. 61 ff.

8 Die Führung des Eheregisters gehörte auch schon
früher zu den Aufgaben des Organisten. Am 31. De-
zember 1568 bezahlte die Stadtkasse vier Gulden an
„Frans de olde koster... vor dat he ytlicke jaren de
eeluden upgeschreven heft, de yn der kercken to-
samen gefen worden“ (Kämmerei-Registratur II/14,
90). Es handelt sich um den Orgelbauer Franz, der
bis 1567 auch als Organist tätig war (vgl. Anm. 4).
Nach A. Kappelhoff, 61f. Vgl. dazu KO von 1594,
unten S. 495 mit Anm. 75; Eheordnung von 1596,
unten S. 532 mit Anm. 71.

9 = Woche; vgl. oben S. 222, Anm. 5.

10 = Rathausturm; vgl. Doornkaat Koolman III,
426; Schiller und Lübben IV, 580. — Das neue
Rathaus, ein prächtiger Renaissancebau, im ehemali-
gen Mittelfaldern jenseits der Delftbrücke gelegen,
war um die Zeit der Abfassung unseres Vertrages ge-
rade fertiggestellt. Am 10. Juni 1574 hatte der Bür-
germeister Petrus Medmann den Grundstein gelegt,
und am 1. November 1576 konnte bereits die erste
Sitzung im neuen Rathaus abgehalten werden. Der
schlanke, hohe Turm befand sich über der Mitte des
Daches (U. Emmius, Frisiae orient. descriptio
chorogr. 1616, 45: cum turricula elegante et sublimi
in fastigii medio). Er war aus Holz konstruiert, un-

afblasen wo 11 dan in den jairmerkten dorchut die
achte dage lank 12.

7. Item in wertschafte 13 oder andere geselschafte
soll he einen jederen der gesten, wes standes die
sein, voir geboirlichen salario dienen und einen je-
deren nicht alleine mit guiden dienstbaren woirden,
sunder oick geberden begegnen, dat niemand mit
foege aver eme to klagen 14.

ten viereckig, oben achteckig, besaß zwei Gallerien
und eine zierliche Spitze. Der Turmwächter hatte
seinen Platz auf der ersten Gallerie. Auf der Stelle
des im zweitenWeltkrieg fast völlig zerstörten Renais-
sancebaues entsteht jetzt ein moderner Rathausbau.
Vgl. H. W. H. Mithoff VII, 72ff.; O. G. Houtrouw
I, 56ff.; Fürbringer, 30ff.; F. Ritter, Zur Ge-
schichte des Emder Rathaus-Baues, in: JbE 17
(1910), 340ff., und 18 (1913/14), 268ff.; Kunstdenk-
mäler der Provinz Hannover VI, 1 u. 2, 102ff.;
E. Keyser, 123.

11 = wie; vgl. oben S. 71, Anm. 35.

12 Nachdem Paul Hanssen im Mai 1580 das Amt des
Stadtspielmanns abgetreten hatte, behielt er zu-
nächst noch das halbe Gehalt des Spielmanns, „des-
sen he dan oeck in den frien mark und des Sondages
und sonst an ehrdagen von raithuse afblasen soll“
(Kämmerei-Registratur II/18, 253). Später waren
die an den Turmbläser gestellten Anforderungen
nachweislich höher. Am 29. März 1679 mußte sich
der zum Turmwächter angenommene Gerhard Eit-
zen verpfiichten, „alle mittagen umb elf uhr, sodann
des abends gegen untergang der sonnen mit seinem
diener einen psalm mit zinke und basuene zu blasen' ‘;
des Nachts sollte er selbst oder sein diener „alle
stunde mit einer trompetten oder cornet einen ver-
siculum auß psalmen Davids oder geistlichen liede-
ren abblasen“ und „des morgens frühe für auf-
schließung der pforten einen psalmen Davids oder
ein ander geistliches lied“ ertönen lassen (1. Regi-
stratur 801; Abdruck bei F. Piersig, 76). Kappel-
hoff vermutet, daß diese Aufgabenvermehrung des
Turmbläsers bereits auf das Jahr 1580 zurückgeht,
da die Stadt damals einen besonderen Spielmann
namens Matthias anstellte, der gleich zwei Gesellen
mitbrachte und das Doppelte des Gehaltes bekam,
das bis dahin Paul erhalten hatte. Insgesamt gab
die Stadt also 2 ½ mal soviel Geld für die Spielleute
aus wie früher. Der Nachfolger Pauls im Organisten-
amt Cornelius Conradi versah daneben auch wieder
das Amt des Stadtspielmanns und Turmbläsers
(1. Registratur 422, S. 30), erhielt dafür aber einen
höheren Lohn als Paul. Vgl. A. Kappelhoff, 74f.
1633 gab es neben dem Organisten einen besonderen
Turmbläser; vgl. Anm. 14.

13 = Hochzeiten; vgl. oben S. 371, Anm. 95.

14 Der Stadtspielmann durfte bei Hochzeiten und an-
deren Festlichkeiten mit Vorrang vor anderen Spiel-
leuten aufspielen. Vgl. Stellungnahme des Rates vom
4. Januar 1592 zu einer Beschwerde des Cornelius

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