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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0514
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Grafschaf Ostfriesland

der gemeine up der prove vorstellen mögen. Wenn
denn de etlicke mal in der gemeine gehöret und de

dem Text eingefügt, runde Klammern innerhalb des
Textes der Druckvorlage aufgelöst. Zum Text
selbst: Angeführt ist die Schrift Bucers „Von
der waren Seelsorge / vnnd dem rechten Hirten
dienst / wie derselbige inn der Kirchen Christi be-
stellet / vnnd verrichtet werden solle“, zuerst er-
schienen Straßburg 1538 (vgl. R. Stupperich,
Bibliographia Bucerana, Schriften d. Ver. f. Refor-
mationsgesch. 169. 1952, Nr. 59; zu weiteren Aus-
gaben ebd. Nr. 59a-f). Darin ist ein Kapitel ent-
halten „Von wale vnd einsetzung der Kirchendiener“
(Bl. XXXIvff.), in dem Bucer vier Dinge als zu
rechter Wahl und Einsetzung der Kirchendiener ge-
hörend herausstellt: 1. die Kirche soll den Herrn an-
rufen und bitten, daß er geschickte Diener aussenden
wolle und seiner Kirche zu verstehen geben, welche
er hierzu erwählt hat (ähnlich Emden; ausführlich
Microns Ordinancien, unten S. 588 ff.), 2. die Kirche
soll auf das Anzeigen des heiligen Geistes achten und
sehen, welche mit der Tauglichkeit und dem Ver-
mögen begabt sind, die Kirche zu bessern. (Bucer
schreibt hier ausführlich darüber, daß man die zu
Berufenden vorher versuchen solle. Im Zusammen-
hang damit erwähnt er mit Hinweis auf den Brauch
der alten Kirche dem zu Instituierenden vor der Ge-
meinde vorzulesende „heilige regulen, gesetz und
ordnungen der kirchen, so von der heyligkeit und
tauglichkeit dises diensts gesetzet sind“ und dar-
auf an den Gewählten zu stellende Fragen, sowie
eine Befragung der Gemeinde; vgl. Emden und Mi-
crons Ordinancien, unten S. 593 f., betr. den Akt der
Institution), 3. ist eine Wahlordnung umrissen, nach
der die Zustimmung der ganzen Gemeinde erforder-
lich ist, aber „die anderen eltisten und fürgenger“
die Wahl anleiten (weil nicht alle Verständnis von der
Tauglichkeit haben) und die Einsetzung verrichten
(so auch Emden; ähnlich auch Microns Ordinancien,
wenn auch unter etwas stärkerer Beteiligung der
Gemeinde; vgl. unten S. 591 ff.), 4. die Wahl muß
mit Ernst betrieben werden. (Hier weist Bucer dar-
auf hin, daß Paulus und Barnabas mit Fasten und
Beten der ganzen Kirche eingesetzt seien [vgl. Em-
der Ordnung; Microns Ordinancien, unten S. 588 ff.],
und daß man in der alten Kirche den Brauch ge-
halten habe, die erwählten Diener der Kirche vor-
zustellen mit der Frage, ob Mangel vorhanden sei
[entsprechend Emden; auch Micron, unten S. 592 f.].
Wurden die Erwählten bewährt erfunden, geschah
zu ihnen und der ganzen Kirche eine ernstliche Pre-
digt vom Kirchendienst, wie sich die Diener gegen
die Gemeinde und die Gemeinde gegen die Diener ver-
halten sollten [entsprechend Emden; auch Micron,
unten S. 595]. Darauf folgten Gebet, Opfer für die
Dürftigen und das heilige Abendmahl sowie Einset-
zung der Erwählten in ihren Dienst mit Handauf-
legung [ähnlich Emden; bei Micron, unten S. 594f., .
fehlt besonders die Abendmahlsfeier. In Emden sind
in den Gesamtprozeß noch die Verhandlungen mit

person dersülven anmödich 5 und ehre gaven erhou-
lick erachtet werden, erforschet man ehr gemöt,

der Obrigkeit eingeschaltet, ähnlich wie in der Straß-
burger KO von 1534, Ae. L. Richter I, 234.]). - Es
scheint so, als sei diese Schrift Bucers von Einfluß
auf die Gestaltung der Pfarrstellenbesetzung in Em-
den bzw. in London gewesen. Zur Bedeutung von
Bucers Schrift vgl. Stupperich, RGG 3 I, 1455. -
Zu dem in der Missive erwähnten Protokoll des
Gesprächs mit den Wiedertäufern von 1578
vgl. oben S. 467, Anm. 13. Ebd. fol. 234vf. 238vf.
sagt Menso Alting: Hyrin bekennen wy erstlick,
dat de gemene Godes macht hebbe, ere dener to vor-
kiesen... Wanner wy de gemene Godes nömen, so
schluten wy de overicheit unde er ampt dar nicht
buten, dewyle se ock to der gemene gehören unde
de vorkiesinge der dener helpet unde sol helpen vor-
deren, als eine vorwarerinne der beyden tafelen der
geboden Godes... Wy finden in der schrift vorschei-
dene wyse, dener to vorkiesen in der gemene... Dar-
um ock de gemenen hüdiges dages de forme mögen
holden, welcke se am besten na gelegenheit der tydt
befinden... Sovele desse gemene belanget, oft wol
de oldesten, van der ganzen gemene erwelet, mit radt
unde belevend, ock dorch hülpe unde förderinge der
overicheit, einen dener beropen, so werd doch desul-
vige der ganzen gemene tor pröfe unde einen jeg-
licken broder, sowol dem armesten als dem rycke-
sten, ja der ganzen börgerschaft vörgestelt unde ock
einem fry gelaten, so jemand einigen warhaftigen
mangel weet, dat he densulvigen vörbringen möge,
all eer de dener vör der ganzen gemene bestediget
werd... [Zur Handauflegung:] ... idt hyr also gehol-
den werd, dat, oft andere gemenen in desser cere-
monien ein andere wyse hadden, denen ane nadeel.
Dan de ceremone van idt upleggen der hende is wol
nütlick, doch syn de gemenen nicht to vorwerpen,
de se nicht holden, dewyle de gemene desse cere-
monien nicht hefft als ein grund, darup se gebuwet
is. — Die Form der Fragen an den berufenen
Prediger in der Missive hat der Praxis wohl näher
gestanden als die der KO; hierüber J. Weerda
II, 113ff. Auffallend ist die Übereinstimmung der
Fragen 1, 2 und 4 der Missive mit den entsprechen-
den Fragen in Microns Ordinancien in deren hoch-
deutscher Fassung von 1565, unten S. 593 f. (daß die
hochdeutsche Fassung für die Missive tatsächlich
unmittelbar benutzt wurde, ergibt sich noch beson-
ders aus Frage 2, die gegenüber der niederländischen
Fassung einen Passus ausläßt). Vermutlich ist Mi-
crons KO, jedoch wohl auch schon in ihrer nieder-
ländischen Fassung - die Fragen wurden in Emden
ja auch zweifellos in Wirklichkeit niederdeutsch ge-
stellt -, hier für Emden vorbildlich gewesen. Nur in
Frage 3 ist Emden eigene Wege gegangen (vgl. da-
zu Anm. 11). Über die Geschichte der Emder Pfarr-
stellenbesetzung im 16. Jh. ist ausführlich gehandelt
bei Weerda II. - Zur Obrigkeit vgl. unten Anm. 1;
zur Handauflegung unten S. 689, Anm. 52.

5 = angenehm; vgl. Lasch und Borchling I, 97.

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