Emder Kirchenordnung 1594
effte 6 se ock gesinnet, up vorganden ordentlicken
beröp unde erledigung des vorigen denstes der ker-
cken to Embden to denen. Und wenn darinne vor-
williget, fanget man folgents an, mit einem erbaren
rat des beropes unde syner beförderung halven to
handlen. Werd also endlick mit gemeinem consenß de
confirmation by unser gnedigen hogen overicheit in
underdänicheit gesocht unde erlanget.
Unde darmit sick nemand, he sy ryck edder arm 7,
to beklagen hebbe, dat ehm ahne syn vorweten unde
beleven ein seelsorger sy upgedrungen worden, werd
namals tom averfloet der ganzen gemeine van der
kanzel angemeldet, wo wydt mit dem beropen dener
gehandlet sy, und darby vormahnet, woferne noch
jemand were, der etwas van solcker person erfahren,
darmit der gemeine Christi nicht moechte gedenet
syn, dat he solckes, dersülven to dem besten, den
predigern unde oldesten inwendich einer to syner be-
stedigung bestemmeden tydt andenen 8 wolde.
Dar dann nene beswernissen vorkamen, schrydet
man vor andeninge des hilligen nachtmals by dem
disch des Hern to syner opentlicken bestedigung,
unde fraget de dener noch tom averfloet de ganze
gemeine, effte jemand sy, de wedder den einhelligen
Luc. 10 [1-20] beroep wat intobringen hadde. Unde dar desülve mit
Ioh. 20 [21-23] stillswygen ehren consenß antöget 9, fanget de dener
Ephes' 4 ^ d arup ah n) van dem orsprunk, werdicheit, notwen-
Hebr. 13 dicheit und nutz des predigamptes unde wo sick bey-
de, de prediger unde tohörer, darinne na dem befehl
6 = ob; vgl. oben S. 73, Anm. 45.
7 Vielleicht schwingt hier eine Erinnerung mit an die
in Friesland herkömmliche Teilnahme auch der
ärmeren Bevölkerung an den Rechten und Pflichten
gegenüber der Kirche (vgl. oben S. 366, Anm. 61);
von Menso Alting wird dies Moment im Gespräch
mit den Wiedertäufern (vgl. Anm. 4) noch stärker be-
tont.
8 = anmelden; vgl. Doornkaat Koolman I, 35.
9 = anzeigt; vgl. Schiller und Lübben I, 109;
Lasch und Borchling I, 110.
10 = angreifen; vgl. Schiller und Lübben I, 115f.;
Lasch uud Borchling I, 85.
11 Auf den Katechismus nehmen die Forma ac ratio so-
wie die Ordinancien Microns keinen Bezug. Weerda
schließt daraus, daß die Einführungsfragen in Em-
den erst nach 1554, dem Erscheinungsjahr des Em-
der Katechismus, so gefaßt worden sind, wie sie in
der Missive erscheinen (vgl. Anm. 4). Er vermutet,
daß Cornelius Cooltuin (vgl. dazu oben S. 435,
Anm. 11) der erste war, der auf die Fragen ant-
wortete. Die Geschichte der Berufung Cooltuins läßt
Gades vorholden schollen, unde wat leve unde trüwe
se einander to bewysende schüldich, to erinneren.
Darna fraget he den beroepenen dener vor dem
angesichte Christi unde syner gemeine, effte he dorch
den hilligen Geist in synem herten van dissem beroep
vorsekert sy unde den Godt to ehren unde der ker-
cken tom besten anferdigen 10 wolle unde syne eigene
ehre unde nutz darinne nicht soecken?
Effte he de lehre der propheten unde aposteln, in
den boeckeren des olden unde nyen testamentes vor-
fatet, vor einen genochsamen grund der salicheit in
Christo gelöve unde bekenne?
Effte he bekenne, dat up demsülvigen grund ock
de kercke to Embden na lüdt ehrer bekentenisse, im
catechismo 11 vorfatet, erbuwet sy, und desülve in
eynicheit solcker reinen lehre, ceremonien, ordnung
unde disciplyn getrüwelick und bestendig dorch
Christi gnade wedder alle falsche lehre unde unord-
nung erholden helpen wolle?
Endlick, effte he vornehmens sy, synen denst in
lehr und levend ahne ergernisse vormittelst godt-
licker hülpe to vortreden, und in mangel dessen sick
der kerckenordnung unde disciplyn, ock bet to ent-
settinge synes denstes, na notdrufft der kercken un-
derwerpen wolle?
Unde wenn solcke vorgestellede fragen vor dem
angesichte Gades unde syner gemein mit Ja dütlick
beantwordet sind, werd de vorgestelde dener mit up- 1. Tim. 5 [22]
leggen der hände na dem apostolischen gebruck und 2.T im 1[6]
sich an Hand der Kirchenratsprotokolle (im Archiv
der reformierten Gemeinde zu Emden) verfolgen;
wesentlich entspricht sie dem in der Missive beschrie-
benen Verfahren (nachdem der schon länger in Em-
den weilende Cooltuin im Kirchenrat gewählt war
und die Gräfin ihre Zustimmung erteilt hatte, be-
schloß der Kirchenrat am 8. Mai 1559, Cooltuin der
Gemeinde Pfingsten vorzustellen, damit sie bis zum
nächsten Nachtmahl von ihrem Einspruchsrecht Ge-
brauch machen könnte; am 3. Juli einigte man sich,
Cooltuin am nächsten Sonntag von der Kanzel und
beim Nachtmahl vorzustellen und „orsake“ zu sa-
gen, „warumme men duslange gebeydet [= gewar-
tet] heft, dat men nicht schyne einem balde de hende
uptoleggen, vor dat he probeert ys“, und ihn, wenn
kein Einspruch erfolgen würde, beim nächsten Abend-
mahl zu instituieren und ihm die Hände aufzulegen;
vgl. Protokolle Band 1, Bl. 68r. 74r). Ausführlich
darüber J. Weerda II, 116f. - Die Ausgestaltung
des Pfarrbesetzungsverfahrens im Zusammenklang
mit den von Bucer vorgebrachten Vorschlägen fällt
demnach noch in die Zeit des Gellius Faber (vgl.
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effte 6 se ock gesinnet, up vorganden ordentlicken
beröp unde erledigung des vorigen denstes der ker-
cken to Embden to denen. Und wenn darinne vor-
williget, fanget man folgents an, mit einem erbaren
rat des beropes unde syner beförderung halven to
handlen. Werd also endlick mit gemeinem consenß de
confirmation by unser gnedigen hogen overicheit in
underdänicheit gesocht unde erlanget.
Unde darmit sick nemand, he sy ryck edder arm 7,
to beklagen hebbe, dat ehm ahne syn vorweten unde
beleven ein seelsorger sy upgedrungen worden, werd
namals tom averfloet der ganzen gemeine van der
kanzel angemeldet, wo wydt mit dem beropen dener
gehandlet sy, und darby vormahnet, woferne noch
jemand were, der etwas van solcker person erfahren,
darmit der gemeine Christi nicht moechte gedenet
syn, dat he solckes, dersülven to dem besten, den
predigern unde oldesten inwendich einer to syner be-
stedigung bestemmeden tydt andenen 8 wolde.
Dar dann nene beswernissen vorkamen, schrydet
man vor andeninge des hilligen nachtmals by dem
disch des Hern to syner opentlicken bestedigung,
unde fraget de dener noch tom averfloet de ganze
gemeine, effte jemand sy, de wedder den einhelligen
Luc. 10 [1-20] beroep wat intobringen hadde. Unde dar desülve mit
Ioh. 20 [21-23] stillswygen ehren consenß antöget 9, fanget de dener
Ephes' 4 ^ d arup ah n) van dem orsprunk, werdicheit, notwen-
Hebr. 13 dicheit und nutz des predigamptes unde wo sick bey-
de, de prediger unde tohörer, darinne na dem befehl
6 = ob; vgl. oben S. 73, Anm. 45.
7 Vielleicht schwingt hier eine Erinnerung mit an die
in Friesland herkömmliche Teilnahme auch der
ärmeren Bevölkerung an den Rechten und Pflichten
gegenüber der Kirche (vgl. oben S. 366, Anm. 61);
von Menso Alting wird dies Moment im Gespräch
mit den Wiedertäufern (vgl. Anm. 4) noch stärker be-
tont.
8 = anmelden; vgl. Doornkaat Koolman I, 35.
9 = anzeigt; vgl. Schiller und Lübben I, 109;
Lasch und Borchling I, 110.
10 = angreifen; vgl. Schiller und Lübben I, 115f.;
Lasch uud Borchling I, 85.
11 Auf den Katechismus nehmen die Forma ac ratio so-
wie die Ordinancien Microns keinen Bezug. Weerda
schließt daraus, daß die Einführungsfragen in Em-
den erst nach 1554, dem Erscheinungsjahr des Em-
der Katechismus, so gefaßt worden sind, wie sie in
der Missive erscheinen (vgl. Anm. 4). Er vermutet,
daß Cornelius Cooltuin (vgl. dazu oben S. 435,
Anm. 11) der erste war, der auf die Fragen ant-
wortete. Die Geschichte der Berufung Cooltuins läßt
Gades vorholden schollen, unde wat leve unde trüwe
se einander to bewysende schüldich, to erinneren.
Darna fraget he den beroepenen dener vor dem
angesichte Christi unde syner gemeine, effte he dorch
den hilligen Geist in synem herten van dissem beroep
vorsekert sy unde den Godt to ehren unde der ker-
cken tom besten anferdigen 10 wolle unde syne eigene
ehre unde nutz darinne nicht soecken?
Effte he de lehre der propheten unde aposteln, in
den boeckeren des olden unde nyen testamentes vor-
fatet, vor einen genochsamen grund der salicheit in
Christo gelöve unde bekenne?
Effte he bekenne, dat up demsülvigen grund ock
de kercke to Embden na lüdt ehrer bekentenisse, im
catechismo 11 vorfatet, erbuwet sy, und desülve in
eynicheit solcker reinen lehre, ceremonien, ordnung
unde disciplyn getrüwelick und bestendig dorch
Christi gnade wedder alle falsche lehre unde unord-
nung erholden helpen wolle?
Endlick, effte he vornehmens sy, synen denst in
lehr und levend ahne ergernisse vormittelst godt-
licker hülpe to vortreden, und in mangel dessen sick
der kerckenordnung unde disciplyn, ock bet to ent-
settinge synes denstes, na notdrufft der kercken un-
derwerpen wolle?
Unde wenn solcke vorgestellede fragen vor dem
angesichte Gades unde syner gemein mit Ja dütlick
beantwordet sind, werd de vorgestelde dener mit up- 1. Tim. 5 [22]
leggen der hände na dem apostolischen gebruck und 2.T im 1[6]
sich an Hand der Kirchenratsprotokolle (im Archiv
der reformierten Gemeinde zu Emden) verfolgen;
wesentlich entspricht sie dem in der Missive beschrie-
benen Verfahren (nachdem der schon länger in Em-
den weilende Cooltuin im Kirchenrat gewählt war
und die Gräfin ihre Zustimmung erteilt hatte, be-
schloß der Kirchenrat am 8. Mai 1559, Cooltuin der
Gemeinde Pfingsten vorzustellen, damit sie bis zum
nächsten Nachtmahl von ihrem Einspruchsrecht Ge-
brauch machen könnte; am 3. Juli einigte man sich,
Cooltuin am nächsten Sonntag von der Kanzel und
beim Nachtmahl vorzustellen und „orsake“ zu sa-
gen, „warumme men duslange gebeydet [= gewar-
tet] heft, dat men nicht schyne einem balde de hende
uptoleggen, vor dat he probeert ys“, und ihn, wenn
kein Einspruch erfolgen würde, beim nächsten Abend-
mahl zu instituieren und ihm die Hände aufzulegen;
vgl. Protokolle Band 1, Bl. 68r. 74r). Ausführlich
darüber J. Weerda II, 116f. - Die Ausgestaltung
des Pfarrbesetzungsverfahrens im Zusammenklang
mit den von Bucer vorgebrachten Vorschlägen fällt
demnach noch in die Zeit des Gellius Faber (vgl.
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