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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0516
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Grafschaft Ostfriesland

Ierem. 9
Ioh. 17 et 16
Rom. 1; 2; 5
1. Co. 1 et 2
Actor. 20

1. Tim. 4; 6
Tit. 2

Tit. 1

2. Tim. 3

einem yverigen gebedt to Godt dem allmechtigen
im namen Jesu Christi in synem denste bestediget.

Van dem ampte der prediger.

Der prediger ampt vatet in sick mannigerley stücke,
van welcken dat erste unde vornemeste de vorkün-
digung der gesunden, reinen lehr is na der richtsnoer
godtlickes wordes und der artyckelen des christlicken
gelovens, Rom. 12; 2. Tim. 2; 1. Pet. 4.

Und gescheen ordentlick alle weke 12 achte predi-
gen in düdescher und dre in französischer spraken,
des Sondages vyff düdeschen und twe französischen,
de folgende weke över dre düdeschen und eine fran-
zösische up vorscheiden dagen 13. In welcken predi-
gen darhen na vormögen getrachtet werd, dat de to-
hörer in der heylsamen erkentenisse Gades, synes
wesens und willens, ehres sülvest und des midlers
Christi, beyde, na syner person unde ampt, under-
wesen und im geloven tor godtsalicheit und ewigem
levend erbouwet und geföret, dargegen vor allen
swevenden erdomen 14 undsünden trüwelick ut Gades
wort twar mit gebörlickem ernst, doch ahne laster-
und scheltwort gewarnet und bewahret werden.

Van den festdagen.

De kercke to Embden, dewyle se man einen Godt Deut. 6

und einen midler twisschen Godt und den menschen Mat.12

1. Tim. 2 [5f.]

bekennet, holdet nene festdage dann alleine de, so

dem Heren na lüdt des veerden gebodts 15 ingesettet Exod.20[8-11]

unde vorordenet sind. Darher sind de festdage der Deut.5[12-15]

hilligen affgeschaffet und werden allein de gedecht-

nüß der besnydinge Christi 16 tor erinnerunge des Genes. 17

gnadenbundes twisschen Godt unde uns, des tröst- Ierem.31Math.1[21]

licken namens Jesu unde einem glückseligen anfank Luc> 2 [21]

des angaenden nyen jahres, darto der Pasch-, Pfing-

ster- und Christ- edder Weynachtendach mit den ne-

gestfolgenden sampt hemmelfartsdach, nicht ut

superstition, sonder tor betrachtunge der vornehme-

sten woldaden Christi, geholden. Denn wy nicht fin-

den, dat de Jöden jemals den hilligen erzväderen

fyrdage ingestellet edder dessen einigen befehl van

Godt dem Heren gehadt hebben, ock nicht, dat de

leve apostel solckes vorordnet und der kercken be-

fahlen. Unde is im pawestdom to sehen, dat ut lut-

ter 17 superstition unde bygelove 18, dewyle man de

leve hilligen Christo als middeler unde vorbidder

togeordnet 19, solcke festdagen sind angerichtet wor-

den, und dat neffens 20 der affgöderie de leddiggank

oben S. 331, Anm. 56). Es scheint denkbar, daß
Faber, wie er auch sonst in seiner Haltung Bucer
nahe stand, hier unmittelbar auf Bucer zurückgriff.
Zu fragen bleibt allerdings, ob vielleicht entspre-
chende Vorarbeiten a Lascos zur Forma ac ratio für
Emden bestanden haben; darüber unten S. 559 ff. —
Zum Emder Katechismus von 1554 vgl. Einleitung,
oben S. 331 f. mit Anm. 63.

12 = Woche; vgl. oben S. 222, Anm. 5.

13 Wochengottesdienste hat es, wie Weerda vermutet,
schon 1549 bzw. noch früher in Emden gegeben. Bra-
mius (vgl. oben S. 434, Anm. 8) berichtet in einem
Brief an die Züricher vom 23. Februar 1550 davon,
daß in den Interimswirren die Kirche, während sie
den sich dem Interim widersetzenden Predigern sonst
verschlossen blieb, am Sonntag, Dienstag und Frei-
tag aufgeschlossen wurde, damit Kinder getauft und
Verlobte getraut werden könnten. Da es der Tauf-
lehre des Emder Katechismus von 1546 entspricht,
nur in der Versammlung der Gemeinde zu taufen (vgl.
unten S. 490, Anm. 40), und die Polizeiordnung von
1545 Trauungen in Gegenwart der Gemeinde vor-
aussetzt (vgl. oben S. 403), ist es naheliegend anzu-
nehmen, daß auch die Taufen und Trauungen am

Dienstag und Freitag 1549 in Fortführung bereits
vorher bestehender Wochengottesdienste stattfan-
den. Möglicherweise waren die Predigtgottesdienste
in der Woche an die Stelle von Metten und Vespern
getreten, die der Katechismus von 1546 ausdrücklich
verwarf (A. Kuyper II , 371). Vgl. J.Weerda I, 76;
Entstehung, 26. - Über die Gottesdienste der fran-
zösischen Gemeinde s. Einleitung, oben S. 349 und
unten S. 515, Anm. 7

14 = Irrtümern, Irrlehren; vgl. oben S. 225, Anm. 43.

15 Vgl. Emder Katechismus von 1554 (A. Kuyper II,
503): Dat veerde gebodt. Gedenke des Sabbatdages,
dat du en hilligest...

16 1. Januar.

17 = lauter; vgl. oben S. 69, Anm. 8.

18 = Aberglauben; vgl. Doornkaat Koolman I,
163; Schiller und Lübben I,332.

19 Zur kath. Heiligenverehrung und -anrufung und
ihrer Geschichte vgl. M. Schmaus, Kath. Dog-
matik III, l 3-5. 1958, 597ff.; R. Klauser, RGG 3
III, 171 ff.

20 = neben; vgl. Doornkaat Koolman II, 645;
Schiller und Lübben III, 182.

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