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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0519
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Emder Kirchenordnung 1594

len tor kercken geföhret, in den fragen, welcke fol-
gents schollen erkläret werden, vorhöret 31.

In den wekenpredigen werd desülve ordnunge ge-
holden, de sonst up den Sondagen gebrucket, und
beflytiget men sick alsdann in singen und predigen

mit der Absicht, den Katechismus zweimal im Jahr
durchzunehmen, geht demnach in Emden vermut-
lich schon auf den Katechismus von 1546 zurück;
vgl. J. Weerda I, 96; Entstehung, 25f.

31 Vgl. Schulordnung von 1582, unten S. 515; auch
S. 516, Anm. 13. - Zur Katechismuslehre gab es zwei
fest formulierte Gebete, die dem Emder Katechis-
mus von 1554, wie es scheint, in mehreren Ausgaben
beigefügt waren. Hinsichtlich des als verloren gel-
tenden Erstdrucks des Katechismus (vgl. Borch-
ling und Claußen I, 730) ist man auf Daniel Bern-
hard Eilshemius’ „Handt-Boeck des waren Gelo-
vens“, gedruckt zu Emden 1610 (vorhanden in der
Bibliothek der Großen Kirche zu Emden) angewie-
sen (vgl. A. Kuyper I, XCVIf.; J. M. Reu I, 3,
1, 2, 728*), in dem Eilshemius nach seiner eigenen
Angabe den Text nach dem Erstdruck wiedergibt,
wozu er dann seine durch die Art des Druckes ab-
gehobenen Erklärungen fügt. Auf S. 426 f. teilt Eils-
hemius auch die Gebete zur Katechismuslehre mit,
woraus man wohl schließen darf, daß sie schon im
Erstdruck enthalten waren (vgl. J. Weerda I, Bei-
lage). Von den Drucken des 16. Jh.s ist noch eine Aus-
gabe von 1587, gedruckt zu Emden bei Jelis van
Cranenbrouck, erhalten (beschrieben bei Reu I, 3,
1, 2, 729*f.; nach Borchling und Claußen I,
1023, vorhanden in den Universitätsbibliotheken
Rostock und Greifswald; eine Photokopie besitzt die
Bibliothek der Großen Kirche in Emden), der die
beiden Gebete ebenfalls angefügt sind. Die Texte
sind Microns Ordinancien z. T. entlehnt (vgl. unten
S. 599. 606; beim zweiten Gebet besteht nur ent-
ferntere Verwandtschaft; dazu Weerda,aaO.).— In
der Wiedergabe des Eilshemius weichen die Gebete
gegenüber dem Druck von 1587 an verschiedenen
Stellen in der Satzkonstruktion ab, insofern, als bei
Eilshemius die Partizipialsätze der niederländischen
Vorlage aufgelöst, während sie im Druck von 1587
beibehalten sind. Texte nach dem Druck von 1587
(Expl. der Universitätsbibliothek Rostock: Fi-3192):
Ein gebedt vor der lehre des catechismi. O hemmel-
sche Vader, dyn wort is vullenkamen unde bekeret
de seelen, ein ware getüchenisse, den ungelehrden
wyßheyt gevende und der blinden ogen verlichtende,
ein kreftich middel tor selicheit allen, de idt geloven.
Averst nadem wy van natüren nicht allene blind,
sunder ungeschicket sint to enigem gude, unde dat
du ock nemand helpen wilt, den de demödich unde
vorslagen sint van herten, wy bidden dy, dat du unse
vorstant woldest vorlichten mit dynem hilligen Geist
unde uns geven ein demödich herte, van welcke alle
upgeblasenheyt unde fleischelicke wyßheyt geweret
sy, up dat wy, dyn wort hörende, idt sülve recht vor-
stan mögen unde unse levent darna anstellen. Wil [!]

der korte, darmit de gemeine van anderen gewöhn-
licken gescheften nicht to lang affgeholden werde.

Wenn de vorstähnde not der kercken edder des
landes erfordert, dat gemeine vast- und bededage 32
angestellet werden, werd solckes der gemein in den

ock genedichlick bekeren alle, de noch van dyner
warheit afdwalen [ = abirren], up dat wy dy alle to-
samen eindrechtichlick denen, in warer hillicheit unde
gerechticheit, alle de dagen unses levendes. Dit be-
geren wy allene umme Christi willen, de uns in synem
namen hefft leren bidden unde ock belavet to vor-
hören.Unse Vader etc. ([Am Rand sind folgende Bibel-
stellen angegeben:] Psal. 16. Rom. 1. Gene. 8. Rom.
10. Esai. 36. Mat. 11. Ezec. 11. Jere. 31. Luc. 1. Rom.
8. Luc. 12. 2. Tim. 2. Ezec. 18. Luc. 1). - Ein gebedt
na der lehre des catechismi. O genedige, barmhertige
Godt unde Vader, wy danken dy, dat du nicht allene
uns in dyn vorbund genamen heffst, denn [Eilsh.
st. „denn“: sunder] ock unse junge kinder, welcker
du en nicht alleine bevestiget heffst dorch de hillige
döpe, sunder veel mehr daglikes bewysest, alse du
dyn loff vullenbringest ut erem munde, um also de
wyse werlt to beschamende. Wy bidden dy, vor-
mehre in en dyne genade, dat se an Christum, dynen
Söne, alletydt tonemen unde wassen, to der tydt,
dat se sint van vullenkamen manlicken olderdom, in
[Eilsh. st. „in“: unde to] aller wyßheyt unde gerech-
ticheit gelangen. Giff uns ock genade, dat wy se in
dyne erkentenisse unde früchte, gelyck du uns be-
fahlen heffst, underrichten, up dat dorch ere godt-
selicheit dat rycke des satans vorstöret werde unde
dat rycke Jesu Christi in desser unde andere gemene
vorsterket werde, tor ehren dynes hilligen names unde
to erer ewige selicheit, dorch Jesum Christum. Amen
([Marginalien:] Gen. 17. Act. 2. Mar. 10. Rom. 4.
Mat. 12. Psal. 8. 1. Cor. 1. Ephe. 4. Gen. 18. Exo. 13.
Deut. 6. Psal. 78). Dieselben Gebete stehen in nie-
derländischer Sprache im Dathenschen Psalmen-
buch, in der in Anm. 27 angeführten Ausgabe S.
113ff.

32 Über die Feier von Bet- und Fastentagen finden sich
mehrfach Nachrichten in den Kirchenratsprotokol-
len. Daraus läßt sich schließen, daß die Tage teils auf
den Beschluß des Kirchenrates hin, teils durch gräf-
lichen Befehl festgesetzt wurden. Die Anordnungen
des Kirchenrates erstreckten sich zunächst nur über
die Emder Gemeinde, wirkten jedoch, als von der
„moederkerck“ ausgehend, manchmal in noch wei-
terem Umkreis. Am 1. Januar 1567 z. B. (vgl.
Band 2, Bl. 185r) übernimmt es der Prediger Cool-
tuin, „an de gemenen to Groningen, to Lewerden,
to Amsterdam unde to Antwerpen etc. to scryvende,
um ein bedeldach unde vasteldach to holdende up
den tweden dach Martii voer de gemene nodt der
kercken dar und allenthalven“. Am 16. Februar
(Band 2, Bl. 213r) und am 20. Dezember 1568
(Band 3, Bl. 14r) wird beschlossen, auch die Pa-
storen auf dem Lande bzw. in der Nachbarschaft
von dem geplanten Bettag zu unterrichten. Am

2. Chr. 20
Ioel 2
Ionae 3

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