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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0527
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Emder Kirchenordnung 1594

vorgevinge aller juwen [!] sünden 70. Unde is by dem
dissche ein becken gestellet, darinne de communi-
canten ehre almissen leggen. Gehet also wedderomme
ein jeglicker an synem ort. danket synem Godt unde
helpet mit psalmen unde geistlicken gesangen, so by
wehrender communion gesongen werden 71, synen
namen anropen und prysen.

Na vorrichter communion fanget de dener aver-
mal an, de gemeine to erinneren van der wahren
frucht solcker communion und vormahnet se ehrer
schüldigen plicht und dankbarheit gegen Godt unde
leve gegen dem negesten 72. Beslüt also de ganze
action mit dem gebedt, darinne Godt dem Heren
mit vorgedragen werden alle gemeine und besondere
not der christlicken kercken unde eines jeden, der
vor sick unde den synen eine vorbidde besonder be-
geret 73. Und als der lovesang 74 gesongen und der
segen gespraken, let he de gemeine van sick.

Van der bestedigung des ehestandes.

Dewyle in der christlicken kerken brücklick, dat
de jonge ehelüde, dem hilligen ehestande to ehren,
van den predigeren godtlickes wordes ehres amptes
erinnert unde bestediget werden, so werd darby na-
folgende ordnung geholden.

Wenn einige personen sick ehelick to vorloven ent-

70 Vgl. Abendmahlsordnung von 1576, oben S. 472 mit
Anm. 43.

71 Vgl. Abendmahlsordnung von 1576, oben S. 472 mit

Anm. 44. 72 Vgl. die Vermahnung oben S. 473.

73 Vgl. das Gebet oben S. 473 f.

74 Vgl. den Schlußgesang oben S. 474 mit Anm. 54.

73 Vgl. dazu oben S. 476 f. mit Anm. 8. Die Führung des
Eheregisters durch den Küster genügte dann offen-
bar nicht mehr für den Nachweis der Ehe. Vgl.
Kirchenratsprotokoll vom 29. Mai 1587 (Band 5,
Bl. 92 v/93r): Johannes Petrejus heft ingebracht, dat
dem woertholdenden borgemeistern Onno Tiabbern
[Bürgermeister 1583-1595] gevalle und raedtsamb
dünke, dat man volgendes deren eheluiden namen,
so sick nielick hebben laten tosamengeven, in einem
protocollo upteekene, daryüt dan alletytt grontlick
bewyß ehrer ehelicker biwoninge kone genomen weer-
den, und sal deßhalven Johannes Zuydlaraeus ein
protocol bestellen, darinne der anfank gemaket und
volgentz continueret weerde. - Zu den Predigern s.
oben S. 457, Anm. 28. — Trauungsverzeichnisse der
reformierten Gemeinde sind seit 1587 vorhanden;
Band 1: Protocollum der eheluiden, so nach ordent-

slaten, werd gemeinlick ein prediger darby gefordert.
Der fraget in gegenwordicheit der andern tügen,
effte se beydersyts frye personen, mit vorgander an-
röpinge godtlickes namens, vorweten, rat unde be-
leven ehrer olderen, vormünders und fründe, in
ehrem herten entslaten sind, den anderen ehelicke
belöffte to doen und desülve na erlangeder ordent-
licker publication öpentlick vor der gemeine Gades
bestedigen to laten. Unde wenn se Ja geantwordet,
befehlet de dener, dat se sick darup hand unde trüwe
geven schollen, erinnert ernstlick, wat idt vor ein
hilliger stand sy, to welckem se sick vorlavet, und
dat se derhalven mit sonderlicker gadesfrucht unde
anropinge synes hilligen namens sick to demsülvigen
bereiden unde dargegen alle werltlicke uppicheit und
idelheit vormyden schollen, helpet ehn, den namen
Gades mit wünschunge synes segens anropen.

Darna, wenn se de öpentlicke publication solcker
ehelicken belöffte begeren, möten se sülvest mit ge-
tügen edder, so se als redelicke lüde bekant, ehre
fründe van ehrentwegen by dem secretario der stadt
erschynen unde ock darsülvest ehre ehelicke trüwe
betügen und van dem im namen eines erbaren rades
eine schriftlicke orkunde an den köster erlangen, dat
he ehre namen in dat eheregister 75 mit invorlyven
unde up den kanzelen schaffen möge, dat se dre Son-
dage naeinander in der gemeine affgekündiget 76 und

licher publication in der gemeyne ordentlick in der
ehe sint bestediget geworden, anfangende den 2. July
anno 1587 — 26. Dec. 1619 (Archiv der ref.Gemeinde);
vgl. JbE 12 (1897), 167, Anm. 1.

76 Eine Abkündigung der Brautleute an drei Sonntagen
sieht schon die „Bremer KO“ vor; vgl. oben S. 371.
Die Sitte der dreimaligen Abkündigung scheint in-
zwischen etwas in Vergessenheit geraten zu sein. Am
27. Juli 1579 beschloß der Kirchenrat, den Rat dar-
auf hinzuweisen, daß es nützlich wäre, wenn die künf-
tigen Eheleute an drei Sonntagen um neun Uhr in
beiden Kirchen von der Kanzel abgekündigt wür-
den, wie es früher gebräuchlich gewesen sei. Am
Rand der Eintragung ist vermerkt: Hyrvan is des
erb. rades mandaet den 2. Aug. publiceret. (Proto-
kolle Band 5, Bl. 14r.) In diesem Mandat (Stadt-A.
Emden, 2. Registratur 1035a, Nr. 14) wird drei-
malige Abkündigung an drei aufeinander folgenden
Sonntagen in der großen Predigt eingeschärft, „de-
weil oeck unordnung gespoeret van den jungen ehe-
lueden, so van der oevericheit erleubniße entfangen,
umb sich in der christliche gemeine ehelich tosamen
geven laten, dat diesulve nicht up drie Sondagen

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