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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0528
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Grafschaft Ostfriesland

einem jeden syne gebörlicke inrede gestadet, se ock
dat gemeine gebedt und ein öpentlick tüchenisse
ehrer ehrlicken und ehelicken bywahnung aver-
kamen und erlangen mögen. Und licht dem secre-
tario amptes halven up, sonderlick by denen, so ent-
wedder unbekant edder sick tom predigampt nicht
holden, flytich to erforschen, wat idt vor lüde sind,
und off se na godtlicken, natürlicken unde politi-
schen rechten 77 tom ehestand togelahten mögen wer-
den.

Im fall dann einige inrede dem ministerio vor-
kamet, werd desülve to der overicheit erkentenisse
gewesen, so nicht, fahret man mit der copulation up
gelegener tydt in der kercken na der morgen- edder
namiddagespredigen vort. Unde vormahnet de dener
de junge ehelüde van dem stifter unde werdicheit
des hilligen ehestandes, erinnert, warumme unde to
welcken enden he van Godt dem allmechtigen ock
vor dem vall vorordenet, wes sick de ehelüde in vor-
fallenden krütze to trösten, unde wo sick ein ehe-
gade gegen dem andern na dem worde Gades to vor-
holden schüldich 78. Und wenn se solckes avermals
vor der gemeine Gades betüget unde angelavet, wer-
den se im namen der hilligen dreifoldicheit in ehrem
ehestand bestediget, mit ehren geladenen gasten to
der tucht unde meticheit, ock der armen, to welcker
notdrufft ein becken in der dören gehangen 79, in-
gedenk to syn, vormahnet unde endlick mit einem
gebedt unde wünschung godtlicker genad und segens
syner barmherticheit befahlen.

Van der visitation edder besöckinge
der gesunden und kranken.

Idt dienet ock sonderlick to erbouwinge der ker-

cken, dat de dener nicht allein öpentlick in der ker-

cken ehr ampt trüwelick vorrichten, sonder ock de
Actor. 20 [28ff.] . . . . , , . , ,

private visitation, sovele andere ehre geschette lyden

older loflichen gebruek na, sonder up twe werkel-
dagen in die wecke oder twemaln up ein Sondach
sich laten van dem kanzel overspreken..

77 Hierüber ausführlich die Eheordnung von 1596,
unten S. 528 ff.

78 Eine etwa entsprechende Vermahnung enthält Mi-
crons KO, cap. XXX, unten S. 662 ff.

79 Vgl. oben S. 458, Anm. 30.

80 Dem Zweck der Visitation diente auch die Kluftein-
teilung; vgl. oben S. 453, Anm. 10. Von der geübten

können, flytich warnehmen. Derhalven de prediger
disser gemeine sick ock dessen je und allewege schül-
dich erkant 80. Und dar se vormerken, dat jemand
der ehren im geloven unde wandel geswecket unde
mangelhaftich worden, in ergernisse vorfiele effte in
ergerlicker uneinigheit mit synem negesten levede
edder sonst trostes und vormaninge vannöden hedde,
spreken se densülven ahn, vormahnen und trösten
ehn, na dem de gelegenheit erfordert.

Gelycker gestalt werden ock de kranken besocht
und na der person notdrufft und gelegenheit van Iacob.5[14ff.]
dem orspronk aller krankheit und elends, dat is der
sünden, ut Gades wort underwesen, tor ernstlicken
bote vormahnet, mit der genaden Gades, in synem
Sohn Jesu Christo erschenen, ut dem hilligen evan-
gelio getröstet, in der christlicken gedult und seligen
hope der entlicken erlösinge tom ewigen levende ge-
sterket und der gnaden Gades, to leven edder to ster-
ven, mit einem christlicken gebedt jedertydt befah-
len 81.

Van den lyckpredigen.

Wowol to besorgen, dat de lyckpredigen etwan
mehr ut superstition und hoffart als godtlicker an-
dacht begeret werden, dennoch, dewyle se alletydt
by disser kercken im bruck gewesen 82, werden se ock
noch etwan, doch ahne einige vorgeldung der pre-
diger, den levendigen tom trost und vormaninge, by
der begreffnisse geholden und van der vorstorvenen
person entwedder gar nichtes edder weinich geredet.

De levendigen averst werden ut dem worde Gades
des stervens und syner orsaken erinnert, tor berei-
dung vormahnet unde wedder des dodes schrecken
mit der herlicken averwinninge Christi unde syner
getrüwen hülpe, ock mit den frölicken artyckeln van
dem hilligen Geist und synem trost, vorgevinge der
sünde und der seligen upstandinge des fleisches tom
ewigen levend gesterket und getröstet 83.

Praxis legen die Kirchenratsprotokolle vielfältiges
Zeugnis ab.

81 Vgl. „Lüneburger KO“, oben S. 382 (dort Besuchung
der Kranken mit Krankenkommunion); Microns
Ordinancien, cap. XXXI, unten S. 665 f.

82 Vgl. „Lüneburger KO“, oben S. 381.

83 Vgl. Microns Ordinancien, cap. XXXII, unten S. 667
(auch dort die Betonung, daß die Leichenpredigt
den Lebendigen zu nützen habe).

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