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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0531
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Emder Kirchenordnung 1594

Vam ampte der oldesten.

Actor. 20 [28] Ut den titulen, so den oldesten in Gades wort ge-
Rom. 12 [8] geven werden, erschynet, dat ehr ampt sy, upsicht
1. Cor. 12 up de ganze gemene und allen eren ordningen to heb-
1.Tim. 5 [17ff.] ben, darmit se by gesunder lehre und reinem gades-
denst erholden und vor allerley vorföringe, beyde,
im geloven und wandel, bewahret werde, unde so je-
mand mangelhaftich befunden, dat se den predige-
ren mit rat und dadt bywahnen, dat solcker mit
christlicken vormaningen entwedder möge wedder
upgerichtet unde torechte gebracht werden, edder,
so he halßstarrig vortfahren würde, na genochsame
avertüginge syner begangenen sünde und vorach-
tinge der trüwhertigen, bröderlicken vormaningen,
ordentlick van der gemeine möge utgeslahten wer-
den.

Van den wekentlicken vorsamlingen der
prediger und oldesten, und wat darinne
gehandlet werde.

Tor handhave solcker christlicken ordnung sind
wekentlicke vorsamlinge der prediger und oldesten
angestellet 91, darinne de prediger ein na dem an-
dern praesideren. Und werden de vorsamlingen alle-
tydt mit einem christlicken gebedt van dem prae-
side angefangen und geendiget 92. Darna fraget der
praeses 93, effte de commissiones, so in der vorigen
bykömpst jemand to vorrichten befahlen, vorrich-
tet sind? Und na entfangener antwort werd berat-
slaget, effte etwas wyders in den saken to doen edder
nicht. Wenn solckes affgehandlet, werd ein jeglicker
na der ordnunge gefraget, effte he wat, to der ord-
nunge gehörich, intobrengen hebbe? 94 Unde so be-

legte man sie später in den Gottesdienst, wie auch
die Londoner KO (vgl. Microns Ordinancien, cap. VI,
unten S. 595 ff.) die Bestätigung der Ältesten vor der
Gemeinde vorsieht. In Emden wurde es, wie Weerda
im einzelnen dargelegt hat, Regel, daß die Bestäti-
gung der Ältesten am Tisch des Herrn vorgenommen
wurde, wobei den Einzuführenden, wie es scheint,
Fragen gestellt wurden, die sie mit Ja zu beantwor-
ten hatten. Vgl. Kirchenratsprotokoll vom 7. No-
vember 1589 (Band 5, Bl. 111): Is beraetslaget van
der confirmation der nyen vorgestelten oldesten, als
nomptlick, dewilen Joriis Pijn umb zyne noetwen-
digen gescheften halven utgereiset und Johann Ael-
ricks umb seekere oersaecke, ehm moverende, op dit-
mal nicht wort communiceren, und derhalven by den
anderen oldesten nicht kan sytten, oft men dann
oeck mit der confirmation soll voertfaren. Und is be-
sloeten, dat ofte idt woll zyrlick und stichtlick wer
gewesen, dat de vorgenoembde broder alle by denn
dissche des Heren weren gestanden und mit ohr ant-
wort Ja in den h. beroep bestediget worden, dewilen
overst sulcks dan niet gescheen kann, soe sal men
dannoch mit der confirmation voertfaren und mo-
gen de dre brodern, de jegenwordich konnen zynn,
op ohre gewoenlicke plaetzen bliven und in der orde-
ninge to dem dissche des Heren komen und na ge-
holdene communion sick setten op de bank by denn
anderen oldesten. Doch sall deße action in gene con-
sequentiam geduidet oder getoegen worden. - Die
Form der an die neuen Ältesten gerichteten Fragen
ist nirgends angegeben; Weerda hält es für mög-
lich, daß man sie aus der Londoner KO nahm (vgl.
Microns Ordinancien, cap.VI, unten S. 596; dort
auch ein entsprechendes Gebet). Den Fragen ging,
wie das Kirchenratsprotokoll vom 8. Januar 1576

(Band 4, Bl. 52r) bezeugt, noch eine Vermahnung vor-
auf, die man wohl, wie das Gebet, frei formuliert
hat. - Die Form, in der die Bestätigung der Ältesten
der Gemeinde mitgeteilt wurde, ist in den Protokol-
len öfter wörtlich angegeben. Z. B. unter dem 9. Mai
1580: L. brodern und sustern im Hern, J. L. weten
sick to entsinnen, dat J. L. im vorgangen nachtmall
vorgestellet is, wo Lucas Glasemacker, Harmann
Eilarts, Geert Bolardus und Peter die Looße umb
oersaeken, domalls angezeiget, to oldesten der ge-
mene erwelet zint, mit der conditionn, dat, soefern
sick jemants darinne beswerede, desulve wolde
sulckx jegen dußem nachtmall inbrengen; dewile
overst durch Gotts genade niemant dartegen midler-
wyle ingebracht, soe willen doch alle lidtmaten de-
sulve hyrmede alß bestediget achten und Gott voer
zie umb zyne genade und zeegen in ehren beroep
stedes anroepen. [Am Rand:] Publicat. ad mensam
D[omi]ni 8.May.- Dieselbe Einführungsformel wurde
auch 1583 benutzt; vgl. Kirchenratsprotokoll vom
8. April 1583 (Band 5, Bl. 64r); am Rand der dort
gleichfalls wörtlich mitgeteilten Formel steht: Pu-
blicatum ad mensam D[omi]ni 7. Aprilis. - Ähnlich
lautet die Einführungsformel auch 1589; vgl. Pro-
tokoll vom 9. November 1589 (Band 5, Bl. 111 r);
am Rand: Publicatum ad mensam D[omi]ni 8. No-
vemb. ao. 1589. - Vgl. J. Weerda II 139ff. (ebd.
auch die zitierte Formel).

91 Vgl. Versammlungsordnung, oben S. 452 mit Anm. 2.

92 Vgl. Versammlungsordnung, Art. 2, 16 und 18, oben
S. 452. 454.

93 Vgl. Versammlungsordnung, oben S. 453 mit Anm. 12.

94 Vgl. Versammlungsordnung, Art. 5, oben S. 453.

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