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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0533
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Emder Kirchenordnung 1594

richeit vortfahret, werd he erstlick van des Heren
nachtmal suspenderet,wedderumme und to vorschei-

heft uns in generleye wise genoech gedaenn... Soe
is ehm dat nachtmall affgesecht worden. Und sal
men wider to gelegener tytt in zyne zaecke hande-
len“. Am 22. Februar beschloß der Kirchenrat, Wol-
ter durch einen Ältesten nochmals vorladen zu las-
sen, um ihn zu vermahnen. Das Protokoll vom 1. März
bezeugt, Wolter sei erschienen „und is avermals over
zyne vergripinge und begangen argerniße vermanet
worden. Soe heft he in genere zynn schult bekennt...
und heft umb vergiffniße gebeden und sick oeck denn
ordell der broderen onderworpen, um de argerniße
wechtonemen. Und dewilen zyne begangen argerniße
opentlick utgebreidet wort, soe is besloeten, dat men
jegens tokumpstigen nachtmall sick sall bespreecken
und eine formam concipieren, de ehm vorlesen, up
dat he alsoe boetverdich moege vorgestellt worden“.
Die beim Abendmahl verlesene Formel ist unter dem
15. März wörtlich mitgeteilt: L. brodern und sustern,
J. L. wort vorgestellt M.Wolter scholmeister, de
zynn huis ant Boltwark staende, ahn eine beruchtede
persone tegens der vermaninge verhuyret, darinne
he dann mennichmall gegangen und sick alsoe sul-
vest in ein quaet [ = böses] geruchte gebracht. Dar-
over wi ehm vermanet und na der zaecken gelegent-
heit vlitich vernomen. So bevinden wi, dat he van
der ontuchtige daedt nicht kann overtuyget worden.
Und daer he dannoch voele vramen mit deßem zyne
gaende und lichtverdige woorden geargert, begeret
he, dat men ehm sulckes wolde vorgeven; he verhoe-
pet sick henforder dorch Godes genaede stichtlick
und ordentlick to dragen. [Am Rand:] Publicat. ad
mensam D[omin]i 14. Martii anno 1591. — Vgl. Pro-
tokolle Band 5, Bl. 122v. 123v/124r. 124v. Auf-
fallend ist, daß die Versagung des Nachtmahls in der
Publikationsformel nicht mehr erwähnt wird. Die
tatsächliche Verfehlung Wolters erscheint nicht ganz
gesichert. Eindeutiger ist dann z. B. folgende, in
einem anderen Fall verlesene Publikationsformel, die
genauer der Formel entspricht, die unserer KO hier
vorschwebt. Am 13. Februar 1581 (Band 5, Bl. 39r)
ist eingetragen: L. broder und s[uster], ehr wy komen
tot die andiening des h. nachtmals, worden J. L.
voergestelt Reyner Hoernkens und Eilart Alma
sampt ohre huisfrouwen, die in ein twist und one-
nicheit geraden und hart met bitter woorden tot mer-
malen an melkandern gekomen zint, darover voele
bedrovet und geargert. Nu overst zint zie dorch onße
vormaninge weder broderlick vorsoenet. Bidden oeck
hyrmit allen, die in ohr muchten geargert zynn, dat
die ohnen dat wolden vorgeven, zie vorhopen sick
dorch des Hern genade henforder stichtelicken to
dragen und worden alsoe weder tegens negesten, soe
geene besweringe wort ingebracht, tom h. aventmaell
togelaten. [Am Rand:] Publicatum 12. Februarii ao.
81. - Noch hinter die Woltersche Formel zurück geht
dagegen folgende Publikation ohne Namensnennung
zur Beseitigrmg eines Ärgernisses in der Gemeinde,

denen malen vormahnet, uppet gebedt der ganzen
gemeine als unbotferdich vorgestelt 97 und endlick,

das jedoch keiner öffentlichen Bußzucht bedurfte.
Unter dem 6. Dezember 1563 (Band 2, Bl. 108r) ist
protokolliert: Dit scal im aventmael vörgestalt wer-
den. Leve broeders, ywer eyn part ys wol bewust,
wo eyner van unser gemente eyn tytlank beruchtiget
ys gewest van ebrekerye, welke he to Gronygen
scholde begaen hebben, warover wy de, de van dat
geruchte gehoeret hebben, vorkundygen, dat he syck
voer uns van datsulvyge gerucht vordedyget heft,
also dat wy na der lere Pauli 1. Th. 5 und na de regel
de leve myt eme byllyks tofreden synnen, begeren
ym gelyken, dat eyn yde, de van ydt gerucht ge-
hoeret heft, ock so doe. - Die Zusammenordnung von
öffentlicher Bußzucht und Abendmahlsfeier bezeugt
schon Gellius Faber; vgl. Einleitung, oben S. 323,
Anm.- 6. Vermutlich geht auch die Versagung des
Nachtmahls vor der eigentlichen Exkommunikation
schon auf die Anfänge der Emder Kirchenzucht zu-
rück; vgl. unten S. 554, Anm. 8.

97 Die Protokolle kennen zweierlei Formeln zur Vorstel-
lung zum Gebet: 1. Formel einer Vorstellung zur
Fürbitte ohne Namensnennung. Z. B. Eintragung
vom 29. Mai 1581 (Band 5, Bl. 43 v): L. brodern und
sustern, J. L. gemene gebett wort begeret voor
2 lidtmaten der gemene, eheluiden, de zeer arger-
licken und onleeflicken tegens veelfoldige vermanin-
gen leven, dat der leve Gott dorch zynen h. Geist
zie in ehelicker leve vorbinden und van den arger-
licken levende to sick bekeeren will, up dat man nicht
mit der disciplynn, dat sunst endlick gescheen moet,
tegens zie moet handlen. [Am Rand:] Publicatum
13. Maii. — Die Vorstellung zum Gebet ohne Namens-
nennung auch bei Micron im öffentlichen Strafpro-
zeß, cap. XXIII, unten S. 643. 2. Formel einer Vor-
stellung zur Fürbitte mit Namensnennung. Z. B.
Eintragung vom 10. Juli 1581 (Band 5, Bl. 45 v):
L. brodern und sustern, J. L. wort ontboetveerdich
vorgestellt Johan Swartwolt, der sick in voelfoldige
dronkenschap und andere grove sunden tot mer-
malen swaerlick verlopen, darover he mennichmal
erenstlick gestraffet und tor boete vormanet und un-
langest mit vorswegenen namen op idt gebett vor-
gestellt iß. Nu overst he ut der ener sunden in der
andern ane enige bekeringe vortfaret, soe wilt doch
Gott dem Hern nochmals bidden, dat he ehm dorch
synen h. Geist wil bekeeren. Dewile oeck grote one-
nicheit tusschen ehm und zyner huisfrouwen is, dat
zie oeck in christlicken vreden miteinander leven und
gottzalige huyßholdinge anstellen moegen, und wil-
len ehm alsoe Gott dem Hern bet tor beteringe be-
voelen hebben und zynes doendes henforder geen
rekenschap mer geven. [Am Rand:] Publicatum
9. Julii. - Die Vorstellung zum Gebet mit Namens-
nennung auch bei Micron als zweite Stufe im Publi-
kationsverfahren bei unbußfertigen Sündern, cap.
XXIII, unten S. 643. Vgl. dazu J. Weerda, EKL
III, 307.

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