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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0537
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Emder Kirchenordnung 1594

der christlicken kercken vor ein gelidt erkant unde
in der gemeinschop der hilligen upgenahmen werde.
Unde so vele kortlick van dem presbyterio und syner
ordnung.

Van den armen unde ehrer bedienunge in
der stadt Embden.

Wo Godt den menschen an lyff und sele erschapen.
also hefft he ock na syner godtlicken wyßheit unde
genade einem jeden deel syne notdrufft unde ord-
nung vorschaffet unde vorgeschreven, darher nef-
fens dem predigampt ock de diaconiae pauperum
edder der armen denst im olden und nyen testament
vorordenet und gebaden, darinne sick disse kercke
bestes vormögens also beflytiget, dat se de armen
in den hüseren vorsorget und van dem unordent-
licken bedelen vor den hüseren affwehret 3.

Idt sind averst in disser stadt vererley under-
schedene ordentlicke und öpentlicke bedeninge der
armen, alse des Gasthuses, der hußsittenden, der
schipperen unde der frömbdlingen.

Van dem Gasthuse.

Dit huß is etwan der Barfüsser kloster gewest,
welckes de borgerschop van den lesten mönnicken,
so darinne gewesen, den annen tom besten gekofft
hefft 4.

Hyrinne gehören olde und swacke mans- und
frouwenspersonen, so arm unde am vorstande, ge-
sicht unde anderen lyveskreften unvormoeglick und
to disser stadt gehörich, item de wäyßkinder, so arm
und ehre olderen alhyr vorlahren hebben, deßge-
lycken ock de frembde, dorchreysende armen, so hyr
benachten 5, beweren 6 edder in krankheyden val-
len 7. Und sind den vorscheidenen armen ock vor-
scheidene hüser to ehrer notdrufft vorordenet.

De regeringe disses huses is seß vorstanderen be-
fahlen, darvan twen alse olderlüde umb beterer ord-
nunge willen stedes hen by dem denste blyven. Van
den vieren averst gehet jährlicks einer aff und werd
in syner plats ein ander ansehenlicker ut der borger-

3 Vgl. Armenordnung von 1576, oben S. 455 ff.

4 Vgl. Einleitung, oben S. 356.

5 = übernachten; vgl. oben S. 457, Anm. 20

6 = vom Wetter aufgehalten werden; vgl. Doorn-

kaat Koolman I, 159.

7 Vgl. Armenordnung von 1576, oben S. 457.

schop van den averigen mit todoen der prediger er-
wehlet unde van einem erbaren rat bestediget.

Ehr ampt is, dat se des Gasthuses inkamen up-
mahnen, de legata, in testamenten bespraken, infor-
deren, de almosen dremal des jahres mit den predi-
geren vor der borger döhren und sonst in allen pre-
digen, so in der Gasthuseskercken gescheen 8, flytich
insamblen unde darvan den mannigerley vorgedach-
ten armen notdrüfftige underholdinge schaffen und
alles vorrichten, wat to des Gasthuses erholdinge
und wolfahren gedyen möchte.

To dem ende bestellen se einen erlicken, drifftigen 9
mann, den se einen vader des Gasthuses nöhmen,
de mit syner hußfrouwen de köcken vorsorge und
in ehrem namen up allen des huses angehörigen gude
upsicht hebbe, de vormögenden to der gebörlicken
arbeit anholde unde, so mangel im huse vorfallen,
desülve an den vorstanderen, welcke dremal des
wekes ordentlick tosamenkamen, gelangen lahte
unde darto des huses notdrufft van enen eissche 10.
Und moten den wegen der macht, so ehm de vor-
ständer gegeven, respecteren und in billicken dingen
gehorsamen alle, de sick in dem Gasthuse vorhol-
den, sowol de, welcke neffens ehm den anderen
hüseren vorgestellet, einem jeden in godtsalicheit
und guder ordnung to holden, alse ock knechte unde
megede und ander gesinde.

Baven dat 11 sind veer erbare weduwen 12 unde
godtsalige matronen erwehlet, so up bedden unde
linnen, flaß 13 unde wat to demsülvigen gehöret, fly-
tige acht nehmen, frouwen unde megede to werken
stellen unde darto wekentlick dremal in dem Gast-
huse an ehrem vorordenten ort vorsamlen, und wat
ehn hyrto nödich, eysschen und jährlicks einmal umme
linnen unde andere notdrufft des Gasthuses, und
sonderlick der wäysekinder, de borgerschop van huß
to huß besöcken.

In der vorständer vorsamlinge praesideret jeder-
tydt einer der vorgedachten olderlüden, de einem
jederen, so vor enen to doen, mit gebörlicker be-
scheidenheit bejegent.

8 Vgl. oben S. 485 mit Anm. 23.

9 = eifrigen; vgl. Lasch und Borchling I, 478.

10 = fordere; vgl. oben S. 397, Anm. 59.

11 = Außerdem; vgl. Lasch und Borchling I, 336.

12 = Witwen; vgl. Schiller und Lübben V, 647.

13 = Flachs; vgl. oben S. 456, Anm. 16.

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