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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0540
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Grafschaft Ostfriesland

möchten, to der ordentlicke bedeninge der kluft, dar-
inne se geseten, afferdigen, up dat se in güder ord-
nunge bedenet und allerleye unordnung gewehret
werde. Unde wat also den frembden buten der ord-
nunge werd gegeven, dat werd in ein besonder boeck
mit den namen deren, so idt entfangen, upgeteckenet
unde darut de rekenschop na geendigtem verndel
jahres gedan, unde w rat utgekeret, ut den gemeinen
almosen wedder entfangen.

Ock werd der ordnunge tom besten alle halve jahr
ein mandat der overicheit 32 in den kercken affge-
lesen, darinne einem jederen befahlen, dat men nene
frembde armen ahne vorweten der overicheit und
der hövetdiaken innehmen scholle; unde im fall je-
mand darwedder doen würde unde den armen not
anqueme, schollen de innehmer schüldich syn, sol-
cke armen ut ehrem gude to erholden, ock nene
macht hebben, ehnen ehre plunden 33 wegen der huß-
hüre 34, darto de diaken ahne dat na der ordnunge
nicht gehaftet 35, afftopenden 36.

De arme jongen, so to der schoelen und handwer-
ken düchtich, werden by den borgeren ingebeden
dergestalt, dat se wekentlick ehre gewisse dage, na

32 Vgi. oben S. 460, Anm. 56, und S. 461.

33 = ihre Kleider, ihr Zeug, ihre Habseligkeiten; vgl.
Doornkaat Koolman 11,739.

34 = Hausmiete; vgl. oben S. 460, Anm. 55.

35 Vgl. die Bestimmung vom 9. Mai 1577, oben S. 460.

36 = abzupfänden; vgl. Schiller und Lübben I, 31;
Lasch und Borchling 1,33.

37 Vgl. die Bestimmungen vom 24. September 1579,
oben S. 462 f.

38 = Betrugs; vgl. Doornkaat Koolman I, 124;
Lasch und Borchling I, 166.

39 = verzieht; vgl. Lasch und Borchling I, 957.

40 Vgl. Polizeiordnung von 1545, oben S. 406 f. mit
Anm. 10. Die vermutlich reformatorisch veränderte
Rolle der Schiffergilde, die E. Friedlaender im
Urkundenbuch II, Nr. 1421, mitgeteilt hat, lautet:
In den namen des Herrn Jhesu Christi. Amen. In
dem jahre unses Heren dusentveerhondertvyffund-
negentig des Donderdages na der hilger dree koe-
ninge dage hebben de gemeine schippers, kooplude
und de tor see reeden, bynnen Embden tor ehren
Gades unde den gadesarmen upgenomen und in-
gestelt eine ordinantie und broderschop, de de ge-
meine schippers und koopluden miteinander vrunt-
licken und leefliken denken to holden unverbroken
in wyse hirna beschreven, und in dusse broderschop
niemand will syn, he will den armen vorkomen mit
dem besten. - Tom ersten, datt alle schippers und
kooplude, de tor see reeden unde darin gebeten wer-
den, scholen een jeder eenen dalder ontfangen van

dem sick eines jederen gelegenheit erstrecket, weten
und entwedder mit kost edder gelt, darvan se not-
drufft hebben mögen, vorsorget werden, und blyven
dem diaken in syner upsicht befahlen, in welckes
kluft se wahnen edder slapen 37.

Idt hebben ock de vorstander der armen einen
ordentlicken barbier in jährlicker bestellung, wel-
cker alle schaden der armen bestes flytes und vor-
mögens cureret.

Beslütlick is to vorhödinge allerley bedrochs 38
unde unrats vorordenet, dat, wenn ein arm buß-
gesin ut einer kluft in de andere mit der wahninge
vortrecket 39, dat idt nicht der nyen bedeninge an-
genahmen werde ahne getüchnisse der diaken in der
vorigen kluft, up dat man ehrer beter acht hebben
und twisschen framen und unframen einen under-
scheid mit der upsicht unde bedeninge holden möge.

Van der schippersgilde unde ehrer
armen bedeninge.

Idt hebben ock de schipperen unde koeplüde van
olders her eine almosenordnunge upgerichtet 40, wel-

de vorstander der armen, omme daermede dat beste
to doende, alles voor den armen ein jaer lank, unde
daerna alle jahren willen komen voor de voorstan-
deren unde doen dan van den dalder, watt hem Gott
gegeven heft, voornemlycken vor den armen, gelyck
als alle de ander broder doen. — Und offte idt quaeme
van ungevall, datt dat geld verloren worde, so sall
idt den armen verloren wesen, unde nicht den schip-
pern; werdt averst sake, datt de schipper in Gott
den Heer verstorve, so schall de frauwe des verstor-
ven schippers oder syne nagelatene erven den dalder
wedderumme geven den vorstanderen der armen. -
Voortmer schoelen hebben dese schippers unde koop-
luiden itlickes jahres eine freundlicke versamelunge
und byeinanderkomen des Sondages na aller kinder
dage, unde scholen alsdann leefelycke tosamende
drinken ein tonne Hamburger beers mit aller ehr-
barheit und tuchtigheit, unde so dar jemand twist,
kyff offte ungeneugte makede, so scholen de kyvers
een itlick verbroken hebben veer dalder tom besten
der armen. - Oick so scholen wesen in dusse broder-
schop twee oldermannen unde veer schaffers, unde
de olste van de schaffers schall itlikes jaers affgaen
und ein nye wedder in syne stede kesen, und de nie
schaffer, der weder ingekaren is, die schall de bro-
derschop bedienen und schall vorplichtet syn mit
vuer und kerssen. Wyll he averst den broederen ichtes-
wat meer to goede doen mit ein schinke und ein stucke
sprenget fleesches, des mach wohl geschehen, unde
des anderen dages, wenn de gesellschop geholden is,

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