Emder Kirchenordnung 1594
cke alle jahr in ehrer gesellschop up dem radthuse
vorlesen werd. Unde sind tor handhave solcker ord-
nung twe olderlüde, so ehr levendlank darby bly-
ven, unde veer schaffers, darvan jährlicks einer aff-
geit, bestellet.
Disse hebben ock ehre ordentlicke armen to visi-
teren unde to vorsorgen unde delen under den alle
Sondage na des catechismi predige in der Groten
Kercken ungefehr ein halve tonne bottern ut unde
by einer jederen ordentlicken schöttelen mit botter
ock ein brodt. Dar ock ander hußgesinde, so sonst
nicht gewönlick der almissen to gebruken, dorch
krankheit edder andere tofall in armot gereden und
ehrer hülpe begerden, den laten se ock etwan ein
rekenschop holden to den besten der armen. — Oick
willen de gemeine schippern unde koopluiden, dat de
schaffers niemand scholen weder kiesen in de stede
desgenen, die affgeit, buyten willen und consent der
oldermans. - Voort begehren oeck de oldermannen
samt den schaffern, datt ein jeder schipper unde
koopman willich will syn, umme to procureren und
to soecken de nuttigheit unde dat profyt vor den
gadesarmen, unde voorder oeck in alle kopenschop-
pen den gadespfennink to procureren unde also vort
daerna van alle dingen ein itlyck na[!] synen vermoe-
gen unde datt to profyt der armen. - Bet hefft oock
belevet den gemenen schippern unde koopluiden, datt
dusse belevinge alle jaer, als de schippers byeinander
komen sampt den koopluiden, schall overluht[!] ge-
lesen werden; so averst dat nicht geschicht, schoelen
de schaffers verboert hebben enen dalder den armen
tom besten. — Item so schall oeck niemand van den
schaffern jenig geld offte rente ontfangen ofte op-
boeren, idt sy dann, dat daer twee ofte dree schaf-
feren tosamen synd. — Ock begehren de olderluyde
mit den veer schaffern, datt degene, dee van den ge-
menen schippern und koopluiden word ingekoren
voor schaffer, dat diesulvige sich nicht will weder-
spennig maken unde will dat to gude williglyken
aennemen, wente gedwungen denst is Gade nicht
aengeneme, und denen daer den armen mede, geden-
ken daerby, wat Christus [Mt 25, 40] gesproken, seg-
gende: Watt gy den geringsten van mynen doen, datt
hebbet gy my sulvest gedaen. - Item, offte idt sick
begeve, datt einer were van unser schippern, koop-
luiden offte seevarenden volk hyr in deser stadt
wonende, die voorarmede, idt sy tor see offte to
lande, edder sunst jenige sieck ofte suchtig worden,
die in desser broederschop synd ofte gewesen heb-
ben, unde den armen voer tyden goedt gedaen heb-
ben, sulvigen sal men so wedderumme doen, gelyck
wo se tovoren mit hulpe und handreckinge den ar-
men gedaen hebben. — Item so schoelen de veer
schaffern ofte de voorstanderen der armen verplich-
tet syn, des jahrs ummetogaen, dree — ofte veermal,
unde vorsichtigen degenen, de men de schotel gifft,
stür in der not tokamen. Gelyckfals, wenn frembt,
zeefahrende volk, so by der zee in schaden kamen,
hyr anlandet edder dorchpasseret, kamen se to der-
sülven notdrufft den andern vorstenderen to hülpe.
To der ordnunge samlen se neffens ehren ständen
gewisse renten alle jahr in ehrer geselschop, wat in
dem vorgenden becken van einem jedern, to der ge-
selschop gehörich, frywillich gelecht werd, darto den
sommer aver dorch ehren diener allerley koren ut
den schepen 41, welckes tor dankbarheit van den
schipperen unde redern, wann se gelücklick aver-
kamen, den armen gegeven werd, darvan se dat witte
koren alleine vor eren armen beholden, den roggen
averst, sampt wat in den büssen, so in den herbergen
ofte idt daer ock noedig is offte niet; syn se dan des
behoefflich, so schall men en de schotel laten holden,
is het averst densulvigen nicht nodig, so schal men
densulvigen den schotel nehmen en geven se den-
genen, de se vannoden is. - Voortmer offte datt ge-
beurde, dat hier einer verstorve ut desser broeder-
schop in Godt den Herrn, Godt geve, idt sy vrouw
oder man, dat men dan den verstorvenen broeder
offte suster ut deser broederschop schall to der ker-
cken unde to der groeven medegaen; is idt averst
sake, dat de man nicht to hues were, so schall de
frauwe ofte einer ut den huse vorplichtet syn, mede
to der groeve to gaen; wo dann solches nicht geschut,
schall ein ohrts [= ein viertel] dalder vorbeuert heb-
ben. - Item alle desse gemelte punkten und articulen
willen wy in ewigkeit stedes, vast unde unverbroken
geholden hebben, unde desulvige to vermeeren, to
vorbeteren unde to allen tyden, so vaken und veele
een jederman des towege kann brengen, to proffyt
und nuttigkeit, de gadesarmen daermede to under-
holden unde oock mede to dienen tom besten der
armen. — Voortmehr is voor gutt angesehen unde be-
williget, so jemant uit deser broederschop van older-
luiden unde schafferen to einen schaffer ingekoren
worde unde alhier nicht jegenwoordig were, sal men
moegen twe van den schafferen nehmen und ehme
den schloetel to hues senden, und also sunder enig
tegenseggen bedienen moeten. - 1630 wurden diese
Artikel zu Emden bei Helwich Kallenbach gedruckt;
vgl. auch Borchling und Claußen II, 1352.
Exemplare dieses Druckes: Stadt-A. Emden, 2. Re-
gistratur 1035a, Nr. 96; ebd. 1. Registratur 425 (in
dieser Akte auch eine Abschrift der Artikel aus dem
18. Jh.). Die Unterschiede zwischen dem Text
Friedlaenders und dem Druck von 1630 sind nur
geringfügiger, meistens orthographischer Art. Wo
wir den Text Friedlaenders korrigiert haben, ist
dies durch ,,[!]“ gekennzeichnet. Eine Liste der
„schaffers“ und „oldermannen“ der Clementiner-
Bruderschaft seit 1568 hat E. F. Harkenroht ver-
öffentlicht zu E. Beninga, Chronyk, 405ff.
41 = Schiffen; vgl. oben S. 456, Anm. 18.
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cke alle jahr in ehrer gesellschop up dem radthuse
vorlesen werd. Unde sind tor handhave solcker ord-
nung twe olderlüde, so ehr levendlank darby bly-
ven, unde veer schaffers, darvan jährlicks einer aff-
geit, bestellet.
Disse hebben ock ehre ordentlicke armen to visi-
teren unde to vorsorgen unde delen under den alle
Sondage na des catechismi predige in der Groten
Kercken ungefehr ein halve tonne bottern ut unde
by einer jederen ordentlicken schöttelen mit botter
ock ein brodt. Dar ock ander hußgesinde, so sonst
nicht gewönlick der almissen to gebruken, dorch
krankheit edder andere tofall in armot gereden und
ehrer hülpe begerden, den laten se ock etwan ein
rekenschop holden to den besten der armen. — Oick
willen de gemeine schippern unde koopluiden, dat de
schaffers niemand scholen weder kiesen in de stede
desgenen, die affgeit, buyten willen und consent der
oldermans. - Voort begehren oeck de oldermannen
samt den schaffern, datt ein jeder schipper unde
koopman willich will syn, umme to procureren und
to soecken de nuttigheit unde dat profyt vor den
gadesarmen, unde voorder oeck in alle kopenschop-
pen den gadespfennink to procureren unde also vort
daerna van alle dingen ein itlyck na[!] synen vermoe-
gen unde datt to profyt der armen. - Bet hefft oock
belevet den gemenen schippern unde koopluiden, datt
dusse belevinge alle jaer, als de schippers byeinander
komen sampt den koopluiden, schall overluht[!] ge-
lesen werden; so averst dat nicht geschicht, schoelen
de schaffers verboert hebben enen dalder den armen
tom besten. — Item so schall oeck niemand van den
schaffern jenig geld offte rente ontfangen ofte op-
boeren, idt sy dann, dat daer twee ofte dree schaf-
feren tosamen synd. — Ock begehren de olderluyde
mit den veer schaffern, datt degene, dee van den ge-
menen schippern und koopluiden word ingekoren
voor schaffer, dat diesulvige sich nicht will weder-
spennig maken unde will dat to gude williglyken
aennemen, wente gedwungen denst is Gade nicht
aengeneme, und denen daer den armen mede, geden-
ken daerby, wat Christus [Mt 25, 40] gesproken, seg-
gende: Watt gy den geringsten van mynen doen, datt
hebbet gy my sulvest gedaen. - Item, offte idt sick
begeve, datt einer were van unser schippern, koop-
luiden offte seevarenden volk hyr in deser stadt
wonende, die voorarmede, idt sy tor see offte to
lande, edder sunst jenige sieck ofte suchtig worden,
die in desser broederschop synd ofte gewesen heb-
ben, unde den armen voer tyden goedt gedaen heb-
ben, sulvigen sal men so wedderumme doen, gelyck
wo se tovoren mit hulpe und handreckinge den ar-
men gedaen hebben. — Item so schoelen de veer
schaffern ofte de voorstanderen der armen verplich-
tet syn, des jahrs ummetogaen, dree — ofte veermal,
unde vorsichtigen degenen, de men de schotel gifft,
stür in der not tokamen. Gelyckfals, wenn frembt,
zeefahrende volk, so by der zee in schaden kamen,
hyr anlandet edder dorchpasseret, kamen se to der-
sülven notdrufft den andern vorstenderen to hülpe.
To der ordnunge samlen se neffens ehren ständen
gewisse renten alle jahr in ehrer geselschop, wat in
dem vorgenden becken van einem jedern, to der ge-
selschop gehörich, frywillich gelecht werd, darto den
sommer aver dorch ehren diener allerley koren ut
den schepen 41, welckes tor dankbarheit van den
schipperen unde redern, wann se gelücklick aver-
kamen, den armen gegeven werd, darvan se dat witte
koren alleine vor eren armen beholden, den roggen
averst, sampt wat in den büssen, so in den herbergen
ofte idt daer ock noedig is offte niet; syn se dan des
behoefflich, so schall men en de schotel laten holden,
is het averst densulvigen nicht nodig, so schal men
densulvigen den schotel nehmen en geven se den-
genen, de se vannoden is. - Voortmer offte datt ge-
beurde, dat hier einer verstorve ut desser broeder-
schop in Godt den Herrn, Godt geve, idt sy vrouw
oder man, dat men dan den verstorvenen broeder
offte suster ut deser broederschop schall to der ker-
cken unde to der groeven medegaen; is idt averst
sake, dat de man nicht to hues were, so schall de
frauwe ofte einer ut den huse vorplichtet syn, mede
to der groeve to gaen; wo dann solches nicht geschut,
schall ein ohrts [= ein viertel] dalder vorbeuert heb-
ben. - Item alle desse gemelte punkten und articulen
willen wy in ewigkeit stedes, vast unde unverbroken
geholden hebben, unde desulvige to vermeeren, to
vorbeteren unde to allen tyden, so vaken und veele
een jederman des towege kann brengen, to proffyt
und nuttigkeit, de gadesarmen daermede to under-
holden unde oock mede to dienen tom besten der
armen. — Voortmehr is voor gutt angesehen unde be-
williget, so jemant uit deser broederschop van older-
luiden unde schafferen to einen schaffer ingekoren
worde unde alhier nicht jegenwoordig were, sal men
moegen twe van den schafferen nehmen und ehme
den schloetel to hues senden, und also sunder enig
tegenseggen bedienen moeten. - 1630 wurden diese
Artikel zu Emden bei Helwich Kallenbach gedruckt;
vgl. auch Borchling und Claußen II, 1352.
Exemplare dieses Druckes: Stadt-A. Emden, 2. Re-
gistratur 1035a, Nr. 96; ebd. 1. Registratur 425 (in
dieser Akte auch eine Abschrift der Artikel aus dem
18. Jh.). Die Unterschiede zwischen dem Text
Friedlaenders und dem Druck von 1630 sind nur
geringfügiger, meistens orthographischer Art. Wo
wir den Text Friedlaenders korrigiert haben, ist
dies durch ,,[!]“ gekennzeichnet. Eine Liste der
„schaffers“ und „oldermannen“ der Clementiner-
Bruderschaft seit 1568 hat E. F. Harkenroht ver-
öffentlicht zu E. Beninga, Chronyk, 405ff.
41 = Schiffen; vgl. oben S. 456, Anm. 18.
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