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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0542
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Grafschaft Ostfriesland

den armen tom besten gehangen sind, jährlicks ge-
worpen, delen se mit den vorstenderen des Gast-
huses und der hußsittenden armen in dren gelycken
deelen 42.

Unde doet der schaffer, by welckem de jährhcke
bedeninge gewesen, synen mithülperen gebörlicke
rekenschop.

Van den nederländischen düdeschen
frembdlingen und ehrer armen bedeninge.

Baven alle vorige ordentlicke gemeine bedeningen
hebben ock de gedackte frembdlingen ehre beson-
dere ordnunge, to welcker de allein gehören, so ut
den Nedderlanden der waren religion halven vor-
dreven und lidtmaten der kercken sind 43.

To dem denst sind twelf diaken erwelet 44, darvan
twe des jahres affgahn, und werden an deren stadt
andere twe van den predigeren und frembdlingen,
to der ordnunge gehörich, na vorganden gebedt be-
ropen.

42 Am 15. Februar 1591 wurde in der Kirchenratssit-
zung protokolliert (Band 5, Bl. 123): Sint erschenen
hyr by uns de fulmachten van des Gasthuises, huißit-
tende und Clemens- oder schippern- und oeck der
vrembden duytschen armen vorstandern oder dia-
coni, als Hendrick Kypen wegen des Gasthuises und
Egbart Backer wegen der huißitten, Berent mit dat
Carveell wegen der schippern und Jasper Celoss,
Buert Rhorda und Anthonis Jansen wegen der vremb-
den, und hebben sick fruntlick und broderlick ver-
eniget, vergelycket und verdragen wegen der gae-
ven, als rogge, koern, gelt etc., soe van den rederen
und schippern, wen de schepen mit leve angekomen
und geloßet, gegeven worden, als noemptlick, dat
alle gaven, de in genere ofte gemeen den armen ge-
geven worden, dat desulvige in dre parten sollen ut-
gedelet ofte entfangen worden, als nomptlich van
des Gasthuses, huißitten und schippem vorstandern.
Wanneer overst den vrembden duytschen armen in
spetie mit utgedruckeden underscheit watt besproe-
cken edder gegeven wort, datsulvige und nicht mer
sollen der vrembden armen vorstandern entfangen.
Ditsulvige is in der vorgenoembden diaconen oder
vorstandern jegenwordicheit beschreven und van
densulvigen einhillich ingegangen und verwilliget
worden. - Der Streit zwischen den Diakonen oder
Vorstehern der drei einheimischen Armenorganisa-
tionen und den Diakonen der fremden Armen um die
Gaben, „als rogge, koern, gelt etc., soe uut den sche-
pen, wen se mit leve angekomen, van den redern,
schippern und koepluiden den armen hyr uut christ-
licker mildedicheit gegeven worden“, war am 22. Mai

Ehr ampt is, dat se twee und twee alle Mandage
de almosen van den vorwandten ehrer ordnung in-
samblen 45 unde einer van den viertein dage der ar-
men bedeninge hebbe und ehnen de almosen in den
husern brenge.

Und wenn de vorlopen, kamen se tosamen in
gegenwordicheit eines predigers 46, eröpenen de büs-
sen und stellen to boecke, wat de viertein dage aver
entfangen unde utgegeven sy, beratslagen van ehren
armen unde wat to erholdinge der ordnunge gehöret.
Besluten alle ehre ratsläge mit einer christlicken
danksegginge und gebedt und doen im anfank des
nyen jares eine öpentlicke, ordentlicke rekenschop 47,
so ock van den kanzelen der ganzen gemeine vorkün-
diget und van den predigern, oldesten und anderen
tügen underschreven werd.

Alle disse gemelte ordnungen, dewyle se weinich
gewisse renten hebben, bestahn up der milden wol-
dedicheit der framen unde gudthartigen borgeren,
de darto in den predigen godtlickes wordes und son-
derlinge, wenn de gemeine umbgangen vorhanden,

1598 wieder Verhandlungsgegenstand im Kirchen-
rat (Protokolle Band 6, Bl. 33r/v). Die Prediger und
Ältesten entschieden den Streit vor den versammel-
ten Vertretern der vier Diakonieordnungen dahin,
„dat de diaconi der vrembder duytscher armen dit
jaer twe lasten und voerts alle volgenden jaren dar-
dehalf lasten rogge van de gemene hoepen roggen,
den armen gegeven, sollen entfangen und geneten
und dan nichtes meer van ander getrede oder koern,
gelt, gaeven etc., welcke op den anderen armen ver-
vallen sollen, sunder sollen der vrembden armen dia-
coni mit de rogge, wo boven gemelt, tovreden syn
und bliven und nichtes mer van einigen gaeven, de
van den guederen, de uut der see komen und van den
rederen den armen gegeven worden, geneten...

43 Die Diakonie der Fremdlinge organisierte sich seit
1558; vgl. auch Einleitung, oben S. 342.

44 1558 wählte man nur acht Diakonen; jedenfalls sind
im Kassabuch damals nur acht Namen verzeichnet
worden. Vgl. J. Mülder, 6f.; auch die Liste der
Diakonen in der Neuausgabe von Mülders Schrift
von 1958. - 1572 wurde beschlossen, daß zwölf Dia-
konen dienen sollten; seit 1600 trat ein Kassierer als
dreizehnter hinzu; vgl. Mülder, 30.

45 Die Diakonen trafen sich am Montagmorgen um
neun Uhr am Delft, um von hier aus ihre Runde zu
machen; vgl. J. Mülder, 7.

46 Die Zusammenkünfte fanden alle vierzehn Tage am
Dienstagnachmittag um ein Uhr in der Konsistorien-
stube [seit wann?] statt; vgl. J. Mülder, 10.

47 Einiges aus den Jahresabrechnungen ist bei J. Mül-
der mitgeteilt.

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