Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0543
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Emder Kirchenordnung 1594

flytich vormahnet unde der bewesenen mildicheit
halven gedanket werden.

Und hefft de getrüwe Godt den segen bet darher
gegeven, dat de gude borgerschop eine grote, merk-
licke summa geldes, Godt ehrem Heren to ehren
unde den armen tom besten, unbeswärlick jahrlicks
contribueret hefft, unde sind guder tovorsicht, de
barmherzige Godt werde na syner tosage de frame
borgerschop wedderumme segenen unde se in geist-
licken unde tydtlicken güderen laten tonehmen unde
wassen.

Beslut an den christlicken leser.

Gelyck wo den, so Godt leven, alle ding tom besten
denen möhten [Rm 8, 28], also vorhapen wy dorch
des Heren gnade, dat ock unser wedderpart unerbare,
unvorschamede lasteringe und lögen, so se ahne
schüw und einiger schyn der warheit in ehrem laster-
boeck 48 aver disse christlicke gemein, ehren vor-
fahrn, bekentnüß und ordnung utgegaten unde noch
dagelickes utgehten, den kindern Gades, na synem
vorsatt beropen, darto nütten schollen, dat se den
boem an synen früchten deßto beter erkennen leh-
ren [Mt 12, 33].

Vor unse person, wowol uns billick van ganzen
herten bedrövet, dat solcker moetwill, als se mit wor-
den und werken öven, in dissem lande nu gestadet,
dat hillige prechgampt van den unardigen lüden so
jemmerlick enthilliget unde den vyenden des evan-
gelii tom spot gemaket werd, bekennen wy gerne,
dat wy vor disser tydt nicht gemeinet, dat under
den vormeinten lutherischen predigern in Ostfreß-
land solcke schamlose lüde gewesen, als autorn des
lasterbocks sick nu sülvest mit levendigen varwen
affgemalet.

Wy hadden ock nene orsake gehadt, den ganzen
evangelischen tostand disser kercken so eigentlick
to beschryven und densülven unsen leven tohörern
unde der posteriteit bekant to maken, wo se uns de-
sülve mit ehrer unbescheidenheit nicht an de hand
gegeven.

Vele weiniger weren wy vororsaket, na allen vori-
gen mündlicken und schriftlicken bekentenissen eine
korte nye bekentnüß unsers gelovens und lehrens,

welcke doch mit den vorigen gelyckstemmich, mit
einer summarischen beschryvinge der ganzen ker-
ckenordnung neffens der notwendigen, affgedrun-
genen vorantwordung itzundes ant licht to brengen,
wo wy nicht erfahren, dat se unse heylsame lehre,
de wy van nenen menschen, sonder van Christo Jesu
mit der ganzen rechtgelövigen kercken entfangen,
veler erdome, entwedder ut einer vorstockeden blind- 2. Cor. 4
heit edder wedder dat tüchenisse ehres eigenen ge-
wetens, falschlick beschüldigen unde under andern
unse gnedige, hoge overicheit gerne averreden wol-
den, dat wy einen solcken geloven, dessen wy vor
den menschen nicht dorven bekant syn, eine vor-
flöckede, arrianische, ketterische und vordamte
lehre, darinne nemand scholde können salich wer-
den, vöhren scholden, und wat dergelycken laste-
ringen mehr van ehnen utgegeven werden 49.

Derwegen de ehre des Sohns Gades, dessen dener
wy dorch syne genade sind, van uns erfordert, dat
wy ock den, so unse predigen nicht hören, den grund
unses gelovens in eintfoldicheit und godtlicker lut-
terheit 50, und nicht in kloecken reden menschlicker
unde fleischhcker wyßheit, in einer korten summa
darstellen und bekant maken, up dat ock unse kinder
und nakamen na unsem seligen affscheid, wedder des
satans vorföhrung gerüstet, der löfflicken vorfahrn
und unse unschuld dardoen und bewysen möge.

Dewyle nu Christus secht [Luk 19, 22], dat ein je-
der na synen eigenen und nicht na eines andern wor-
den gerichtet schal werden, und im gesette heilsam-
lick vorordnet hefft, dat men nemand unvorhöret und
ahne vorgahnde, rechtmetige erkentenisse der saken
vordammen schal [Dt 19], als bidden wy alle und
jede, fründe und vyende, vornemelick averst unse
gnedige, hoge overicheit, underdenichlick umme Ga-
des unde ehrer ewigen salicheit willen, dat se na Chri-
sti regel unde nicht na der blindenleider unwarhaf-
tigen angeven mit uns deneren Christi henferner
handlen wollen unde unsen geloven unde bekentnüß
erstlick mit dem richtsnoer godtlickes wordes vor-
gelycken unde genochsam erkennen unde darna ut
unsen eigenen worden ein gerechts ordel ahne an-
sehen der person na demsülven fellen.

Denn wowol wy uns nicht bewust, dat wy in eini-

48 Gegenbericht usw. (H. Garrelts). 50 = Lauterkeit; vgl. Schiller und Lübben II, 756.

49 Antwort auff die Missive, D VII (H. Garrelts, 139).

511
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften