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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0544
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Grafschaft Ostfriesland

gem punkten der lehre van dem consenß der alge-
meinen christlicken kercken edder van der Augß-
borgischen Confession in ehrem rechten, schriftmeti-
gen vorstand, wo se van ehrem autore in synen le-
sten schriften erkleret 51, affgeweken edder noch be-
geren afftowycken 52, dennoch hebben wy unsen und
unser tohörer geloven up dat einige fundament der
propheten und apostelen gebuwet, dewyle wy weten,
dat darvan Christus der eggestein is [Eph 2, 20] und
na der ewichblyvenden,unvoranderlicken lehre synes
wordes am jüngesten dage richten will, und nicht na
einem, van bedrechlicken, unwarhaftigen menschen
vor weinich jahren erdichteden, ock mit der Augß-
borgischen Confession strydigen Concordienboeck 53,
darup sick unse weddersaker beropen 54.

Im fall se averst meinen möchten, einige genoch-
same orsake ehrer jemmerlicken, in dissem lande an-
gerichteden kerckenvorwöstinge und lasteringe to
hebben und unse christlicke bekentnisse und ord-
nung mit grund der schrift, darut se genahmen, umb-
stoten könde, vormahne wy se ehres amptes vor dem
angesichte Gades unde bidden umb Christi, unser
und unser tohörer salicheit willen, darumme idt uns,
als dem hertkündiger bekent, alleine to doen is, dat
se de leve an uns samptlick bewysen und uns der
erdome, deren se uns und unser christlicken gemein
falschlick beschüldigen, in einem opentlicken, ordent-
licken, unpartylicken gespreck in disser stadt, dar
wy mehrerdeels nu negentein jaren dorch Gades ge-
nade öpentlick gelehret 55, avertügen.

Werden se so redelick syn unde ein solck werk der
leve an uns unde unsen framen tohöreren bewysen,
willen wy de woldat dankbarlick erkennen und prae-
senteren na genochsamer averwysinge, nicht allein
der godtlicken warheit platz to geven, sonder vor-
plichten uns hyrmit öpentlick, van der overicheit
unde unsen tohörern solcke straffe to entfangen, als

51 Zur Conf. Aug. Variata vgl. oben S. 149, Anm. 22;
zur Ausgabe der „Loci“ von 1543 oben S. 226,
Anm. 53.

52 Vgl. Coetusordnung von 1576, oben S. 436 mit Anm.
24; Konkordaten von 1599, oben S. 421 ff. mit
Anm. 10-16; Einleitung, oben S. 337 mit Anm. 15a.

53 Konkordienbuch von 1580; Bek.Schr.

54 Vgl. Antwort auff die Missive, D V (H. Garrelts,
135); Marienhafer KO, unten S. 684 mit Anm. 16.

55 Von den 1594 in Emden wirkenden Pastoren der ein-
gesessenen reformierten Gemeinde waren Menso Al-

Godt den gadeslasterern und vordamten, halstar-
rigen ketteren in synem gesette uperleckt, mit dem
billicken beding, dat ock unse gegendeel, soferne idt
syner saken gewiß und sick bedünken let, mit gudem
geweten to handlen, sick hengegen nicht besweren
schal, de straffe, so Godt den falschen tügen vorord-
net, uptonehmen, dar idt syne schendlicke lasteringe,
wo ehm in ewicheit unmögelick syn werd, nicht war
maken konde.

Dar nu solcke praesentation ehnen annemelick,
werden se alse actores und der unsen vorfolger uns
den dach, darinne se ein anfank der saken maken
willen, tydtlick ernennen, so nicht, vorhapen wy vor
Godt, unser genedigen overicheit und allen rede-
licken underdanen, hyrmit einmal vor all unser saken
genoch gedan to hebben, also dat uns henforder un-
vannöden syn werd, mit halstarker 56, unvorschame-
der lüden haderschriften uns vele to bemoyen, de-
wyle wy unse arbeit, Godt loff, nütlicker in dissen
swaren denst weten antoleggen. Willen ock darneven
alle dejennige, so bether, entweder ut unwetenheit
edder mit bösem geweten, de lehre Christi, so wy in
synem namen predigen, gehatet effte gelastert heb-
ben, umb Christi, syner kercken und ehrer sülvest
eigenen salicheit willen vormahnet unde gebeden
hebben, dat se by tyden affstahn, mit Paulo bote
doen unde uns de kercken im wahrem geloven hen-
ferner erbouwen helpen, welcke se bether so erbarm-
lick vorwöstet und darmit Godt und syne engel im
hemmel unde vele Christen up erden bedrövet heb-
ben.

Dar se dan baven alle tovorsicht mit einem
halstarken herten fortfahren wolden, Godt, syn wort
und unse christlicke bekentenisse, darby disse land-
schop so rycklick gesegenet, unde darinne so man-
nich fram Christen hoges und nedriges standes aver
tsöventich jahr 57 salichlick gelevet und gestorven,

ting († 1612) und Johannes Suidlareus († 1604) 1575
berufen worden. Johannes Petrejus († 1596) aller-
dings war erst seit 1576 Pastor in Emden, und Da-
niel Bernhard Eilshemius († 1622) verwaltete das
Emder Pfarramt erst seit 1590. Vgl. P. F. Reers-
hemius, 488ff.; Ph. Meyer, Pastoren I,260.

56 = halsstarriger; vgl. Lasch und Borchling II,
207.

57 Die Emder Prediger identifizieren hier ihre Lehre
mit der des Georg Aportanus (vgl. Einleitung, oben
S. 312ff.).

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