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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0553
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Emder Schulordnung 1596

scholen fören und darsulvest bet to söven uhren hol-
den.

13.

Und sollen inmiddels alle meisteren in eren clas-
sibus deren anbevolenen jöget etwes udt der hillgen
schrift, latyn oder grecks, nach erem vorstande, vor-
lesen.

14.

Folgens sollen alle discipulen wederumb umb acht
uhren in der scholen komen, von dar in goeder, be-
quamer ordnung in der kercke geföret und in tucht
und gebörender stilligkeit van eren meisteren gehol-
den, ock na vulendigung des godesdenstes by paren
udtgeforet unde alsbalde udt der scholen dimittiret
worden.

15.

Nae dem middach sol die jöget widderumb to einer
uhr tor scholen komen, und sollen aldar die mei-
steren ere discipulen, vornemblich die oldesten und
kloeksten, examiniren, wat sie udt der vorigen negen-
uhrspredige eren vorstande nach gehöret und behol-
den hebben.

16.

Demnach sollen sie up gelegener tydt ere disci-
pulen tor catechismipredige wedderumb ordentlich
fören und die fragen upseggen laten, ock sie darsul-
vest in aller stille unde erbarheit tom gehoer godt-
liches wordes holden, na geendigter predige by paren
wedderumb tor scholen fören unde na korte exa-
mination der gehörten predige dimitteren.

17.

Alle unde jedere meisteren sollen mit allem flyt
unde erenst daran sein, dat die jöget dem chormei-
ster im gesange flitig nasingen, sich siner stemme ein-
lich holden, ock den ganzen godesdenst mit aller
reverens und stilte bywonen moge.

18.

Dat gebruck der latinschen sprake, sowol in als

22 = Sitten; vgl. oben S. 90, Anm. 33.

23 Nach Schweckendieck stand im Original: disci-
pulen.

24 Plakke, placke = klatschender Schlag, Klaps.
Handplack (handje-plak) = flaches Brett, mit dem
man einen Schlag auf die Hände versetzt. Handje
plakken = das Händchen klapsen. Vgl. Doorn-
kaat Koolman 11,723.

buten der scholen, erbare, tuchtige seden 22 und als
die ganze disciplin 23 der scholen sollen mit allem
erenst von den meisteren geholden und underholden
worden, vermoge sollicher gesetten, so der jöget to
guede hirby gedrucket.

19.

Jegens den overtrederen und ungehorsamen sol
der rector ane ansehent dorch der ganzen scholen,
wie ock alle andere meisteren in oiren classibus, mit
worden, handplacken 24 und roeden 25 na gelegenheit
der mißhandlung und overtredunge erenstlich vor-
faren.

20.

Der affwesenden scholeren sollen die meisteren
gude und flitige achtung hebben und derentwegen
dem rectori allen Midtweken von twalfen to einer
uren rede und antwort geven.

21.

Sy sollen die jöget dorchudt gene spoeldagen 26
geven dan alleine oire ordentliche, alse den Midweken
und des Saterdages.

22.

Diewile ock die underste meister Adrianus wegen
der kinder veelheit nicht vermag die last alleine to
dragen, so is to beforderung und beterung der un-
dersten classis meister Fredrich Friesenborg gemel-
ten Adriano bygeordnet.

23.

Tom inslach 27 sollen die kinderen alle halve jaren
dre stüver geven, daraff der rector den drüdden deel
genieten sol. To scholgeld sollen sie boven ehr ver-
ordneten jaergelt van jedern jungen einen halven
rycksdaler, vor die extraordinari camerlexe ein ort 28
rycks[daler] genieten, van welchen ordentlicken
scholgelde alle meisteren (allein meister Frerich ut-
genomen) dem rector van eenem jeglichen kinde, in
erkenntnisse, dat he rectoris,und dat ihme alle sorge
der schoole oblegt, 3 stuver willich geven sollen.

25 = Ruten; vgl. oben S. 105, Anm. 21.

26 = Spieltage; vgl. Doornkaat Koolman III,284;

Schiller und Lübben IV, 312.

27 = Einschlag, Anfang des Schulunterrichts nach be-

endeter Ferienzeit; vgl. Doornkaat Koolman

II, 133.

28 = ein Viertel; vgl. oben S. 23, Anm. 38.

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