Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0563
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Emder Eheordnung 1596

disch gerekent, setten, ock nicht mehr alß vyff
ehten up einen disch und dat men einmal, eins vor
all, anrichten laeten 43, [darto de meekelsluiden 44 und
de sibbeste 45 frunden und verwanten to bidden und
demnegest nabueren offte frunden,weiniger personen
wol, averst nicht mer] 46, und soll jedermenniglich in
gueder tucht, meticheit und stilheit ohne seyden-,
pypenspyll 47 und danßen, ock andere uppicheit sick
verholden, poena 10 goltgulden 48, und des nachts vor
twelf uhren wedderum sick na huß verfoegen, poena
6 49 gulden jeder person.

Van der affkundiginge und

tosaemensprekinge der verloeveden.

1. De sick na gemelter ordnung ehlyck tosaemen
verlovet, sollen van der tydt der gedaener lofften
tom allerlengsten binnen seß weken 50, woferne se
beyde gesund und to huß jegenwordich oder sonst
dorch notwendige ohrsaeken nicht verhindert wer-
den, in der kercken sick laeten ordentlyck tosahmen-
geven.

2. Und up dat solckes desto richtiger gescheen
moge, sollen de brudigam und bruydt mit öhren ol-
deren offte sibbesten frunden edder, so de nicht ver-
handen, mit twee edder dree ehrlycke männer, de
by der loffte gewesen, alß öhre getuigen, sick by dem
secretario der stadt edder einem anderen, van uns

ket edder maegdegelach anrichten, darmit wösticheit,
uppicheit unde unnödige unkosten vermeden wer-
den, poena 10 gulden.

43 Ostfr. Monatsbl.: to enen disch gerechnet, ock nicht
mer alse vyff eehten up einen disch einmal anrich-
ten laten.

44 = Makler, Freiwerber, Unterhändler und Vermitt-
ler in Ehesachen; vgl. Doornkaat Koolman II,
565.

45 = nächstverwandten; vgl. Doornkaat Koolman
III,178; Schiller und Lübben IV, 202.

46 Der eingeklammerte Passus fehlt in der Druckvor-
lage, steht im Ostfr. Monatsbl.

47 = Pfeifenspiel; vgl. Doornkaat Koolman II,
719; Schiller und Lübben III,330.

48 Zum Goldgulden s. oben S. 187, Anm. 5.

49 Ostfr. Monatsbl.: 1.

50 Dieselbe Frist (sechs Wochen) setzt die Genfer Ehe-
ordnung (CR 38, 1, 107; COpp II, 348). Die Fixie-
rung dieser Frist zwischen Eheversprechen und Hei-
rat, die zur Vermeidung vorzeitigen Ehevollzugs die-
nen sollte, zählt W. Köhler, aaO. 642, zu den origi-
nalen Zügen der Eheordnung Calvins.

daerto verordnet, angeven und darstellen und van
em ein schriftlyck tucheniße begehren, dat se sick
miteinander ehelyck na gueder ordenunge verlovet
und derhalven de proclamation ihres kunftigen ehe-
standes in der kercken gescheen möge 51.

3. De secretarius soll van se flytich erforschen und
vornehmen, offte 52 de brudigam und brudt so old
und geschickt syn, dat se billick tom ehestande mo-
gen togelaeten werden, unde offte de geboer des ehe-
standes tußchen en, se syn dann einheimisch oder
utheimisch, in allen sy geholden, nomentlyck, offte
se beyde freye personen 53 und an niemand verloevet
sind, und so se utheimisch, des gude tucheniße van
der overicheit offte kerckendieneren des ohrts, darher
se gekohmen, edder sonst bybringen und dardoen
konnen, dat se ock nicht to na durch bloetverwandt-
schap edder schwagerschap besibbet 54, und dat öhre
loffte mit der olderen, vormunderen edder frunden,
woferne solcke verhanden, verwilligung 55 und der
beyden personen ungedwungen consens Ja ock in
aller ehrbarheit geschien sy.

4. Und wenn sick in solcker inquisition einige wich-
tige schwaricheit liete vermerken, de vor dem secre-
tario nicht konde rechtferdiget werden, sall he sol-
cke personen to einem erb. raet wysen und wydern
bescheid darvan erwarten. Dar averst de saeke bey-
dersydts richtig befunden worden 56, soll de secreta-

51 Vgl. KO von 1594, oben S. 495 f.

52 = ob; vgl. oben S. 73, Anm. 45.

53 Ordnung von 1607: beide gedöpede unde frye per-
sonen. — Der Einschub richtet sich offenbar gegen
die Wiedertäufer. In einer auf Verbesserung der Ehe-
ordnung ausgerichteten Eingabe vom 25. November
1615 klagen die Prediger, daß sie oft betrogen wür-
den und dann entgegen der Eheordnung unwissend
ungetaufte Personen kopulierten. Der Sekretär solle
die neuen Eheleute fleißiger examinieren. Die im
Namen der sämtlichen Prediger und Ältesten ein-
gereichten Artikel in doppelter Ausführung im Stadt-
A. Emden: 1. Registratur 291. - Das Kirchen-
ratsprotokoll (Archiv der ref. Gemeinde) vom
13. November 1615 (Band 6, Bl. 106r/v) bezeugt den
Beschluß zur Aufstellung solcher Artikel, die dem
Rat überantwortet werden sollten (übrigens auf des-
sen Wunsch), welches auch geschehen sei.

54 = verwandt; vgl. Schiller und Lübben I,271;
Lasch und Borchling I,240.

55 Ostfr. Monatsbl.: „verwilligung“ fehlt.

56 Ostfr. Monatsbl.: de saecke wirt richtich befunden.

34 :

531
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften