Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0564
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Grafschaft Ostfriesland

rius dem brudigam darvan ein schriftlyck tuchniß
mitdeilen, welckes he an den koster, dat he öhre
namen up den ehezedel setten und de proclamation
beforderen moge 57, brengen und darvor 58 dem secre-
tario wo ock dem koster jedem 59 3 schaep 60 geven 61,
jedoch dat denen, so mit bewyßlicke armoet be-
laden, dat sall quidt geschonken worden.

5. De koster sall solcker verloveder personen
namen up dree verscheiden Sondagen, de ordentlyck
naeinander folgen, up den ehezedel na ordnung der
proclamation tom ersten, andern und drudden ge-
bode setten 62 und solcker zedel alle Sondage twee
afschriven, darvan den predigern, de in beyden ker-
cken to negen uhren des Sondages predigen werden 63,
einem jedern ein um acht uhren to huß schicken,
welcke na geendigter predige solcke zedelen alle Son-
dagen der ganzen gemeine dutlyck vorlesen sollen,
up dat, so jemand vorhanden, dem einigermaten be-
kant, dat solck ein ehestand 64 nicht bestaen konde,
solckes [tö rechter tydt] 65 dem secretario anmelden
moge, darmit de, so idt nodich, by dem koster be-
stelle, dat mit der proclamation und copulation sol-
cker personen by den predigern stillestand geholden
werde.

6. Nene to ehe verlovede personen sollen ehelycke
bywohnunge holden und maeken, eher und bevor
öhre ehestand ordentlyck van den predigeren deser

57 Ostfr. Monatsbl. hat statt „moge“: „sol“.

58 Ostfr. Monatsbl.: bringen, daervoer he.

59 Ostfr. Monatsbl.: ein jeder.

60 Zur „Schaf“ genannten Münze s. oben S. 405,
Anm. 94 a.

61 Ostfr. Monatsbl.: geven soll.

62 Vgl. KO von 1594, oben S. 495 f. mit Anm. 76.

63 Zur Neunuhrpredigt in beiden Kirchen s. KO von
1594, oben S.485.

64 Ostfr. Monatsbl.: eheband.

65 Der eingeklammerte Passus fehlt in der Druckvor-
lage, steht im Ostfr. Monatsbl.

66 Das Kirchenratsprotokoll verzeichnet bereits unter
dem 9. Juni 1572 (Band 3, Bl. 51 1r): Is noch voer
gudt angesien, dat des Soendages, als men dat nacht-
mal holdet, geen eheluiden soele tohopegeven, ge-
lyck de oeffricheit ock bewilliget heft, unde sall den
koester edder oergerlist angesecht werden, dat he in
de weke darbevoeren geen sedelen geven sall. — Zu
den Fasten- und Bettagen, die gleichfalls mit einer
Abendmahlsfeier begangen wurden, s. die KO von
1594, oben S. 487 ff. Übrigens findet sich die Bestim-
mung, an Abendmahlssonntagen keine Trauungen

kercken is bestediget, poena 20 goltgulden und na
der saeken gelegenheit darmit wieder to vorfahren.
Ock sollen de prediger nene tosahmengeven, ehr de
drudde proclamation daetlyck sy ergangen.

7. De prediger sollen alle Sondage, utgenohmen
wenn des Heren avendmahl edder ein vast- und
bededach geholden werd 66, in der Groten Kercken 67
in der frohe- und catechismi- 68 und in der kercken
am Gasthuyse 69 in der twolfuhrenpredigen 70, de, so
vorhen ordentlyck afgekundiget, christlick tosae-
menspreken.

8. Ock sollen de prediger ein protocoll holden, dar-
in se aller deren namen flitich anschriven, de van en
in dißer stadt werden tosahmengesproken, up dat
darut, wenn idt de not erfordert, tucheniße konne
gegeven werden, dat duße edder jenne ordentlyck
sind tom ehestande gekohmen 71.

Van dem kerckgang.

1. Dewyle de kerckgang to bestedigung des inge-
willigten ehestands und to erbiddung des godtlycken
segens van den olden godtfruchtigen ingesettet is 72,
soll desulve nicht in pracht, dann in christlycker ehr-
barer demoet gepleget werden, und solle alle borger
und inwohner deser stadt, sowohl vor öhre person
als vor öhre kinder, in öhre brudlachtskleidinge 73

vorzunehmen, auch in der Genfer Eheordnung,
„afin que lors il n’y ait aucune distraction, et que
chacun soit mieux disposé à recevoir le sacrement“
(CR 38, 1, 109; COpp II, 349).

67 Zur Großen Kirche s. oben S. 371, Anm. 90.

68 Ostfr. Monatsbl.: catechismipredige. - Zu den Früh-
(6 Uhr) und den Katechismuspredigten (2 Uhr) s.
KO von 1594, oben S. 485. 486.

69 Zur Gasthauskirche s. oben S. 370f., Anm. 89.

70 Zur Zwölfuhrpredigt im Gasthaus s. die KO von
1594, oben S.485.

71 Vgl. KO von 1594, oben S. 495 mit Anm. 75. - Die
im Stadt-A. Emden (Protokoll-Registratur XVIII,
1-3) aufbewahrten Eheprotokolle beginnen: Jacob
Wilms und Grete Sigers sind ao. 96 am 2. July tom
h. ehstande avergesproken, borgers, so die ehlüde
aengegeffen und darvor gelavet: Jacob Trusen und
Jan Lütwius, wonhaftich in die Möeldstrate. - In die-
ses städtische Protokoll wurden die Verlobten vor
der kirchlichen Proklamation eingetragen; vgl. auch
JbE 12 (1897), 168, Anm. 2; oben S. 519, Anm. 12.

72 Vgl. oben S. 285, Anm. 72.

73 Ostfr. Monatsbl.: bruidnachtzkleidinge.

532
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften