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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0574
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Grafschaft Ostfriesland

Van den sacramenten.

Dat ander stuck des predigambts in der gemene
und vorsamling is de administration und bedeninge
der sacramenten, welcke im nien testamente twe syn,
die dope und dat h. nachtmall, die als segel 41 dem
worde syn angehangen.

6.

Van andieninge 42 der hilligen döpe.

Die bedieninge der h. dope behort und soll opent-
lick in der gemene geschehn und nicht hemelick in
den huiseren, idt were den, dat wegen des ungestu-
men wedders datt kind ordentlyck up bestemmeder
tydt to der kercken nicht konde gebracht werden, so
kan woll to huß in biwesen der umständen luden sol-
ckes geschehen, jedoch mit consent der overicheit.

Und soll solck ein nottfall nicht in einen gemenen
gebruck getagen werden, sondren wen idt immer un-
geweders halven edder sonsten geschehen kan, sol-
len se ordentlick tor kercken gebracht werden und
na geendigter predige vor dem gebett an den ort, dar
sie sollen gedofft werden, sick fögen und stellen 43.

Die döpe averst soll schlecht na der insettinge
Christi und gebruck der apostolen und ersten reinen
kercken mit christliker und geborender ehererbie-
ding bedenet werden und darjegen alle afgodische
menschlike settingen und sonderlick de, so tom aver-
geloven ohrsake geven, als die weiung, die salving,

41 = Siegel; vgl. oben S. 124, Anm. 83.

42 = Darbietung; vgl. oben S. 466, Anm. 2.

43 Vgl. Emder KO, oben S. 490. Auch in Emden fan-
den die Taufen im Gottesdienst zwischen Predigt
und Gebet statt, während nach Microns Ordinan-
cien, cap. XIII, auch das Gebet den Taufen voran-
geht; vgl. unten S. 609 f.

44 Vgl. dazu oben S. 223, Anm. 9.

45 = anstreichen; vgl. Lasch und Borchling I, 108.

46 = Brust; vgl. Doornkaat Koolman I, 207f.;
Schiller und Lübben I, 399; Lasch und Borch-
ling I, 328f.

47 = Stirn; vgl. Doornkaat Koolman III,311;
Schiller und Lübben IV, 391.

48 = die von der Hebamme oder von anderen Frauen
bei Todesgefahr für das Neugeborene vollzogene Not-
taufe, die die luth. Kirche, ebenso wie die Bezeich-
nung des Täuflings mit dem Kreuz an der Stirn und
an der Brust, die an den Täufling gerichteten Tauf-
fragen und den Exorzismus (diesen freilich nicht so
allgemein), weithin beibehielt; vgl. z. B. oben S. 72 ff.

de firmung und watt darto gehorich 44, item datt
krutz anstricken 45 up de borst 46 und sterne 47 der kin-
der, die fragen, so tom kinde ohne middel tovor ge-
richtet, de utbanninge des duvels, so men exorcis-
mum nömet, und endlich die jach-edder wiverdop 48,
und wat sonsten mer vor avergelövische minschen-
settingen syn, ganzlich upgehaven syn und bliven.

Gelyck averst de, so sick im olden testamento wol-
den to den jödischen geloven begeven, sick ersten
mosten beschniden laten, also sollen ock de olden, so
Joden edder Turken syn edder ock van wedderdope-
ren gebören und in der joget ungedopt gebleven und
sick to den christliken geloven begeven, na Christi
ordning Matt. 28 [19f.] erstlick van den vornemsten
stucken christliker lehr underwesen und darna vor
dem presbyterio eres gelovens bekentnuß dohn. Und
wen sie sollen gedofft werden, sollen sie opentlyck
in der gemene up vorgestelde fragen duitlich Ja ant-
worden und up solcker vorgander geheim und opent-
like bekenteniße erer bote und gelovens, ock an-
lavinge des nien gehorsambs gelyker gestalt gedofft
werden 49.

7.

Van andieninge des h. avendmals.

Datt h. aventmah des Heren soll nicht hemeliken
in den huiseren by den kranken, sondren opentlich
in der gemene in bekander sprake by den gesunden
vorrichtet werden 50, und twar nicht anders als idt

169ff. 281 ff. Für Ostfriesland vgl. die sog. Lüne-
burger KO, oben S. 373 ff. Die Lutheraner Ostfries-
lands gingen jedoch in der 2. Hälfte des 16. Jh.s zu
einer anderen, die den Reformierten anstößigen Ele-
mente des Taufritus weithin ausscheidenden Tauf-
form über; vgl. Engerhafer Liturgie und Marien-
hafer KO, unten S. 671 ff. 707 ff.

49 Vgl. Emder KO, an deren entsprechenden Absatz
sich unsere KO hier teils wörtlich anlehnt, oben
S. 491 f. Die besondere Vorschrift unserer KO, daß
der erwachsene Täufling vor dem Presbyterium sein
Glaubensbekenntnis abzulegen habe, entspricht der
Lütetsburger Zulassungsordnung für die Erstkom-
munikanten, unten S. 545. Im übrigen vgl. auch
Microns Ordinancien, cap. XIII, unten S. 610 mit
Anm. 21: Unterwerfung unter die Kirchenzucht, Ge-
horsamsgelübde sind hier bzw. dort mit der Erwach-
senentaufe verbunden.

50 Die ausdrückliche Verwerfung der Kranken- und
Privatkommunion hatte Micron in Norden verkün-
digt; vgl. unten S. 614, Anm. 36.

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