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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0575
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Lütetsburger Kirchenordnung 1606

van Christo ingesettet und vorordenet und van den
apostolen und ersten reynen kercken gebruket wor-
den is. Darjegen averst sollen alle pauwstische miß-
bruke und alle menschensettingen, als die consecra-
tion, de hostien, de inlegginge im munde, de lichter,
de anbeding und kniebugen der communicanten vor
dem sacrament und dergelyken gökelwerk 51, van
den duvel und romischen antichrist in der kercken
ingefohret und noch in etliche vormeinte evange-
lische kercken gebrucklich 52,genzlich affgeschafft syn
und bliven. Und effte woll dat aventmall des Heren
vor dese tydt nu vermall des jars is geholden wor-
den 53, als 1. erstlich des Sondages na Gregorii 54,
2. des Sondages na Viti 55, 3. des Sondags na Marien
gebort 56, 4. des Sondags na Lucia 57, so is doch ut
erheffliken orsaken vor gudt angesehen, dat idt jar-
lick soll sesmall 58 in unser gemene ordentlich mit an-
dacht geholden werden, nemlich alle twede Sondach
in der anderen nien mante, edder so sonsten ein an-
der bequemer tydt underwilen mochte vorfallen 59.

Und wen de tydt kombt, soll men [!] solckes vier-
tein dagen tovor 60 der gemene na geendigter predige
und gebett vor dem gesang mit eine klene vor-
maninge 61 opentlick angemeldet und vorkundiget
werden; jedoch dat vor der opentlyken publication
die gebiedende overicheit solches ersten angemeldet
werde, um to erforschen, effte ock sonderlike un-
gelegenheiden vorhanden, dardorch dat aventmall
muste na derosulven gelegenheit differirt werden.
Dar averst nene vorhanden, soll up bestemmeder
tydt idt unfeilbar geholden werden.

51 = Gaukelwerk; vgl. dazu Doornkaat Koolman
I, 659ff.; Schiller und Lübben II, 131.

52 Gegen die Lutheraner. Für Ostfriesland vgl. die sog.
Lüneburger KO, oben S. 377 ff. Die späteren luth.
KOO, Engerhafer Liturgie und Marienhafer KO,
sagen über die äußerlichen Gebräuche bei der Abend-
mahlsfeier wenig aus; die Marienhafer KO verlangt
allerdings den Empfang des Sakraments in knien-
der Haltung; vgl. unten S. 677 ff. 710 ff.

53 Viermal jährlich hatte schon Aquilomontanus in

Borssum nach 1531 das Abendmahl gefeiert; vgl.
Einleitung, oben S. 340. 54 12. März.

55 15. Juni; vgl. dazu oben S. 199, Anm. 62.

56 8. September. 57 13. Dezember.

58 Jeden zweiten Monat, also sechsmal im Jahr, sehen

auch Microns Ordinancien, cap. XIV, das Abend-
mahl im Regelfall vor; vgl. unten S. 614.

Des Sondags morgens, als dat h. aventmall soll
geholden werden, soll de lehre van der pröve und
rechten gebruck in der predige gehandelt werden
und darna ein opentlyke bekentnuß van der gemene
gefordert, nomlich effte se ere sunde und derosel-
bigen ein hertlick letwesen völe und vor Gott erem
Heren bekenne? Effte se an den Sohn Gades Jesum
Christum van herten geloven, vorgevinge der sun-
den, gerechticheit und ewiges leven allein van em
und dorch syn vordenst in waren geloven hapen und
vorwachten? Effte se vor dem angesichte des Hern
mit uprichtygen herten belaven, dat se vor solcke
gottlike genade sick dankbar ertögen und na Gades
wort er ganze leven dorch des Heren hulpe anstellen
wollen? Und wen de gemene up ein jeder frage be-
sunder mit heller stem und einhellig Ja gesegt, soll
der dener darup vorkundigen den gelövigen und bott-
ferdigen im namen Jesu Christi na senem befell vor-
gevinge der sunden und Gades genade und se vor-
manen, unangesehen erer schwackheit, tom dische
des Hern. Den unbottferdigen averst und huchelern
soll he vorkundigen den torn und ungenade Gades
und se van des [!] disch des Hern afmanen, bett se
sick bekeren und beteren, und soll den also mit
einem gebett de predige und ganze action beschlaten
werden 62.

Und dewyll im winter de dagen kort syn, also dat
solcke fröpredigen nicht geschehen konnen, soll doch
kortlich de lehre van der prove repetirt und se evener
gestalt gefraget und procedirt werden wie sonsten.

In der anderen predige soll entweder vam nacht-

59 Die hochdeutsche Fassung unserer KO hat hier fol-
genden Zusatz: N. Geschicht anjetzo alle jahr ordi-
nari siebenmal, nemblich auf Christag, Sontag Quin-
quagesimae, Ostertag, Pfingstag und zwischen Pfing-
sten und Weynachten alle 7 oder 8 wochen.

60 So auch Microns Ordinancien, cap. XV, unten S.
615 f. mit Anm. 43.

61 Eine entsprechende Vermahnung umreißt Micron,
aaO., S. 616 f. mit Anm. 44.

62 Dieser Absatz einschließlich der Vorbereitungsfragen
ist fast wörtlich der Emder KO entlehnt; vgl. oben
S. 493 f. - Die hochdeutsche Fassung unserer KO hat
folgenden Zusatz: N. Eine prueffpredigt geschicht
nun ordinary 3 tage vor dem h. abendmahlstag. -
Die in unserem Text folgenden beiden Absätze feh-
len in der hochdeutschen Fassung.

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