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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0578
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Grafschaft Ostfriesland

werden, mit dem begehr, so jemand ein rechtmetige
hinderniße wuste, um solche lude nicht totolaten,
ehr desulvige dem prediger edder einem van den
oldesten andienen wolle, darmit ergerniße vormeden
werden. Im fall averst geen mangel vorhanden, dat
de gemene denn henferner vor se bröderlike sorge
dragen, Gott erenthalven danken und um wider ge-
nade bidden, de broderlike leve an se bewisen und

memoriaeque publicae retinendae causa. Dewile denn
idt nicht allene genotlick, sondren ock sehr nuttlick
is, de monumenta und vornemste vorgangene dingen
sowoll in geistliken als ock in weltlikem regimente in
frischer gedechtniß to beholden und sick stedes vor
ogen to stellen, so hebbe wy oldesten, als Albert Al-
bersen, Franß Fransen Neuwlandt, Johan Ariens
und Egge Mensen, der ingesetene reformirde gemene
to Norden, nu to Lutzborg (ut consent und grotgun-
stige bewilliginge des wolledlen und gestrengen jung-
hern Willhelmi van Inhusen und Kniphusen, to
Lutzborg, Bergum, Jennelt etc. hövetling), um un-
sen gadesdenst to vorrichten, kamende, mit dem pre-
diger up dem huse Lutzborg domino Tidone Henrici
Kniphusano in unserem conventu und tosamen-
kumst vor gudt angesehen und ock beschlaten, dat
men ein kerckenbock edder protocoll scholde maken
laten, darinne de vornemste nicht allene nu vor-
gangene, sondren ock noch tokamende dingen, to
uns und unser gemene gehorich, mochten vortekent
und bewaret werden, up dat nicht allene wy by un-
sen tyden eine gude, richtige ordnung in der lehr und
ceremonien muchten hebben, sondren dat ock unse
nakömelingen muchten sehen unse geholdene de-
liberationes, ernst unde flyt, dat wort Gades unvor-
felscht to beholden und bewaren, ludt unsere vor-
schedene an S.G., unseren gnedigen landeshern, aver-
gegevene supplicationes und ock unse bestendicheit
in der rechten reformirden religion und mit watt
groten iver wy alletydt, unangesehen der vellfoldigen
drouwingen der hogen overicheit, schmeh- und la-
sterworden und vorspottinge des gemenen mannes,
uns na Lutzborch tom gehor gottlikes wordes und
rechten gebruck der h. sacramenten begeven und den
gekrutzigden Jesum Christum opentlyck bekennet
hebben, und uns ock darhen bearbeidet hebben, dat
gude ordnung muchte erholden, ock de armen bede-
net und mit allem, sovele moglick, vorsorget werden,
und wo wunderbarlick Gott sine hilligen und uter-
welden vöret, erholdet, beschuttet und beschermet,
ock dat se dorch sodanige unse exempel muchten
incitirt und angereizet werden, dat se de reine und
in Gades wort wollgegrundete lehr sambt den rech-
ten gadesdenst recht und unverfelscht muchten be-
holden, darby bestendich bliven und mit freymödi-
cheit den namen des Heren opentlick vor den men-
schen bekennen, in krutz und vorfolginge geduldich
syn, in betrachtung, dat de hillige propheten, apo-
stolen, ja ock der Her Christus sulvest, sint vorfol-

to dem guden se stedes anreizen und vormanen wolle.

Endlich 81 gehoret ock to erholdinge solcher christ-
liker ordnung, dat gene gelidt sick van der einen ge-
mene to der anderen begeve ohne tucheniß sines ge-
lovens und vorigen levendes, up dat he ahenthalven
van der christliken kercken vor ein glidt erkent und
in der gemeinschop der hilligen upgenamen werde.
Und wofern jemand solck tucheniß nicht worde

get, gehönet, bespottet, gegeißelt und gedödet wor-
den. Und dat der Herr Christus spreckt by den
Matthaeum in dat 5. cap. [11 f.]: Salich sind gy, wen
juw de menschen um minentwillen schenden und vor-
folgen und reden allerley quaet wedder juw, so sie
daranne legen. Weset frölick und hebbet einen guden
mott, idt wert juw im hemmel woll belohnet werden,
wente also hebben sie vorfolget de propheten, de
vor juw gewesen sind. Und im 19. cap. v. 29 sprickt
he: Ein jeder, de dar vorlet huiser edder broder
edder susteren edder vader edder moder edder wyff
edder kinderen edder acker um mines namens willen,
der wert hundertfoldig darvor entfangen und dat
ewige levent ererven. Woll em nu bekennet vor den
menschen und syn levent um sinentwillen vorlesen
wert, densulven will he wedder vor sinen hemlischen
Vader bekennen, und he wert syn levent finden;
woll em averst nicht bekennet vor den minschen und
syn levent findet, dat is dorch vorlöchinge sines na-
mens sin levent erholt, den will he wedder vor synen
hemlischen Vader vorlöchenen, und he wert syn le-
vent vorlesen, dat is, he wert dat ewige levent nicht
dellhaftich werden, Matt. 10 [32f. 39], Darmit nu de
kercke Gades, wy und unse nakamelinge up den
rechten wech mögen bestendich bliven, so bidden wy
Gott (dorch welcker genade sie bether is erholden
worden), he wolle doch hinfuro vor sie als die rechte
herder [ = Hirte] Israels waken, uns und unsen na-
komelingen mit sinen h. Geist regeren, dat noch wy
noch unse nakömelingen noch tor linken noch tor
rechteren hand mögen affwyken, sondren up den
rechten wech bet tom ende bestendich bliven und
die anfechtingen und vorfolgingen mit gedult und
mit freuwden verdragen, up datt, wen wy bewehret
syn, mugen die krone des ewigen levendes entfangen
[Jak 1, 12], und uns mit allen uterwelden ewich er-
frouwen. Amen. Geschreven den 24. Feb. anno
χριστογονιας tauwsentsechshundertsieben. — M. Rük-
kert, 11-21, teilt die Vorrede in hochdeutscher Spra-
che mit; einiges daraus auch bei E. Graf Knyp-
hausen-Lützburg, 25.

80 Der Katalog der Abendmahlsteilnehmer beginnt im
Lütetsburger Kirchenbuch, Bl. 25ff., mit dem Jahr
1604: Catalogus edder register derer personen, so
anno 1604 sind to dem dische des Hern gegan, nicht
allene up dem huse Lutzborch, sondren ock van der
ingesetene reformirde gemene to Norden, und woll
noch darna darto gekamen is etc.

81 Folgendes nach der Emder KO, oben S. 504 f.

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