Lütetsburger Kirchenordnung 1606
hebben und glick gerne mit ein glydt der gemene to
syn begerde, de soll up dat nie van den prediger in
der vorsamlinge der oldesten geexaminieret werden,
glick de, so noch newerle 82 to dem disch des Hern
gewesen syn, up dat also alle ergernißen mögen ge-
wehret werden etc.
9.
Van bestediginge des ehestandes 83.
Dewile in der christliken kercken gebrucklich, dat
de junge lude na older, wollhergebrachter kerckenge-
bruke van dem predigern gottlickes wordes eres am-
tes errinnert und bestediget werden, so soll by dese
ordnung geholden werden. Wen einige personen, so
alhie sollen copulirt werden, sich ehelich to vorspre-
ken entschloten, sollen se erstlich tucheniß bringen,
dat se beydersitz freye personen syn und ock der
frundschop edder vorwantschop na ock woll mogen
vorehliket werden.
Und darna soll sulck ehlike vorsprekinge mit bei-
dersitz olderen, frunden und vorwanten geschehen,
und belaven, dat se solche ehlike vorsprekinge wol-
len opentlich dorch den kerckgank bestedigen laten.
Und wen se solckes to don willens syn, soll de pu-
blicatio edder affkundigung dre edder, wen se van
beiden parten woll bekent sin, to geringsten twe Son-
dage naeinander in der gemene geschehen und einem
jedren sine geborlike inrede gestadet, sie ock dat ge-
mene gebet und ein opentlick tucheniße erer ehr-
liken und ehliken bywonung averkamen und erlan-
gen mögen.
Im fall den enige inrede den predigern edder olde-
sten vorkamen muchte, sollen desulvige to der ove-
richeit erkenteniße gewesen werden, so nicht, soll
men to der copulation up gelegener tydt na geendig-
82 = niemals; vgl. Schiller und Lübben III, 183.
83 Auch dieses Kapitel unserer KO lehnt sich eng, teil-
weise wörtlich, an das entsprechende der Emder KO,
oben S. 495 f., an. Jedoch ergeben sich auch hier
Unterschiede im Verfahren (nicht recht ersichtlich
ist es, ob in der Lütetsburger Gemeinde, wie in Em-
den, das öffentliche Verlöbnis unter Mitwirkung eines
Predigers erfolgt; von einer Eheerklärung vor einer
dem Stadtsekretär entsprechenden Instanz ist keine
Rede, auch nicht von einem Eheregister usw.).
84 = wie; vgl. oben S. 71, Anm. 35.
ter predige und gebet in der gemene vortschriden.
Und soll der diener den jungen eheluden van den
stifter und werdicheit des h. ehestandes vormanen
und errinneren, warumb und to welckerem ende he
van Gott allmechtich sy ock vor den fall ingesettet,
watt sick de eheluden in vorfallenden krutz to tro-
sten, und wo 84 sick eine ehegade jegen den andren
na dem worde Gades to vorholden schuldich. Und
wen se solckes avermals vor der gemene betuget und
angelavet, sollen sie im namen der h. dreenicheit in
erem ehestande bestediget und entlich mit ein ge-
bett und wunschung gottlicher genaden und segens
siner barmherticheit befohlen werden etc.
10.
Van beropinge der oldesten.
Gelyck gen stadt, dorp edder huß ohne gewiße
regiment und ordnung syn und bestan kan, also kan
ock de christlike kercke, welcker is des levendigen
Gades stadt und huß, ohne gewiße regerung und van
em bestelten ordnungen nicht bestan edder erholden
werden 85. Darmit nu alles moge ordentlyck togan,
sollen in deser unser gemene syn ver oldesten 86, wel-
cker solange se leven, in erem ambte sollen bliven 87.
Und wen de kercke wegen eines dersulvigen dott-
liken affganges edder genzliken mit der wohnung an
anderen orden vorreisens edder sonsten anderer in-
convenienten halver oldesten vannöden hefft, soll de
gemene tom gebett vormahnet werden, dat Gott be-
queme menner darto vorlenen wollde. Darna sollen
de prediger sambt die andere averige oldesten sick
undereinander vormahnen, dat se up duchtige men-
ner in der gadesfrucht gedenken wollen und deren
namen in der negesten vorsamlungen des predigers
und oldesten inbringen.
85 Fast wörtlich nach der Emder KO; vgl. oben S. 497
mit Anm. 85.
86 Die Namen der Ältesten seit 1580 sind ins Lütets-
burger Kirchenbuch, Bl. 54ff., eingetragen; vgl. auch
M. Rückert, 148ff.
87 Auch in Emden dienten die Ältesten lebenslänglich;
vgl. oben S. 497 mit Anm. 86. Der im folgenden dar-
gestellte Prozeß der Neuwahl entspricht im wesent-
lichen gleichfalls der Emder Ordnung, an die sich
auch der Wortlaut unseres Textes eng anlehnt; vgl.
oben S. 497 f.
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hebben und glick gerne mit ein glydt der gemene to
syn begerde, de soll up dat nie van den prediger in
der vorsamlinge der oldesten geexaminieret werden,
glick de, so noch newerle 82 to dem disch des Hern
gewesen syn, up dat also alle ergernißen mögen ge-
wehret werden etc.
9.
Van bestediginge des ehestandes 83.
Dewile in der christliken kercken gebrucklich, dat
de junge lude na older, wollhergebrachter kerckenge-
bruke van dem predigern gottlickes wordes eres am-
tes errinnert und bestediget werden, so soll by dese
ordnung geholden werden. Wen einige personen, so
alhie sollen copulirt werden, sich ehelich to vorspre-
ken entschloten, sollen se erstlich tucheniß bringen,
dat se beydersitz freye personen syn und ock der
frundschop edder vorwantschop na ock woll mogen
vorehliket werden.
Und darna soll sulck ehlike vorsprekinge mit bei-
dersitz olderen, frunden und vorwanten geschehen,
und belaven, dat se solche ehlike vorsprekinge wol-
len opentlich dorch den kerckgank bestedigen laten.
Und wen se solckes to don willens syn, soll de pu-
blicatio edder affkundigung dre edder, wen se van
beiden parten woll bekent sin, to geringsten twe Son-
dage naeinander in der gemene geschehen und einem
jedren sine geborlike inrede gestadet, sie ock dat ge-
mene gebet und ein opentlick tucheniße erer ehr-
liken und ehliken bywonung averkamen und erlan-
gen mögen.
Im fall den enige inrede den predigern edder olde-
sten vorkamen muchte, sollen desulvige to der ove-
richeit erkenteniße gewesen werden, so nicht, soll
men to der copulation up gelegener tydt na geendig-
82 = niemals; vgl. Schiller und Lübben III, 183.
83 Auch dieses Kapitel unserer KO lehnt sich eng, teil-
weise wörtlich, an das entsprechende der Emder KO,
oben S. 495 f., an. Jedoch ergeben sich auch hier
Unterschiede im Verfahren (nicht recht ersichtlich
ist es, ob in der Lütetsburger Gemeinde, wie in Em-
den, das öffentliche Verlöbnis unter Mitwirkung eines
Predigers erfolgt; von einer Eheerklärung vor einer
dem Stadtsekretär entsprechenden Instanz ist keine
Rede, auch nicht von einem Eheregister usw.).
84 = wie; vgl. oben S. 71, Anm. 35.
ter predige und gebet in der gemene vortschriden.
Und soll der diener den jungen eheluden van den
stifter und werdicheit des h. ehestandes vormanen
und errinneren, warumb und to welckerem ende he
van Gott allmechtich sy ock vor den fall ingesettet,
watt sick de eheluden in vorfallenden krutz to tro-
sten, und wo 84 sick eine ehegade jegen den andren
na dem worde Gades to vorholden schuldich. Und
wen se solckes avermals vor der gemene betuget und
angelavet, sollen sie im namen der h. dreenicheit in
erem ehestande bestediget und entlich mit ein ge-
bett und wunschung gottlicher genaden und segens
siner barmherticheit befohlen werden etc.
10.
Van beropinge der oldesten.
Gelyck gen stadt, dorp edder huß ohne gewiße
regiment und ordnung syn und bestan kan, also kan
ock de christlike kercke, welcker is des levendigen
Gades stadt und huß, ohne gewiße regerung und van
em bestelten ordnungen nicht bestan edder erholden
werden 85. Darmit nu alles moge ordentlyck togan,
sollen in deser unser gemene syn ver oldesten 86, wel-
cker solange se leven, in erem ambte sollen bliven 87.
Und wen de kercke wegen eines dersulvigen dott-
liken affganges edder genzliken mit der wohnung an
anderen orden vorreisens edder sonsten anderer in-
convenienten halver oldesten vannöden hefft, soll de
gemene tom gebett vormahnet werden, dat Gott be-
queme menner darto vorlenen wollde. Darna sollen
de prediger sambt die andere averige oldesten sick
undereinander vormahnen, dat se up duchtige men-
ner in der gadesfrucht gedenken wollen und deren
namen in der negesten vorsamlungen des predigers
und oldesten inbringen.
85 Fast wörtlich nach der Emder KO; vgl. oben S. 497
mit Anm. 85.
86 Die Namen der Ältesten seit 1580 sind ins Lütets-
burger Kirchenbuch, Bl. 54ff., eingetragen; vgl. auch
M. Rückert, 148ff.
87 Auch in Emden dienten die Ältesten lebenslänglich;
vgl. oben S. 497 mit Anm. 86. Der im folgenden dar-
gestellte Prozeß der Neuwahl entspricht im wesent-
lichen gleichfalls der Emder Ordnung, an die sich
auch der Wortlaut unseres Textes eng anlehnt; vgl.
oben S. 497 f.
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