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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0580
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Grafschaft Ostfriesland

Und darna mit vorganden gebett soll men to der
erwehlunge vorttreden und ein jeder up sine geweten
vormanet, dat he ut den vorgeschlagenen personen
den allernutlichsten sine stemme geven wolde. Als
sie dan in der wahl eins geworden und de erwelde
personen up vorgande christlike vormaninge den be-
rop angenamen, sollen se in der negestfolgender pre-
dige 88 mit namen der gemene vorgestellet und ein
jeder vormanet werden, sofern em einiger mangel
bewust, darum de vorgestelde personen des ambtes
unwerdich to achten weren, dat he solckes innerhalf
achte dagen 89 dem prediger edder oldesten anmelden
wolle.

Und so inmiddels nicht ingebracht, soll dat still-
schwigen der gemene als er consens geachtet und die
nie erwellde oldesten in der folgende predige 90 be-
stediget und de gemene eres ambtes jegen densul-
vigen vormanet werden.

11.

Van dem amte der oldesten 91.

Dat ambt der oldesten is, dat se sollen upsicht up
de ganze gemene und allen eren ordningen hebben,
darmit se by gesunder lehr und reinen gadesdenst
erholden und vor allerley vorfohrung, beide, im ge-
loven und wandel, bewahret werde. Und so jemand
mangelhaft befunden, dat se den predigern mit radt
und daet bywohnen, dat sodaniger mit christliken
vormanungen entwedder möge wedder upgerichtet
unde torechte gebracht werden, edder, so he halsterk
fortfahren wurde na genochsame avertuginge siner
begangenen sunde und vorachting der treuwherti-
gen, bröderliken vormahnungen, ordentlick van der
gemene möge utgeschlaten werden.

88 Hier abweichend von Emden, wo die Vorstellung bei
der Kommunion erfolgt. Vgl. aber Microns Ordinan-
cien, cap. III, unten S. 592, wonach die Vorstellung
nach der Sonntagsmorgenpredigt geschieht.

89 Auch hier abweichend von Emden, wo ein Einspruch
bis zur nächsten Kommunion, also innerhalb von
vier Wochen, zu erheben ist. Die Regelung unserer
KO entspricht ungefähr Microns Ordinancien, cap.
III, unten S. 592.

90 Der Emder Brauch, die Ältesten beim Abendmahl
zu bestätigen, ist also nicht übernommen. Micron
kennt ihn auch nicht; vgl. aaO. cap. IV und VI,
unten S. 593. 595 ff.

12.

Van den vorsamlungen der oldesten,
diaconen und des predigers, und wat
darinne gehandelt werden soll.

Up dat nu solcke christlike ordnung möge stedes
geholden werden, sollen de oldesten sambt die dia-
conen und der prediger alletydt den ersten Sondach
in ein jeder monat tosamenkamen na de middach
up de klocke twe ungefordert. Und soferne men
mochte to late 92 kamen edder ock ganzlich utbliven,
so is einhellig beschloten, dat de to late kamende in
der armen bußen 93 schall geven 1 ½ schap 94 und de
ganze utblivende 3 schap, idt were den, dat he sol-
ckes siner collegen einer toforne anmelde und sich
gnugsam excusire 95. Und wofern solckes to Norden
muchte vorhindert werden, sollen se na geholdener
predige sambt den prediger sick byeinander vor-
samlen, und soferne enige commissiones in der vori-
gen tosamenkumst jemand to vorrichten befohlen,
soll der prediger edder sonsten der oldesten ein, so
alsden praesident is (den datt soll allemal ordentlik
ummegan 96), fragen, effte se vorrichtet sind, und na
entfangener antwort sick beradtschlagen, effte etwas
widers in den sachen to donde sy edder nicht 97.

Darna, solcke christlike ordnung desto beter to
underholden, sollen de prediger und oldesten under
sick censuram morum anstellen, darin sick der dener
und oldesten sambt und sonder in der lehr und le-
vende censuriren laten, sich underandren tom flyte
vormahnen, und dar etwas an jemande vormerkt,
dat der kercken tom besten konde vorbetert werden,
deßen soll he gudtlich tor vorbetringe des mangels
errinnert, und dat sick ein jeder in sinem denste im

91 Das ganze Kapitel lehnt sich meistens wörtlich an
das entsprechende der Emder KO, oben S. 499, an.

92 = spät; vgl. oben S. 79, Anm. 42.

93 = Büchse; vgl. Doornkaat Koolman I, 265;
Schiller und Lübben I, 460; Lasch und Borch-
ling I,378.

94 Zum Schaf vgl. oben S. 405, Anm. 94 a.

95 Der Passus „na de middach up de klocke twe... excu-
sire“ ist in der Druckvorlage am Rand nachgetragen;
die hochdeutsche Fassung unserer KO hat ihn nicht.

96 Insofern abweichend von Emden, als dort nur die
Prediger präsidierten; vgl. oben S. 499. 506.

97 Entsprechend der Emder KO, oben S. 499.

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