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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0581
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Lütetsburger Kirchenordnung 1606

geloven und wandel to einem vorbilde der gemene
darstellen wolde, angereizet und gebeden werden 98.

Darna 99 soll ein idtliker gefraget werden, effte he
etwas van andern, to der ordning gehörig, intobrin-
gen hebbe? Und so beschwernißen vorfallen, die so
geschapen und so bekant geworden, dat se na der
vorschrift Christi Matt. 18 [15ff.] der gemene vor-
tobringen und dorch private vormanungen, so van
einem allein edder in bywesen der getugen geschehen,
nicht hebben konnen gebetert werden, soll darup
ummegefragt werden, wo desulvige wechtonemen
und am allerbequemsten mogen bygelegt werden.
Und wat den darup einhellich also beschlaten wert,
soll dem prediger mit einem edder twe oldesten ed-
der den oldesten allein (na gelegenheit der saken und
person, mit welckem der ergerniße halven, so in lehr
edder leven begangen, to handelen) van dem damals
praesident edder wortholdende uperlegt und im na-
men der ganzen vorsamlunge to vorrichten befohlen
werden, und wat enen darup bejegenet, tom negsten
wedder inbringen.

Dar sick den findet, dat der gefallene broder edder
suster de vormaninge gudtlich angenamen, wert er-
kundiget, effte ock de gegevene ergernißen so wytt
ingereten, dat se nicht privatlich ohne vorstellinge
in der gemene muge wechgenamen werden, und fol-
gendes so gehandelt, als idt der gemene und ock den
gefallenen am erbouwlichsten erachtet wert, dewyle
der Herr, als Paulus segt, siner kercken macht ge-
geven hefft to beteren und nicht to vorderven,
2. Cor. 13 [10],

Im fall averst solche bröderlike vormanung baven
tovorsicht vorachtet worde, soll de halßsterke vor
dem prediger und oldesten der gemene beropen wer-
den, dar he den avermals treuwlich und ernstlich to
der erkenteniße und affstand van siner sunden und

98 Dieser Absatz lehnt sich meist wörtlich an den ent-
sprechenden der Emder KO, oben S. 504, an.

99 Alles folgende bis zum Schluß des Kapitels lehnt
sich meist wörtlich an den entsprechenden Teil der
Emder KO, oben S. 499-502, an.

1 Abweichend von der Emder KO, der zufolge die Vor-
stellung des Bußfertigen am Tisch des Herrn zu ge-
geschehen hatte; vgl. oben S. 500 und 501, Anm. 96.
Microns Ordinancien weichen hier auch von der Em-
der Ordnung ab; vgl. cap. XXIV, unten S. 644.

2 Hier fehlt der Hinweis auf die Zulassung zur Kom-

munion, den die Emder KO, oben S. 500, hat. Die

ergernißen vormanet und gebeden soll werden. Und
so he syck dardorch bewegen let, soll he getröstet
und voriger gestalt geratschlaget, wo solche gege-
vene ergernißen am allerfogligsten mogen wech-
genamen werden.

Welches, so idt privatlich nicht kan geschehen,
soll der bottferdige der ganzen gemene vorgestellet 1
und sine bote mit hertliker freuwde kundgedaen wer-
den, mit bidde, dat de gemene, dorch em geergert,
muge em solckes van herten vorgeven und wedder-
um als ein lidtmadt der gemene Christi erkennen 2.

So averst der halstarriche in siner bosheit vor-
harret, soll he erstlich van des Hern nachtmall sus-
pendirt werden und darna to vorscheden malen brö-
derlich tor bote vormanet werden 3. Und so he up
solcke vormanung ock nicht acht hebben wert, soll
he entliken van der gemene bet tor tydt der bote
opentlick affgesundert und vorbannen werden, ock
de gemene darby ferner vormahnet werden, dat se
siner conversation, sofern idt de christlike leve wolle
ertragen, sich sollen entholden, darmit se dardorch
nicht beschmittet und der sunder in siner unbott-
ferdicheit nicht gesterket werde, sondren mach
schamrott werden und sick wedder to den Heren be-
keren und wedder van der gemene angenamen wer-
den.

13.

Van erwelung der diaconen und erem ambte.

Gelyck als Gott den menschen an lyff und sehle
erschapen, also hefft he ock na siner gottlichen wys-
heit und genade einem jedren deel syne nottrufft
und ordnung geschafft und vorgeschreven.Darher
beneven dem predigambt ock de diaconiae paupe-
rum he der armen denst im olden und nien testa-
mente vorordenet und gebaden 4. Und sollen in deser

Lütetsburger Abweichung erklärt sich offenbar aus
der vorigen, mit Ziffer 1 bezeichneten Variante. Auf
Lütetsburg muß inzwischen nicht unbedingt eine
Abendmahlsfeier stattgefunden haben.

3 Hier fehlt das Emder Zwischenglied, die Vorstellung
des Unbußfertigen vor der Gemeinde zur Fürbitte;
vgl. oben S. 501 mit Anm. 97. Micron, cap. XXIII,
unten S. 643, hat dieses Zwischenglied ebenfalls.

4 Vom Anfang des Kapitels bis hier fast wörtliche An-
lehnung an den entsprechenden Teil der Emder KO,
oben S. 505.

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