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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0582
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Grafschaft Ostfriesland

unser gemene alletydt ver diaconi syn, derer twe
oldesten sollen bockholden, unde dat van nie jar an
bet up tokamenden nien jar, und alsden sollen se
affgan und de andere twe ere collegae wedder in ere
platz treden und dat armenbock wedderum an-
nemen. Und an dersulvigen stede sollen alle nie jar
twe andere menner ut der gemene, so ein gudt ge-
ruchte hebben und voll des h. Geistes syn, wedder
erwelet werden, welcher erwehlung soll geschehen
evenmaten, als tovorn in erwelung der oldesten is
vorordenet worden 5. Die twe averst, so affgetreden
syn, sollen darna im sall up dem huse Lutzborg in
bywesen der gebedende avericheit edder van der-
sulvige darto vorordente neven den prediger, wie dan
ock deren, so van der gemene darby to syn begeren,
opentlick eres ambtes halven, wat se entfangen und
utgegeven hebben, gude, richtige rekenschop dohn 6,
welche rekenschop, so se richtich befunden, darna
van der gebedende overicheit, edder so an dersul-
vigen stadt vorordnet, wie dan ock van den predi-
gern und oldesten der gemene mit egener hand sub-
scribirt werden, up dat se also mogen genochsam
quitirt und ein gudt testimonium eres getreuwen und
flytigen denstes averkamen und gedanket werden.

Todem sollen ock gemelte diaconi der armen in-
kamen upmanen, de legata, in testamenten bespra-
ken 7, inforderen, de almosen, so des Sondags und
sonsten, wen dat aventmall des Hern geholden wert,
flytich insamlen. Und dewyle de armen weinich ren-
ten edder inkamen hebben, sollen erer twe alle drey
weken mit der armen bußen ummegan und vor der
borger dör van erer gemene und gelovensgenaten
edder sonsten gudthertigen bekenden luden ein al-
mosen to stuer der armen und tor gemene besten 8
samlen und van allen gude rekenschop holden. Wo-
fern averst der drewekenummegang van den anwal-

5 Oben S. 547 f. Abweichend von Emden, wo die Dia-
konenwahl im Unterschied zur Ältestenwahl ohne
Beteiligung der Gemeinde geschieht; vgl. oben
S. 506 mit Anm. 19. Einen völlig gleichen Aufbau
von Ältesten- und Diakonenwahl schreiben Microns
Ordinancien vor; vgl. unten S. 591ff.

6 Ein Verzeichnis der Diakonen und ihrer abgelegten
Rechnung seit 1580 enthält das Lütetsburger Kir-
chenbuch, Bl. 100 ff.

7 = festgesetzt; vgl. Lasch und Borchling I, 247.

8 Der Passus „und tor gemene besten“ ist in der Druck-

vorlage zwischen den Zeilen hinzugefügt, Die hoch-

tenden diaconen muchte vorsumet werden, so sol-
len de vorsumeren in der rekeninge tor straffe geven
so vele, als se in der lestledenen 9 ummegang in der
buße entfangen hebben 10.

Darna ock, dat se de hußarmen ordentlyck up-
getekent hebben und recht kennen und vorordenen,
wat men ein jeder to syner nottrufft soll und kan ge-
ven, wem de almosen moten vormehret edder na der
tydt und nott vormindert edder ock na gelegenheit
ganz affgesegt werden.

Und up dat se solches alles treuwlich vorrichten
mögen und van der armen gelegenheit egentlike
wetenschop hebben, is vorordenet, dat se up ere
armen flytige achtinge hebben, sie in eren hueseren
besöken, er anliggen und gelegenheit erkundigen, die
nottrufftigen helpen und, sovele moglich is, mit aller-
ley nottrufft vorsorgen, die sterken tom gadesdenst,
erbarheit und arbeide vormanen und anholden, de
unordentlyken tor beteringe wisen 11. Und wofern se
solche ere vormaninge nicht wollen annehmen, sol-
len se vor den oldesten sambt den predigern beropen
werden, welche se ock ernstlick vormanen sollen.
Und so solche vormanung ock baven tovorsicht geen
stad und rum 12 wurde finden, sollen se ut dem boke
der armen utgelescht und hernegest enen nicht mer
gegeven werden. Idt sollen ock ferner de diaconi
allemal, wen dat aventmall des Hern soll geholden
werden, ummegan van huß to huß 13, enen solckes
anmelden und ferner fragen, effte se ock gesinnet
syn, sick mit tom dische des Hern to vorfögen, und
wen se darto Ja seggen, sollen se mit wunschung
Gades freden fortgan. Sofern se averst Nen seggen,
sollen se erkunden de orsaken edder vor watt be-
schwernißen vorhanden, so enen van solcken hilligen
handel affholden. Und nadem se desulvigen enen ge-
apenbaret, sollen se na gelegenheit der ohrsaken de

deutsche Fassung hat: ein almuesen oder beysteur
für die armen Christi unserer gemein...

9 =dem jüngstvergangenen; vgl. oben S. 418, Anm.39.

10 Der Passus „Wofern averst... entfangen hebben“ ist
in der Druckvorlage am Rand nachgetragen. In der
hochdeutschen Fassung unserer KO fehlt er.

11 Vom Beginn des Absatzes bis hier meist wörtliche
Anlehnung an die entsprechende Stelle in der Em-
der KO, oben S. 507.

12 = Raum; vgl. oben S. 70, Anm. 14.

13 Vgl. Emder Armenordnung von 1576, oben S.455f.

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